Pirmasens Anlieger sind stinksauer

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Anlieger sind stinksauer: Im Januar hat ein Wasserrohrbruch die Bitscher Straße überflutet. Seitdem ist die Trasse bis zur Adlerstraße für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Baustelle soll sich noch bis in den August ziehen, haben die Stadtwerke angekündigt. Sie stoßen damit auf Unverständnis.

Günther Gabriel, Inhaber einer Druckerei in der Hauptverkehrsstraße, glaubt noch nicht an ein Bauende in ein paar Wochen. „Das hat sich schon mehrmals verzögert.“ Er kann nicht nachvollziehen, dass es nicht zügiger geht. „An manchen Tagen wird nur halbtags gearbeitet, dann kommen die Arbeiter ein paar Tage gar nicht.“ Zur Krönung hätten Politessen anfangs Protokolle verteilt, wenn ein Autofahrer für wenige Minuten seinen Wagen abgestellt habe. „Da bin ich sogar mal laut geworden“, so Gabriel. 20 Prozent seines Umsatzes macht er mit dem Kleingeschäft, Kopien, Ausdrucken, Papier. „Wir haben im Schnitt 300 Kunden am Tag, die wollen vor der Tür halten und nicht drei Straßen weiter parken.“ Diese Sparte sei „deutlich eingebrochen“. Über die Runden helfe ihm sein stabiler Umsatz mit Geschäftskunden. „Die schicken ihre Aufträge per Email und wir liefern dann Pläne oder Broschüren aus. Unser Glück.“ Gestöhnt wird auch in der Schillerapotheke. „Wir haben Einbußen, Kunden bleiben weg. Andere äußern ihr Unverständnis darüber, dass es mit den Bauarbeiten nicht rund läuft“, klagt eine Mitarbeiterin. Was mit zu dem Unmut beitrage, sei die unklare Baustellensituation. Einmal sei oben die Zufahrt dicht, dann könne man reinfahren, komme aber unten nicht mehr raus. Jetzt stehe oben ein Absperrgitter mit dem Hinweis, zu den anliegenden Firmen sei die Zufahrt frei. Aber es dominierten Halteverbotsschilder. Vor allem mittags bleiben die Kunden auch im Restaurant Novello weg, weil sie nicht vor der Tür parken können. „Abends suchen sich die Leute ein Plätzchen, aber die Laufkundschaft fehlt komplett“, schimpft Inhaberin Elena Popova, die sich machtlos fühlt. „Wir können nur hoffen, dass es bald vorbei ist.“ Eberhard Leitenberger hat zum Jahresende seine Bäckerei in der Straße aufgegeben, ist „heilfroh“, wie er sagt. „So eine Baustelle bricht einem Unternehmen das Genick.“ Bauarbeiten im Vorjahr hatten ihn veranlasst, die Filiale früher als geplant zu schließen. Das Arbeitstempo sei untragbar für die Anlieger. „Da wird einfach in Kauf genommen, dass Unternehmen ein Drittel des Umsatzes wegbricht. Uns hilft ja in so einer Situation niemand. Irgendwann geht einem dann die Luft aus.“ „Es ging nicht anders.“ Mit diesen Worten rechtfertigte Stadtwerkechef Klaus Kreibich gestern die langwierige Baumaßnahme. Mitte Januar sei zunächst nur eine alte Trinkwasserleitung geplatzt. Ursächlich dafür war eine defekte Muffe, die zwei Leitungen verbindet. „Wir haben aufgemacht und repariert. Und als wir wieder Druck auf die Leitung gegeben haben, ist die zweite Muffe runtergeflogen.“ An dem Punkt sei man zu dem Entschluss gelangt, die Straße komplett aufzureißen und die alte Trinkwasserleitung, die eh in die Jahre gekommen war und demnächst zum Austausch angestanden hätte, zu ersetzen. Auch Hausanschlüsse mussten auf die neue Leitung umgehängt werden. „Als wir dann noch eine Gasleitung gesehen haben, die uns nicht gefiel, wurde auch die ausgewechselt.“ Mit der Stadtverwaltung sei vereinbart worden, die Straßendecke auf dem 360 Meter langen Stück so wieder herzustellen, dass sie „die nächsten 20 bis 30 Jahre“ trägt, da habe es viel Abstimmungsbedarf gegeben, es musste ausgeschrieben, Material bestellt werden. Das gehe alles nicht von heute auf Morgen. Auf die Baufirmen will Kreibich nichts kommen lassen. Man versuche mit Unternehmen aus der Region zu arbeiten. „Und die haben halt auch noch andere Baustellen.“ (cla)

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