Kreis Germersheim Wegen Sprengstoff-Depot evakuiert

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Lingenfeld: In einem Haus in der Neustadter Straße fanden Polizisten am Samstag Rohrbomben und Sprengkörper. Sie wurden in der Nacht zu Sonntag gesprengt. 1000 Lingenfelder mussten ihre Häuser verlassen. Am Vormittag hatte ein 16-Jähriger Sprengstoff gezündet und sich dabei schwer verletzt.

Ein 16-Jähriger hatte am Samstagvormittag auf einem Feldweg bei Lingenfeld eine selbst gebastelte Waffe mit Schwarzpulver entzündet und sich bei der Detonation schwere Verletzungen im Gesicht zugezogen. Der junge Mann wurde mit dem Hubschrauber in ein Karlsruher Fachklinikum geflogen. „Im Zuge der polizeilichen Ermittlungen stellte sich heraus, dass der 16-Jährige zu Hause in einem Kellerraum weitere selbst gebastelte Rohrbomben sowie mehrere selbst hergestellte Sprengkörper lagerte“, berichtete Polizeisprecher Michael Baron gestern in einer gemeinsamen Erklärung der Staatsanwaltschaft Landau und des Polizeipräsidiums Rheinpfalz. Fachkräfte des Landeskriminalamts hätten daraufhin entschieden, dass die Gegenstände sofort kontrolliert vernichtet werden müssen. 1000 Lingenfelder aus Neustadter, Schwegenheimer, Altspeyerer und Obergartenstraße, aus dem Griesweg sowie der Kautzen- und der Hohesteggasse mussten zwischen Samstag gegen 18 Uhr und Sonntag, 0.30 Uhr, ihre Häuser verlassen. Sie alle wohnen in einem Radius von 300 Metern um die Fundstelle in der Neustadter Straße. Fast 250 Lingenfelder kamen in der Goldberghalle unter. „Es war eine wahnsinnig gelassene Stimmung in der Halle. Die Leute waren sehr vernünftig, es gab keine Nörgler“, berichtete Lingenfelds Ortsbürgermeister Erwin Leuthner (CDU) gestern. Der Sprengstoff wurde kontrolliert auf einem Acker in Höhe der Straße Im Strängel gesprengt: „Es hat einen richtig heftigen Schlag getan“, beschreibt Leuthner, der selbst auch in der Goldberghalle war. Gegen 0.20 Uhr gaben die Spezialisten des Landeskriminalamts Entwarnung. Danach konnten die Anwohner wieder nach Hause. Leuthner zeigte sich gestern betroffen darüber, dass der Junge so schwer verletzt ist, seines Wissens nach bestehe jedoch keine Lebensgefahr, berichtete er. Bei der Familie des Jungens, der noch vier Geschwister hat, handle es sich um eher introvertierte Menschen, berichtete der Ortsbürgermeister. Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, der leitende Notarzt, das Deutsche Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst informierten die Bürger am Samstag darüber, dass sie die Häuser verlassen müssen, Mitglieder der Malteser und vom Roten Kreuz versorgten die Anwohner in der Goldberghalle mit Getränken. Leuthner lobte gestern den Einsatz der Rettungskräfte: „Das hat gut funktioniert.“ Auch Fritz Brechtel (CDU), Landrat des Kreises Germersheim, lobte die fast 150 Einsatzkräfte für die gute und reibungslose Zusammenarbeit. Brechtel dankte den Bürgern, die mit dieser Ausnahmesituation ruhig und gefasst umgegangen seien. Gegen den 16-jährigen Lingenfelder wurde nach Angaben eines Polizeisprechers ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. (snr)

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