Rheinpfalz Quecke, Ampfer und alles andere vernichtet

Wie verbrannt sehen einige landwirtschaftlich genutzte Felder bei Waldfischbach-Burgalben aus. Die Pflanzen sind weiß und tot. Diese Beobachtung machten Wanderer, Fitness-Bewusste und Spaziergänger am Galgenberg und beim Hundeheim. Ob dort eventuell Gen-Mais in Verbindung mit Pestiziden eingesetzt wurde, fragten sie die RHEINPALZ. Die Antwort: Unkrautvernichter ja, Gen-Mais wohl nicht.

„Verseuchte Erde“, so war der erste Eindruck mancher Naturliebhaber und Jogger aus Waldfischbach-Burgalben, als sie das im vergangenen Jahr mit Mais bestellte Feld eines Landwirts am Parkplatz Galgenberg und am anschließenden Trimmpfad im Frühjahr sah. Sämtliche Pflanzen auf dem Acker sahen weiß aus und waren tot. „Alles wurde im Frühjahr grün, nur dieses Feld nicht“, staunte ein Hundebesitzer. „Kein einziges Grashälmchen ist dort gewachsen.“ Ein weiteres Feld, das „verdorrt wie nach einem langen, heißen Sommer nach der Ernte“ aussah, fiel ihm an der Zufahrt zum Vereinsheim der Hundefreunde auf. Laut dem Landwirt wurde vor rund sieben Wochen auf diesen Feldern der Pflanzenwirkstoff Glyphosat ausgebracht, um die Unkräuter Quecke und Ampfer zu bekämpfen. Statt für ein teures spezifisches Mittel habe er sich für ein billiges Totalherbizid entschieden. Weil der Wirkstoff unselektiv und sicher wirkt, sei auch gleich ein Teil der Wiese am Naturfreundehaus abgespritzt worden. Dort soll eine Nachsaat erfolgen. In Rheinland-Pfalz ist für die Kontrolle der Anwendung und des Verkaufs von Pflanzenschutzmitteln die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier zuständig. „Ein Verdacht auf unsachgemäßen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollte daher gleich der ADD gemeldet werden“, sagt Sprecher Hans-Jürgen Kreutz. Auch für den in Deutschland verbotenen Gen-Mais ist die Behörde zuständig. „Die Wahrscheinlichkeit, dass hier Gen-Mais-Saatgut angebaut wurde, ist sehr gering und tendiert gegen Null“, äußerte Kreutz auf Nachfrage der . Bei der Saatgutverkehrskontrolle würden jedes Jahr bundesweit bei der Zulassung des Saatguts Proben gezogen und auf GVO-Verunreinigungen untersucht (GVO: gentechnisch veränderte Organismen). Aktuell seien einschließlich ausländischer Proben rund 400 Maisproben analysiert worden. „2014 wurden in ganz Deutschland nur acht GVO-verunreinigte Maisproben gefunden“, so der Referent. In Rheinland-Pfalz seien 2008 bis 2010 jährlich etwa 30 Proben gezogen worden. Im Jahr 2011 habe man keinen Mais untersucht. Seit 2012 würden nur noch sechs ausländische Maisproben genommen. In Rheinland-Pfalz habe man bei der letzten Kontrolle keine gentechnisch veränderte Organismen im Saatgut festgestellt. Kreutz: „Die GVO-Saatgut-Ergebnisse für Rheinland-Pfalz sind ab 2008 auf unserer Internetseite dokumentiert: ADD – Landwirtschaft – Agraraufsicht - Saatgut.“ Hinsichtlich des Einsatzes von Glyphosat teilte der ADD-Mitarbeiter mit, dass es verschiedene zugelassene Mittel mit diesem Wirkstoff gibt. 90 Mittel sind im Handel zu kaufen, 50 davon sind für Haus- und Kleingärten zulässig. Für jedes Produkt seien die Anwendungsbestimmungen wie Aufwandsmenge pro Hektar und Auflagen wie Abstand zu Gewässern auf der Internetseite des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hinterlegt. Eine Brache über eine gewisse begrenzte Zeit – wie von dem Waldfischbacher Landwirt praktiziert – stehe der landwirtschaftlichen Nutzung nicht entgegen. Ob ein sachgerechter Einsatz erfolgt sei, müsse vor Ort geprüft werden. „Seit dem 21. Mai gelten neue Anwendungsbestimmungen für Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Glyphosat.“ Darauf weist Erich Jörg, Referatsleiter im Mainzer Umweltministerium, hin. Das BVL habe den Wirkstoffaufwand pro Jahr begrenzt. Zudem erlaube es die Spätanwendung im Getreidebau zur Ernteoptimierung nur noch in Ausnahmefällen. Das Bundesamt begründe die Verschärfung damit, dass durch die Reduzierung des Oberflächenabflusses das Grundwasser besser geschützt werden soll. In einer Pressemitteilung des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums von Mitte Juni erwähnt Ministerin Ulrike Höfken, dass sich bei Untersuchungen von Oberflächengewässern in Rheinland-Pfalz herausgestellt habe, dass der gesundheitsschädliche Wirkstoff Glyphosat und seine Abbauprodukte in einem Großteil der Proben (57 Prozent) nachweisbar war. Laut dem Pflanzenschutzexperten Jörg möchte Umweltministerin Höfken den Einsatz von Glyphosat in Klein- und Hausgärten sowie öffentlichen Flächen einschränken, da das Mittel dort allzu oft viel zu sorglos eingesetzt werde. Hacken, Mulchen oder Abflämmen seien umweltschonende Alternativen. Zusammen mit sieben weiteren Bundesländern habe Rheinland-Pfalz seine Sorge über die vorliegenden Erkenntnisse über das Gefahrenpotenzial des Wirkstoffs zum Ausdruck gebracht. Während der Recherche der RHEINPFALZ hat der Landwirt begonnen, die Äckern umzupflügen. Geplant sei eine Aussaat, wahrscheinlich von einem Gemenge, so der Bewirtschafter.

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