Ludwigshafen „Wir kämpfen gegen die Schließung“

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Das Werk des Pumpen-Herstellers Halberg in Ludwigshafen soll im kommenden Jahr geschlossen werden. Gewerkschaft und Betriebsrat wollen die 250 Arbeitsplätze im Stadtteil Süd retten. Doch die Aussichten dafür sind nicht gut, wie gestern bei einer Betriebsversammlung auf dem Werksgelände deutlich wurde.

Es ist ein kalter, grauer Tag. Rund 130 Halberg-Beschäftigte haben sich gestern Mittag im Hof des Ludwigshafener Traditionsunternehmens versammelt, um zu hören, was Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall zum Stand der Verhandlungen mit der Unternehmensführung zu sagen haben. Es sind keine guten Nachrichten, die von den Arbeitnehmervertretern per Megafon verkündet werden. „Unser Konzept ist aus Sicht der Arbeitgeber nicht tragbar“, sagt Günter Hoetzl von der IG Metall. Am Morgen gab es Verhandlungen. Die Arbeitnehmervertreter haben seit der Bekanntgabe der Schließung Anfang September ein Konzept erarbeitet, um den Standort Ludwigshafen zu erhalten. Kernpunkte: Mehr selbst machen, die Umlage an den Konzern reduzieren und die Einnahmen erhöhen. Nach Ansicht des Betriebsrats könnte das Werk Ludwigshafen so im kommenden Jahr ein Plus von 4,4 Millionen Euro erwirtschaften. „Wir sagen daher: Der Standort kann bleiben, und mit dem neuen Konzept lässt sich Geld verdienen“, sagt Hoetzl. Doch die Arbeitgeberseite sieht das offenbar anders. „Laut deren Zahlen würden wir 800.000 Euro Miese machen. Unser Konzept sei nicht betriebswirtschaftlich geeignet, um die Zukunft des Standorts zu sichern. Was sagt ihr dazu?“, ruft der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Dirk Rauschkolb der Menge zu. Buhrufe werden laut. Bei den Verhandlungen sind verschiedene Zahlen durchgerechnet worden, die unterschiedliche Auffassungen untermauern. Die Gespräche haben den Beschäftigten keine Hoffnung auf eine Wende für den Standort gebracht. „Damit ist es aber nicht zu Ende. Jetzt beginnt es erst richtig. Wir werden die Schlagzahl erhöhen. Es kann nicht sein, dass Halberg einfach so abwickelt wird“, gibt sich IG Metall-Vertreter Hoetzl kämpferisch. Der Gewerkschaftsfunktionär will mit der Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik Druck auf den US-Konzern Flowserve ausüben, der die Halberg GmbH zu Jahresbeginn gekauft hat. Der Konzern hat das Aus für den Standort Ludwigshafen mit hohen Verlusten begründet, die vor allem eine Folge der Energiewende seien. Die Aufträge für Kraftwerkspumpen hätten sich dadurch drastisch reduziert. Der Verdrängungswettbewerb auf dem Pumpen-Markt habe sich verstärkt. Deshalb soll die Produktion von Ludwigshafen an Standorte in Spanien, Frankreich, Holland sowie Thailand und zu einem kleinen Teil in die USA ausgelagert werden. Die Arbeitnehmervertreter in Ludwigshafen halten diese Argumentation für vorgeschoben. „Es geht nicht ums Geld, sondern um die Unternehmensstrategie. Die wollen sich gesundstoßen“, sagt Betriebsrat Dirk Rauschkolb. „Flowserve ist ein Arbeitsplatzvernichter, der diesen Standort plattmachen will“, sagt Metaller Hoetzl, der nun Kontakt zu Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) aufnehmen will. Nach 30 Minuten ist die Betriebsversammlung im Hof zu Ende. Der Konzern will Pressevertreter dabei nicht auf seinem Gelände haben. Am 9. November soll es die nächste Verhandlungsrunde geben. „Wir werden weiter darum kämpfen, die Schließung zu verhindern“, sagt Hoetzl nach der Versammlung und kündigt eine Demo an. Streiks wollte er nicht ausschließen, und auch einen Sozialtarifvertrag will die IG Metall verhandeln. „Deutschland ist nicht Amerika. Hier kann man nicht einfach so seine Mitarbeiter feuern. Wenn es zur Schließung kommt, dann soll dies den Konzern richtig Geld kosten“, meint Hoetzl. Die Zukunftsaussichten für das Werk sind offenbar ähnlich düster wie das Wetter.

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