Speyer Unvorhersehbare Gefahren im Rhein

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Vor gut einer Woche ertrank ein Mann bei Speyer im Rhein. Auch vergangenen Samstag verunglückte ein Schwimmer zwischen Speyer und Baden, konnte jedoch gerettet werden. DLRG und Wasserschutzpolizei warnen vor dem Baden im Rhein.

Vergangenen Samstagnachmittag: Ein Mann erleidet beim Schwimmen im Rhein bei Speyer einen Krampf, wird von der Strömung mitgerissen und ist hinter einer Buhne gefangen. Er hat großes Glück, denn während die Wasserschutzpolizei und die Helfer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus Speyer gerade ausrücken, kann er von einem Jetski-Fahrer gerettet werden. Der Mann wird anschließend vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht, wie die Speyerer Feuerwehr weiter berichtet. Viermal hatte die Speyerer DLRG in diesem Jahr schon Einsätze wegen in Not geratenen, Menschen im Rhein. Der Rhein ist besonders bei sommerlichen Temperaturen eine große Spielweise für Wasserfans – ob motorisiert oder schwimmend. Doch er ist auch das gefährlichste Binnengewässer Deutschlands. Die Gefahr, die von ihm ausgeht, wird oft unterschätzt. Robert Tiesler, Pressesprecher des DLRG-Ortsverbands Speyer, erinnert sich an einen Fall, der sich vor einigen Jahren ereignet hat: „Ein Mann stand knietief im Wasser. Der Rhein war zu dieser Zeit besonders flach. Die Sogwirkung eines vorbeifahrenden Schiffs war so stark, dass er mitgerissen wurde und ertrank.“ Gerade derzeit sei der Wasserpegel im Rhein wieder besonders niedrig, berichtet er. Das erhöhe die Gefahr. Die Schiffe treiben eine große Bugwelle vor sich her. Das Wasser fließt am Schiff und darunter nach hinten, wodurch sich eine starke Rückströmung entwickelt. Wie tief man in den Rhein hineingehen kann, darüber lässt sich keine konkrete Aussage treffen. „Das hängt ab von der Strömung, wie hoch der Wasserstand ist, ob Bauwerke in der Nähe sind und vom vorbeifahrenden Schiff“, erläutert Tiesler. Laut Wasserschutzpolizei ist das Baden im Rhein nur an Hafeneinmündungen verboten, wie der Leiter der Dienststelle in Germersheim, Kurt Mistler, mitteilt. Auch der Polizeibeamte warnt vor den unberechenbaren Strömungen gerade im Bereich der senkrecht in den Rhein ragenden Dämme, auch Buhnen genannt. Dort bilden sich Wirbel, die Schwimmer nach unten ziehen. Vor allem an den Spitzen der Buhnen ist es laut Mistler gefährlich. Dort werden im unbefestigten Grund oft metertiefe Strudellöcher erzeugt. „Man erkennt die Strudel auf der Wasseroberfläche oft nicht“, warnt Tiesler. Bojen könnten auch gefährlich werden, weil sich dort Treibgut festsetze. Die Speyerer Ufer werden nicht von der DLRG überwacht. „Wir haben nicht genügend Personal“, erläutert Tiesler. Der Ortsverband bewacht die Seen im Binsfeld, kommt es aber zu einem Unfall, rücken die Helfer ebenfalls auf den Rhein aus. Die Wasserschutzpolizei Germersheim ist von Altrip bis Lauterburg nahe der französischen Grenze unterwegs, wie Mistler berichtet. Nach Angaben des Polizeidienst-stellenleiters hat der Rhein bei Speyer eine Fließgeschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde. Damit ist laut Tiesler der Rhein bei Speyer vergleichsweise schnell. Tiesler verdeutlicht: „Wenn man an der Rheinbrücke abgetrieben wird, kommt man am Klärwerk wieder raus.“ Wenn man abgetrieben werde, solle man sich deshalb darauf konzentrieren, möglichst in rechtem Winkel zur Fließrichtung zu schwimmen und sich nicht auf einen Punkt am Ufer fixieren. Gegen ein Schiff habe man keine Chance. „Wenn der Kapitän es überhaupt merkt, hat er trotzdem einen Anhalteweg von mehreren Kilometern“, berichtet der DLRG-Experte. Tiesler empfiehlt mit Kindern und Jugendlichen in einem bewachten Badesee zu schwimmen. Im Binsfeld sind beispielsweise an den Wochenenden und Feiertagen die DLRG-Helfer im Einsatz, oft bis 18 Uhr. Baden im See hat ebenfalls Tücken, aber andere. „Vor allem im Frühjahr gibt es unterschiedliche Wassertemperaturen je nach Tiefe. Das kann vor allem für Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen gefährlich sein“, erläutert Tiesler. Schlingpflanzen seien ungefährlich, es sei denn man verheddere sich in vielen Blättern und gerate in Panik. Der DLRG-Helfer warnt auch davor, angetrunken ins Wasser zu gehen. „Viele überschätzen sich dann. Oder sie schwimmen im Dunkeln raus und können dann das Ufer nicht mehr ausmachen“, berichtet Tiesler. Dieses Jahr habe es noch keine besonderen Vorkommnisse am Binsfeld gegeben. „Wir haben bislang nur viele Wespenstiche und Schnitte versorgt. Herz-Kreislauf-Probleme gab es noch nicht“, sagt er.

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