Rheinpfalz Wehr in Lambrecht testet neues Einsatzkonzept: Feuerprobe bestanden

Es ist eine Premiere im Südwesten: Wehrleute entfachen an diesem Wochenende bei Elmstein mehrere Waldbrände. Unter realistischen Bedingungen soll so das neue Einsatzkonzept getestet werden. Statt schwerem Gerät kommen Hacken und Wasserrucksäcke zum Einsatz. Das könnte Schule machen.

Wolfsgrube heißt die Gegend, die das Forstamt Johanniskreuz den Wehrleuten in der Verbandsgemeinde Lambrecht für dieses Wochenende zugewiesen hat. Der Name lässt vermuten, dass dort bis ins 19. Jahrhundert hinein Wölfe mit Fallen zur Strecke gebracht wurden. Jetzt soll in diesem Kiefernwald nördlich von Elmstein nicht Isegrim, sondern dem „roten Hahn“ der Garaus gemacht werden. Doch dazu muss man erst mal einen haben. Mit dem Segen der Behörden kümmert sich ein Freiwilliger der Lambrechter Verbandsgemeinde-Feuerwehr darum: Aus einer Flämmkanne lässt er ein brennendes Gemisch auf den staubtrockenen, mit Kiefernnadeln, Zapfen, Herbstlaub und dürren Ästen übersäten Boden tropfen. Sofort züngeln kleine Flammen empor, die rasch größer werden und sich ratzfatz den steilen Hang hinauf fressen – immer in Richtung der intensivsten Sauerstoffzufuhr. Beißender weißer Rauch raubt einem bald nicht nur den Atem, sondern auch die Sicht. Zwei Dutzend Wehrleute arbeiten sich den Hang hoch. Einige tragen an einem langen Stiel ein Multifunktionswerkzeug: Je nachdem, welche Seite eingesetzt wird, dient es als Axt, Hacke oder Rechen. Brandstellen lassen sich damit auseinanderziehen oder auch die dünne Humusschicht wegschaufeln, damit die Flammen keine Nahrung mehr finden. Andere Kameraden haben einen Sack mit 20 Litern Löschwasser geschultert, das sie über eine Spritze feindosiert abgeben können. Etwas weiter oben behält Detlef Maushake die nahende Truppe im Blick. Der niedersächsische Waldbrandexperte mit einschlägigen Einsatzerfahrungen in Südeuropa und den USA ist nicht zu übersehen: Er trägt einen roten US-Feuerwehrhelm mit der Aufschrift „Crew Boss“, an dem eine Videokamera befestigt ist, sowie eine knallgelbe Schutzjacke. Lässig stützt sich Maushake auf einen Spaten. „Ins Gelände gehe ich nie ohne Werkzeug“, begründet er diesen ständigen Begleiter. Ohne den Spaten „hast du nichts in der Hand“, wenn im Einsatz herumliegende Äste plötzlich wieder zu brennen beginnen. Die Lambrechter Feuerwehrleute machen sich derweil daran, mit ihren Werkzeugen und sparsamen Wassergaben aus dünnen Schläuchen die Flanken der den Hang hinauf laufenden Feuerfront einzudämmen. Und zwar möglichst von ihrer Rückseite her, sonst würden ihnen Qualm und Hitze zu schaffen machen. Nur die Feuerspitze wird von vorne angegangen, um sie etwas abzubremsen. Und tatsächlich: Binnen weniger Minuten hat die Truppe den für die Übung angelegten Waldbrand im Griff. Maushake beobachtet die Kameraden, gibt hier und da in ruhigem Ton Ratschläge, macht auf Gefahren aufmerksam, hakt nach. Dann qualmt plötzlich ein paar Meter vor ihm am Boden ein dicker Ast bedenklich vor sich hin. Ein Luftzug erweckt das Feuer zu neuem Leben. Sofort macht sich der Übungsleiter mit seiner Schaufel am Ast zu schaffen, während ein Feuerwehrmann mit Wasser Schützenhilfe leistet. Dann heißt es für die Übungsteilnehmer, am Rande des verbrannten Waldbodens einen Graben hochzuziehen, damit eventuell wiederaufflackernde Flammen keine Chance mehr haben, sich auszubreiten. Nur ein paar hundert Liter Wasser wurden für den Einsatz benötigt. Früher wurde dagegen das im Wald rare Löschwasser aus dicken Schläuchen versprüht, erläutern der Lambrechter Feuerwehrchef Frank Flockerzi und Steffen Wenz, Leiter des Teams „Waldbrandbekämpfung“ der Verbandsgemeinde-Wehr. Nach kurzer Zeit war dann der Tankwagen leer und das Feuer flackerte trotzdem wieder auf. Bis mit weiteren Fahrzeugen von weither zusätzliches Wasser herangekarrt werden konnte, hatten die Flammen schon erheblichen Schaden angerichtet. Nach dem neuen Konzept dämmen die Wehrleute einen Waldbrand vor allem mit einfachen, aber effektiven Mitteln ein. Neben den clever konzipierten Multifunktionsgeräten und den Rucksack-Wasserbehältern werden dabei nur noch Schläuche verwendet, die kaum dicker sind als jene, die auch zum Sprengen von Hausgärten gebraucht werden. „Haushalten mit Löschwasser“ heißt die Parole. Das Lambrechter Konzept könnte Schule machen, zeigt sich Torsten Ritzmann, der stellvertretende Feuerwehrinspekteur im Landkreis Bad Dürkheim, überzeugt. Die spezielle Ausrüstung müsste für ausgewählte Wehren angeschafft werden, die dann als „Waldbrandbereitschaft“ vorgehalten werden könnten. „Die machen eine super Arbeit“ bescheinigt Detlef Maushake schon nach dem ersten Übungstag der Lambrechter Verbandsgemeinde-Feuerwehr. In der Manöverkritik gelte es, hier und da noch an der Feinabstimmung zu feilen und auf Kleinigkeiten hinzuweisen. Einig sind sich alle Beteiligten, dass eine solche „heiße“ Übung mehr Erkenntnis bringt als die üblichen „Schattenspiele“ ohne echtes Feuer. Nur ein paar hundert Quadratmeter werden dabei beeinträchtigt, so Steffen Wenz. Doch durch die gewonnene Erfahrung dürften bei künftigen Waldbränden erhebliche Schäden vermieden werden. Mit diversen Sicherheitsvorkehrungen hat sich die Lambrechter Wehr auch auf den Fall vorbereitet, dass das Übungsfeuer außer Kontrolle gerät. Doch nicht alles lässt sich planen. Mitten in die Übung platzt ein Anruf: Am Talausgang soll es brennen. Doch das Problem dort ist bald keines mehr, ein Trafo hatte durch Rauch auf sich aufmerksam gemacht. Und so geht an diesem Samstag der Wunsch von Wehrleiter Flockerzi in Erfüllung: Mit der „Brandstiftung“ seiner Truppe zu Übungszwecken wollte er es möglichst nicht in die Tagesschau schaffen ...

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