Neustadt Zehn Euro für Wanne voll Holz

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Seit Januar kann Bauholz nicht mehr kostenlos auf dem städtischen Wertstoffhof abgegeben werden. Die Neustadter sind verärgert.

Die Neustadterin hatte es gut gemeint: Wegen eines alten Holzregals, das ausgedient hat, wollte sie nicht die Sperrmüllabfuhr bestellen. Indes war das Regal zu schwer, um an einem Stück im Auto auf den städtischen Wertstoffhof in der Nachtweide transportiert werden zu können. Also wurde das ehemals gute Stück kleingeschlagen, das Ergebnis kam in eine Wanne und diese in den Kofferraum. Zur Enttäuschung der Frau nahm der Wertstoffhof das Holz aber nicht mehr kostenlos an. Zehn Euro sollte sie bezahlen. Nicht, weil ihr das zu viel gewesen wäre, sondern weil sie sich ärgerte, vorab nicht informiert worden zu sein, nahm sie die Wanne samt Inhalt wieder mit heim. Irritierend war für die Neustadterin zudem, dass die Mitarbeiter des Wertstoffhofs unfreundlich gewesen seien. „Ich bin seit über 20 Jahren immer wieder mal dort, und stets war das Personal sehr nett.“ Sie führt das darauf zurück, dass die Mitarbeiter von der neuen Situation überfordert seien. Einer habe zu ihr gesagt, dass es deswegen ständig Probleme gäbe. Irritationen hüben wie drüben hätten vermieden werden können, wenn die Sache mit dem Holz richtig kommuniziert worden wäre, ist die Bürgerin überzeugt. Wie im Abfallkalender 2017, den der Eigenbetrieb Stadtentsorgung Neustadt (ESN) Ende vergangenen Jahres verteilt habe. Dreh- und Angelpunkt des Ärgers ist die seit 2017 geltende neue Gebührenordnung. Sie wurde unter anderem wegen der Biotonne notwendig, sieht aber eben auch eine Veränderung beim Bauholz vor. Es wird seit Januar nicht mehr kostenlos angenommen (wir berichteten). Das hängt mit mehreren Dingen zusammen. Vorneweg ist die Kommune, zu deren Aufgabe es gehört, sich um Hausmüll zu kümmern, nicht verpflichtet, Bauholz anzunehmen. Dabei handelt es sich meist um alte Fenster, Weinbergpfähle, Jägerzäune. Dieses müssen Bürger bei einem privaten Unternehmen abgeben, in Neustadt zum Beispiel bei Gerst. Bislang war der ESN kulant, zumal sich mit solchem Holz noch Geld verdienen ließ. Aktuell jedoch ist es eher ein Minusgeschäft. Nimmt der städtische Wertstoffhof daher Bauholz an, muss er dafür eine Gebühr verlangen: Das Kommunalabgabengesetz schreibt Kostendeckung vor. Seit 2017 kostet die Tonne Bauholz daher 100 Euro, bis zu 50 Kilogramm sind es zehn Euro. Im Fall der Neustadterin bedeutet das: Hätte sie das Regal an einem Stück zum Wertstoffhof gebracht, wäre es kostenloser Sperrabfall gewesen. Das kleingeschlagene Holz in der Wanne indes stellte die Mitarbeiter vor ein Problem. In einem weiteren kuriosen Fall haben sich diese Woche die Jagdpächter zweier Reviere bei Gimmeldingen und Diedesfeld die Augen gerieben. Sie säuberten den Wald von illegal abgelagertem Müll, darunter Bauholz, an dem zum Teil noch Teppichreste hafteten. Im Wertstoffhof angekommen, wurde der Abfall von einem Mitarbeiter als schadstoffbelastet eingestuft und durfte nicht beim Bauholz landen, obwohl es für schadstoffbelastetes Bauholz einen eigenen Container gibt. Er verwies an den Kollegen beim Sperrmüll, der es klaglos entgegennahm. Sperrmüll in überschaubarem Umfang kann kostenlos angeliefert werden – weshalb die Jagdpächter überrascht waren, als beim Abmelden im Empfangsbereich des Wertstoffhofs plötzlich 20 Euro fällig wurden. Wegen der Schadstoffbelastung, sei ihnen gesagt worden, was sie dann endgültig verwirrte. Zudem brachte sie der ,„pampige Ton“ des Personals wegen ihrer Nachfragen auf die Palme. ESN-Leiter Klaus Klein ist nicht glücklich über solche Fälle und entschuldigt sich dafür. Dass die Jagdpächter überhaupt etwas bezahlen mussten, wundert ihn zusätzlich, auch wenn seine Recherche noch läuft. Denn egal, was angeliefert werde: Wer illegal abgelagerten Müll aufsammele und bringe, müsse ohnehin nichts bezahlen. Der ESN habe nicht mit einer solchen Verwirrung gerechnet und sich vor allem auf die gezielte Information zum Sperrmüll konzentriert. |ahb

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