Grünstadt Ein Thema, zwei Runden

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Am Ende des ersten Teils ist es ein junger Syrer, der dem abstrakten Begriff der Flüchtlingswelle ein Gesicht gibt. Der 21-Jährige berichtet kurz und in recht ordentlichem Deutsch über seine Gründe, Heimat und Familie zu verlassen: „Es wird jeden Tag schlimmer. Jeden Tag sterben mehr Menschen.“ Er bekommt Applaus. Sein Auftritt unterstreicht, was Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) als Wunsch an die laut Polizei rund 420 Besucher des Informationsabends – Teil eins – in Eppstein gerichtet hatte: „Es geht zunächst darum, Menschen aufzunehmen, die Schutz suchen vor Krieg, Not und körperlicher Gewalt.“ Wieder fasst sich kurz, als es um die reine Information geht, was in der Isenachsporthalle im benachbarten Flomersheim unter Hochdruck vorbereitet wird: eine Notunterkunft für bis zu 140 Flüchtlinge, wohl überwiegend Männer. Der OB nennt Gründe, warum es aus seiner Sicht keine Alternative zum nun gewählten Standort gibt: Andere Hallen seien zu klein, zu stark in Trainings- und Wettkampfpläne von Schulen und Vereinen eingebunden oder schlicht von ihrer Lage her ungeeignet. Und der Rathauschef skizziert, wie er für Sicherheit in der Halle selbst und in ihrem Umfeld sorgen will: privater Sicherheitsdienst rund um die Uhr, Präsenz der Polizei und Sozialarbeit. Der Oberbürgermeister beschreibt eindrücklich, wie sich die Prognosen übers Jahr von anfangs 200.000 auf nun gut eine Million erwarteter Flüchtlinge entwickelten. Er nennt die Hauptgründe für die „massive Bewegung“: Bürgerkrieg in Syrien und Irak, Krisenherde in Somalia und Eritrea. Und liefert so die Begründung, warum die Stadt nicht hinterherkommt, Wohnraum zur, wie Wieder betont, „menschenwürdigen Unterbringung“ der nach Frankenthal zugewiesenen Flüchtlinge zu schaffen. Die anschließend in Fünferblöcken gestellten und beantworteten Fragen aus dem Kreis der Besucher des ersten Teils der Veranstaltung kreisten vor allem um das Thema Sicherheit. Hier ging es den zahlreichen Fragestellern beispielsweise um Art und Umfang der Bewachung, um die Furcht vor mehr Kriminalität oder auch um mögliche ansteckende Krankheiten (Wieder: „Kein einziger Fall bekannt.“). Heiko Arnd, Leiter der Polizeiinspektion Frankenthal, setzte den vielfach geäußerten Bedenken Zahlen entgegen: In Frankenthal und Umgebung würden Jahr für Jahr rund 6000 Straftaten begangen, 2014 gingen davon 72 auf das Konto von Flüchtlingen. Der häufigste Straftatbestand dabei: Ladendiebstahl. Arnd: „Sie leben in Eppstein und Flomersheim in sicheren Vororten. Die Polizei sorgt dafür, dass das so bleibt.“ Gefragt wurde aus dem Plenum auch nach voraussichtlicher Dauer und geplantem Beginn der Nutzung der Isenachsporthalle. OB Wieder zog sich angesichts der Unübersichtlichkeit der künftigen Entwicklung auf ein vages „So kurz wie möglich, so lange wie nötig“ zurück. Vieles hänge davon ab, wie schnell die eigens für die Unterbringung von Flüchtlingen angekaufte Gewerbeimmobilie in der Hammstraße umgebaut sei. Die ersten Asylbewerber würden wohl in zehn Tagen die Flomersheimer Sporthalle einziehen. Eppsteins Ortsvorsteher Uwe Klodt (SPD) und der stellvertretende Flomersheimer Ortsvorsteher Gerhard Bruder (Grüne) lobten die überwiegend sachliche Haltung der Bürger in den Vororten und appellierten an die Bereitschaft, den Neuankömmlingen zu helfen. Es lagen Listen aus, in die sich an ehrenamtlichem Engagement Interessierte eintragen konnten.

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