Sport Kommentar: Aus mit Ansage

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Die deutsche Mannschaft ist an fehlender Kreativität und Frische gescheitert. Auch Effizienz ging ihr völlig ab. Die Chancenauswertung war miserabel.

Eine Blamage für den deutschen Fußball: Das 0:2 gegen den krassen Außenseiter aus Südkorea war der Tiefpunkt einer zuvor schon ganz bedenklichen Entwicklung. Zu sehr wurde vor allem die erschreckend schwache Generalprobe gegen Saudi-Arabien, die geradeso mit 2:1 gewonnen wurde, als zu vernachlässigendes Testspiel-Resultat abgetan. In der Partie gegen die Saudis, bei dieser WM völlig chancenlos, offenbarten sich bereits die Schwächen, die sich wie ein roter Faden durch das Turnier zogen: keine Konsequenz im Torabschluss, kein Schwung, kein Tempo, keine Ideen aus dem Mittelfeld, das nur von den Namen her stark besetzt war.

Löw hätte Özil nicht einsetzen dürfen

Thomas Müller und Mesut Özil, die in vielen Länder- und Vereinsspielen für Überraschungsmomente und Torgefahr bürgten, waren völlig von der Rolle. Julian Draxler konnte nicht an seine guten Leistungen als Kapitän des Confed-Cup-Siegers 2017 anknüpfen. Im Test gegen Saudi-Arabien war Marco Reus der wirkungsvollste Offensivmann, er kam beim 0:1 zum Start gegen Mexiko zu spät in die Partie, trug aber Entscheidendes zum 2:1-Zittersieg gegen Schweden bei. Gestern jedoch ließ er sich gegen abschlussschwache, aber bienenfleißige Südkoreaner von seinen einfallslosen Kollegen anstecken. Özil war ein Schatten seiner selbst, ihm missriet alles. Bundestrainer Joachim Löw, der Özil lange kennt, hätte sehen müssen, dass die Erdogan-Affäre dem sensiblen, einfachen Jungen schadete. Ja, Özil ist von seinem Auftreten her noch ein unsicherer Junge, bei dem zu Verletzungs- und Formproblemen auch politische hinzukamen. Löw hätte Özil trotz dessen fußballerischen Riesenpotenzials nicht einsetzen dürfen. Er stand wie sein ebenfalls verunsicherter Kollege Ilkay Gündogan neben sich.

Neuaufbau ist nötig

Gegen Südkorea gingen Löws Umstellungen gründlich daneben. Fünf Änderungen nahm er diesmal vor, nur zwei gezwungenermaßen wegen Jérôme Boatengs Sperre und Sebastian Rudys Verletzung. Das offensive Mittelfeld mit Leon Goretzka, Özil und Reus sollte Frische und Schwung versprechen. Gehalten hat es nichts. So hing Spitze Timo Werner in der Luft. Was gegen Schweden in einen glücklichen Sieg mündete, war am Mittwoch ein Reinfall. Toni Kroos, mit seinem späten Freistoßtor der Held des Schweden-Spiels, spielte gestern arg zögerlich, brachte nur ungenaue Schüsschen hin. Der Bundestrainer wird sich selbst hinterfragen. DFB-Präsident Reinhard Grindel bekräftigte vor dem Spiel noch, mit Löw den Neuaufbau angehen zu wollen. Der ist nötig. Das haben auch schon die vorigen Weltmeister erfahren. Sie scheiterten ebenso in der Vorrunde.

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