Ludwigshafen Ludwigshafen: Abschied vom Einzelhandel

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Was tun mit leer stehenden Geschäften in der Bismarckstraße? Die Stadt will, dass Immobilienbesitzer über Alternativen zum Einzelhandel nachdenken.

In der Bismarckstraße ist das Problem auf den ersten Blick zu sehen. Im mittleren Abschnitt zwischen Bahnhof- und Kaiser-Wilhelm-Straße gibt es einige leer stehende Läden. Der Anblick der Fußgängerzone ist trostlos und verheerend für das Image der City. Nun sollen Wohnungen und Räume für Dienstleister den früheren Einzelhandel ersetzen. Ein entsprechendes Modellprojekt, das Impulse setzen soll, hat der Bauausschuss Mitte Januar auf den Weg gebracht (wir berichteten). Gestern nun wurde der Stadtentwicklungsausschuss darüber informiert. Die Idee ist simpel. Die Häuser, deren Ladenlokale im Erdgeschoss leer stehen, sind in den Obergeschossen gut vermietet. Teils befinden sich dort Rechtsanwaltskanzleien, Arztpraxen oder Dienstleistungsfirmen. Wenn die gewerblichen Mieter ins Erdgeschoss zögen, wären die Leerstände gefüllt. Die frei werdenden Räume könnten als Wohnungen vermietet werden. Aus der Luft gegriffen ist das Konzept nicht: Seit einiger Zeit gibt es in der Innenstadt eine Entwicklung in diese Richtung. So befindet sich beispielsweise in der benachbarten Ludwigstraße im ehemaligen Alnatura-Supermarkt eine Augenarztpraxis nebst Optiker. Und auch das Rala-Haus, das lange Jahre Sport Scheck beherbergte, ist kein Kaufhaus mehr. Der Eigentümer hat die Immobilie zu einem Ärzte-, Geschäfts- und Wohnhaus umgebaut. Auch der seit Jahren leer stehende ehemalige Kaufhof wird künftig kein Warenhaus mehr sein. Die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) bauen das Gebäude zu einem Kundenzentrum um. Im kleineren Maßstab hat dies bereits eine Betriebskrankenkasse mit dem ehemaligen Fashionhouse in der Ludwigstraße getan. Die Wohnbaugesellschaft GAG wird im Sommer die Häuser 70 bis 74 in der Bismarckstraße abreißen und mit Neubauten den Eingang zum Bürgerhof aufwerten. Als Mieter sind dort vor allem Wohnungssuchende vorgesehen. In Zeiten des boomenden Internethandels und der großen Einkaufszentren wie der Rhein-Galerie scheint es für die kleinen Einzelhandelsladenflächen in der Fußgängerzone keine Zukunft mehr zu geben. Es sei denn, es finden sich Nischengeschäfte mit einem speziellen Angebot, das Kunden gezielt dort einkaufen lässt. Der auf hochwertige Schuhe und Bergstiefel spezialisierte Schuh Keller ist ein Beispiel dafür, dass trotz des schwierigen Umfelds auch in der Ludwigshafener Innenstadt noch gute Geschäfte gemacht werden können. Wobei auch das Traditionsunternehmen einen großen Teil seines Umsatzes mittlerweile über den Online-Handel macht. Nach dem Willen der Stadt sollen Immobilienbesitzer, deren Gewerbeflächen im Erdgeschoss leer stehen, umdenken. Und da setzt das Modellprojekt der Stadt an: Es soll den Eigentümern aufzeigen, was wo möglich wäre und so Impulse für einen Strukturwandel geben. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche neuen Nutzungen für die Erdgeschosslagen sinnvoll und welche Voraussetzungen dafür notwendig wären. Externe Berater sollen nun in den kommenden Monaten die Immobilienbesitzer kontaktieren und die Möglichkeiten ausloten. Auch eine Beratung für den Umbau von Häusern ist angedacht. Volker Adam von der Stadtplanung im Rathaus stellte bei der Ausschusssitzung gestern aber auch klar: „Falls sich keine Immobilienbesitzer finden, die mitmachen wollen, dann wird das Projekt gestoppt.“

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