Bad Dürkheim Explosiv: Tok Tok statt Ping Pong

Für Kinder ist es garantiert nicht zur Nachahmung empfohlen, aber irgendwie hat es früher schon Spaß gemacht, Tischtennisbälle, die aufgrund eines Risses in der Oberfläche nicht mehr verwendbar waren, mit einem Feuerzeug zu malträtieren. Manchmal gab es eine kleine Stichflamme und dann roch es so herrlich nach Chemie. Mag sein, dass es das in Zukunft auch noch tut, aber eine Stichflamme sollte mit den neuen Bällen nicht mehr entstehen. Jan Eymael spielt seit vielen Jahren für den TTC Bad Dürkheim und er erinnert sich an so manche Veränderung im Tischtennissport. Zum Beispiel an die Umstellung von 38 Millimeter auf 40 Millimeter große Bälle wegen der besseren Sichtbarkeit bei Fernsehübertragungen. Der Sport sollte für Zuschauer attraktiver werden. „Wo sind denn jetzt die ganzen Fans“, habe ein Mannschaftskollege damals ironisch gesagt, als die Halle zum Spiel trotzdem leer blieb. Die aktuelle Neuerung, die mit dem Ende dieser Saison einsetzt, hält Eymael ebenfalls für nicht sehr bedeutend für den Sport. Trotzdem: Bisher ist der Vorsitzende der einzige im Verein, der über ein kleines Kontingent an Plastikbällen verfügt. Er spüre den Unterschied zwischen Zelluloid und Plastikball beim Spiel, sagt er in einem spontan verabredeten Training mit der RHEINPFALZ. Tatsächlich fühlt sich der Plastikball für langjährige Tischtennisspieler etwas anders an. Er nimmt den Spin, dem man ihm mitgibt, nicht so sehr an, wie der Zelluloidball. Die Oberfläche scheint glatter zu sein. Was sich auch verändert hat, das ist der Klang des Balles. Ping Pong – so hörte sich das bisher an. Und daher hat der Sport auch seinen Namen. Heuer klingt des Spielgerät eher nach Tok Tok. Dass man nun den Namen des Sports wieder ändert, scheint aber eher unwahrscheinlich. 90 Jahre lang regierte der Zelluloidball. Dass er jetzt abgeschafft wird, liegt nicht etwa daran, dass in China ein Sack Reis umgefallen ist, sondern daran, dass – ebenfalls in China – ein Container mit einer halben Million Tischtennisbällen in Flammen aufgegangen ist. Frank Höger, Tischtennisspieler beim TV Ellerstadt, erinnert sich an keinen Fall, in dem der Transport von Tischtennisbällen hierzulande zu einem Unglücksfall geführt hätte. Und das, obwohl bei der Produktion ähnliche Prozesse ablaufen, wie bei der Herstellung von Nitroglycerin. Vielleicht deshalb lehnt die Firma DHL die Lieferung von Tischtennisbällen komplett ab. Hergestellt wurden die Zelluloidbälle zuletzt nahezu ausschließlich in asiatischen Ländern und da die Tischtennisverbände irgendwie auf eine eventuelle Lieferproblematik reagieren mussten, kam die Entwicklung eines Plastikballes gerade recht. Spitzenspieler wie Timo Boll waren jedoch mit den Eigenschaften des Balles unzufrieden. Erst langsam näherte sich die Qualität der Bälle den bekannten Zellulloidprodukten an. Wie Frank Höger weiß, gehört auch eine deutsche Firma inzwischen zu den Produzenten. Die neuen Bälle wurden bei internationalen Turnieren und in den höheren Ligen bereits seit vergangenem Sommer verwendet. Inzwischen sind auch Leute wie Timo Boll einverstanden. Die Umstellung in den unteren Ligen wird dagegen etwas länger dauern, schätzt Höger. Für Spieler, die eher abwartend oder reagierend spielen, ergebe sich das Problem, dass sie ihr Timing verändern müssten. Gerade ältere Spieler müssten ihr Spiel aufgrund der veränderten Eigenschaften des Balles nun wieder etwas umbauen. Dies werde womöglich zwei Spielzeiten dauern und mit einigem Frust über unnötig verlorene Spiele verbunden sein. Diesem Frust können die Spieler nun die Freude darüber entgegensetzen, dass selbst bei einer krachenden Vorhand keine Explosionsgefahr mehr besteht.

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