Ludwigshafen Bekenntnis zur Eberthalle

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Ob Entertainer, Spitzensportler oder Musiker – die nach dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik benannte Halle war zwischen den 60er- und 90er-Jahren für viele Promis eine unverzichtbare Station und hat bei einigen bleibenden Eindruck hinterlassen. Showmaster Dieter Thomas Heck, 22 Mal mit „Der goldenen Stimmgabel“ zu Gast, nannte sie sein „Wohnzimmer“. Kollege Hans-Joachim Kuhlenkampf ließ die Zuschauer im November 1985 während der Quizsendung „Einer wird gewinnen“ wissen: „Eure Halle ist sensationell. Hier kann man auch übernachten.“ Für bleibende Schäden sorgte 1967 die Rockband The Who, die vor 3000 fanatischen Fans die Sau rausließ. „Sie tobten wie die Besessenen. Das war kein Konzert. Es war ein Happening für fliegende Stühle, zerbrochene Instrumente, zerrissene Hemden und Platzwunden. Ein Beat-Skandal“, schrieb die Zeitung. Hallenchef Georg Böhn erlitt an dem turbulenten Abend einen Herzanfall. Für den anstehenden Wahlkampf-Besuch von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger musste das Gebäude renoviert werden. Geprägt hat das Haus auch Generationen von Ludwigshafenern, darunter Michael Cordier. „Da ich in der Nähe aufgewachsen bin, waren die Halle und der Ebertpark ein wichtiger Platz in meiner Jugend“, erzählt der Chef der Marketinggesellschaft Lukom. „Holiday on Ice war für uns Kinder faszinierend. Für meine Eltern war es das Doppelkonzert von Elton John 1986. Er ist per Hubschrauber mit einer gelben Perücke eingeflogen und hat dann die Zuschauer in seinen Bann gezogen.“ Lebhaft erinnert sich auch Lukom-Sprecher Markus Lemberger: „Meine musikalische Erweckung fand am 27. März 1975 statt: Deep Purple war mit 15 mein erstes Live-Konzert. Noch heute höre ich die Songs aus den 70er-Jahren so oft wie keine anderen.“ Und Autor Werner Appel schwärmt: „Ich bin mit der Eberthalle aufgewachsen. Sie war neben der Saarlandhalle Veranstaltungshaus in der Region.“ Der 49-Jährige vom Bereich Stadtentwicklung will bis zum Parkfest ein Buch über die Halle herausgeben. In dem von Bildern dominierten Band wird auch die TV-Premiere im Dezember 1967 eine Rolle spielen, als der „Blaue Bock“ mit Heinz Schenk aufgezeichnet wurde. Peter Frankenfeld mit „Vergissmeinnicht“ folgte. Die Halle galt fortan als fernsehtauglich, der Weg war damit frei für die Stars der Branche: Frank Elstner und Thomas Gottschalk kamen mit „Wetten, dass..?“, Joachim Fuchsberger mit „Auf los geht’s los“. Eröffnet wurde die Halle mit der markanten Architektur am 12. März 1965 durch die Frühjahrsschau „Blütenzauber im Ebertpark“. Grundsteinlegung war am 26. April 1963. Von Beginn an war die Stadtreklame GmbH für den Betrieb zuständig. Erstes Großereignis mit 150.000 Besuchern war im September 1965 die Hauswirtschaftliche Landesausstellung des Deutschen Hausfrauenbunds (Hafa), die 1982 durch die „Consumenta“ abgelöst wurde. Mit Catcher-Turnieren, Boxkämpfen und Handball-Länderspielen machte sich die Halle in der Szene einen Namen. Die Judo-WM 1971 und die Ringer-EM 1975 waren internationale Glanzlichter. 1994 wurde ein elastischer Sportboden verlegt. Dass die Halle mit maximal 4300 Sitzplätzen ihre beste Zeit hinter sich hat, ist kein Geheimnis. Moderne Arenen wie in Mannheim oder Köln haben ihr den Rang abgelaufen. Die ZDF-Spendengala „Hand in Hand“ war 2008 die letzte Live-Aufzeichnung einer TV-Show. Als Standort für kleinere Messen, Kultur- oder Sportveranstaltungen sowie als Heimstatt des Handball-Bundesligisten TSG Friesenheim hat sich die Halle neben dem Pfalzbau aber als zweite Stadtbühne etabliert. 132.000 Gäste wurden im Vorjahr gezählt, fünf Millionen dürften es seit 1965 gewesen sein. Zahlen, die auch Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) durchaus beeindrucken, selbst wenn der Unterhalt der Halle ein Zuschussgeschäft bleibt und der Sanierungsbedarf hoch ist. „Natürlich ist die Halle in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr aktuellen Anforderungen. Die heutigen Nutzungen zeigen aber, dass es eine Zielgruppe gibt.“ Gerüchten, die Halle sei abrissreif, erteilt er eine klare Absage. „Die Eberthalle gehört zu den Wahrzeichen Ludwigshafens. Sie hat eine hohe baukulturelle Bedeutung. Deshalb steht ein Abriss nicht zur Debatte." Zur Sache: Erlebniswelt Eberthalle – wir suchen Fotos und Anekdoten Für die Großen der Musikbranche war die Ludwigshafener Eberthalle jahrzehntelang gesetzt: Von A wie AC/DC bis Z wie ZZ Top gaben sich Stars auf der Bühne die Klinke in die Hand: Elton John, Tina Turner, The Who, Deep Purple, Genesis, Frank Zappa, Eric Clapton, Uriah Heep, Rainbow, Whitesnake, Metallica oder die Scorpions. Mit elf Auftritten vorne liegt Jethro Tull, vor Status Quo (9), Barclay James Harvest, Motörhead, Black Sabbath, Manfred Mann und Judas Priest (je 5). The Kinks machten am 8. Oktober 1965 als erste Rockband den Anfang. Die RHEINPFALZ sucht nun gemeinsam mit der Marketinggesellschaft Lukom und Buchautor Werner Appel Menschen, die bei diesen Konzerten oder anderen Veranstaltungen dabei waren und uns Bilder zusenden oder uns schriftlich kurze Anekdoten oder kuriose Erlebnisse schildern. Das Material bündeln wir und werden zum Jubiläumstag am 12. März eine Blickpunktseite zur Eberthalle gestalten. Einsendeschluss ist der 9. März. Zuschriften und Fotos bitte per E- Mail an die Adresse redlud@rheinpfalz.de. 100 TSG-Tickets zu gewinnenMitmachen lohnt sich: Unter allen Einsendern verlost die RHEINPFALZ 25 Mal zwei Gutscheine für Eintrittskarten zum Handball-Bundesligaspiel zwischen der TSG Friesenheim und der MT Melsungen (28. März) – Sektempfang sowie Verzehrbon (Getränk und Speise) inklusive. Das gleiche Paket verlost die Lukom fürs Saisonfinale am 5. Juni gegen GWD Minden. (ier)

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