Kreis Germersheim Bienwald-Projekt wird deutlich billiger

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Wörth/Hagenbach: Zehn Jahre hat das Naturschutz-Großprojekt Zeit. Knapp 12 Millionen Euro stehen zur Verfügung, um die Biotop-Vielfalt im und um den Bienwald zu erhöhen. Ob das gelingt? Ein Blick auf das Budget des Projekts zwei Jahre vor seinem Ende weckt Zweifel: Rund 4 Millionen Euro – etwa ein Drittel des Etats – werden nicht verbraucht.

Wer wissen will, wo ein Projekt steht, schaut sich am einfachsten zunächst die Budget-Entwicklung an. Und da sieht es für das Naturschutz-Großprojekt Bienwald schlecht aus: Knapp 12 Millionen Euro stehen für das Zehn-Jahres-Vorhaben zur Verfügung. Wenn alles nach der derzeitigen Planung verläuft, werden davon aber nur 7,9 Millionen Euro verbraucht. Das freut zwar den Steuerzahler. Aber weil in der Natur vieles zusammenhängt, lässt das befürchten, dass das Projekt insgesamt sich in einer Schieflage befindet. Landrat Fritz Brechtel (CDU), ohne dessen Engagement das Großprojekt nie zustande gekommen wäre, scheint zumindest von der Deutlichkeit dieser Entwicklung überrascht. Sein Erklärungsversuch beginnt mit Allgemeinplätzen: Der Antrag, an dessen Ende der 12-Millionen-Euro-Etat stand, habe auf „groben Vorplanungen“, auf „Schätzungen“ beruht. Aber dann wird er konkret: Einige Bereiche seien deutlich billiger geworden. Für den Kauf von alten Bäumen waren beispielsweise 1,75 Millionen Euro veranschlagt, die Vorgaben konnten dann aber mit 1,2 Millionen Euro erreicht werden. Viel Geld gespart wurde auch beim Posten „Ausgleichszahlungen“ etwa für den Verlust von Wasser- oder Weiderechten: Statt 875.000 Euro wurde nur 90.000 Euro gebraucht. Und gut 1 Million Euro dürften beim Ankauf von Flächen gespart worden sein: Ursprünglich wollte das Projekt sich rund 200 Hektar sichern. Mittlerweile wurde das Ziel auf 100 Hektar zurück geschraubt. Der Grund: In der dicht besiedelten Südpfalz sei es schwerer an die Grundstücke zu kommen wie etwa in der Westpfalz, so Brechtel. Mit diesen drei Beispielen lassen sich immerhin schon knapp 2,5 Millionen Euro der nicht verbrauchten 4 Millionen Euro erklären. Die restliche Summe – knapp 1,5 Millionen Euro - dürfte auf dem Viehstrich gespart worden sein. Dort waren im Offenland viele Vorhaben geplant. Voraussetzung dafür war und ist die Flurbereinigung. „Die hat sich länger hingezogen als geplant“, sagt Brechtel. Mittlerweile wendet sich das Blatt aber: Für den Bereich „Bienwald Ost 1“ (Kandel) wird bald die Genehmigung erwartet, für den Bereich „Bienwald Ost 2“ (Minfeld/Freckenfeld) soll sie im Spätjahr folgen. Lediglich der dritte Teil – „Bienwald West“ – hinkt noch hinterher. „Die Planungen für 2016/17 werden sich also voraussichtlich noch verändern“, sagt Brechtel und hofft, dass zumindest ein Teil der Projekte im Offenland im Schlussspurt umgesetzt werden kann. Bereits abgeschlossen sind dagegen etliche Teilprojekte im Waldbereich: •Die Naturwaldfläche (1680 Hektar) ist komplett ausgewiesen, •3600 Methusalembäume sind gesichert. •Abgehakt werden kann auch der Punkt „Entwicklung Eichen-Mischwald“: Auf 122 Hektar wurden über 110.000 junge Eichen gepflanzt. •Abgeschlossen ist auch die Entwicklung der Streuobstwiesen um Büchelberg. •Das Besucherlenkungskonzept wurde zusammen mit Südpfalz-Tourismus entwickelt. Informationstafeln und Hinweisschilder sollen 2017 folgen. Auf der Zielgeraden ist das Projekt bei der Anlage von Amphibientümpeln: 11 von 14 existieren bereits. Beim Punkt „Entwicklung Nasser Bienwald“ ist dagegen noch einiges offen. Die alten Entwässerungsgräben wurden erst in einem von zwei Teilbereichen abgekoppelt. Vor allem aber steht die Erhöhung der Schaidt/Lauterburger Straße noch aus. „Ohne die geht gar nichts“, sagt Projektleiter Peter Keller. Hier ist aber erst die Vorplanung abgeschlossen; eine genehmigungsreife Planung soll in diesem Jahr erstellt werden. Zwei Projekte wurden endgültig fallen gelassen: Für ein System zur Wiesenbewässerung fehlt mittlerweile die Zeit, so Keller. Grund sind anfängliche Bedenken wegen möglicher Hochwasser-Probleme. Die seien zwar mittlerweile ausgeräumt: „Die Menschen haben gemerkt, dass das Wasser, das auf den Wiesen steht, nicht mehr in den Keller fließt.“ Aber jetzt sei es zu spät. „Bringt zu wenig und ist zu teuer“, begründet Keller den Verzicht auf die Anhebung des Rußbach. Folgekosten für die Gemeinden werde das Naturschutz-Großprojekt nach seinem Abschluss Ende April 2018 keine haben, versichert Landrat Brechtel. Wo die Arbeit weitergeht – etwa mit der Beweidung der Sandrasen und Zwergstrauchheiden – werde dies mit Mitteln des Landes zur Biotop-Betreuung bezahlt. (lap)

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