Rheinpfalz Abseits von Lärm und Hektik

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„Das Dörflein hat so was Leises“, heißt es in einem Gedicht über Reipoltskirchen. Tatsächlich sei es in ihrem Dorf im Odenbachtal auf angenehme Weise ruhig, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Schultz. Das Neubaugebiet ist voll, Altbauten stehen aber zum Verkauf. Ausflügler locken die „Galerie im Grünen“ und die „Wasserburg“ mitten im Ort.

Wer ein wenig Fantasie mitbringt beim Besuch im Dorf im Dreistädtcheneck von Rockenhausen, Lauterecken und Meisenheim, der fühlt sich zurückversetzt in der Zeit. Die vom Landkreis Kusel restaurierte „Wasserburg“ mit Restaurant und imposantem Bergfried liegt auf einem künstlichen Hügel mitten im Dorf, umgeben von modernen Einfamilienhäusern und kaum einen Steinwurf entfernt von der katholischen Kirche. Das Gotteshaus ist jüngeren Datums, steht aber an der Stelle, an der das Dorf „bei Reipolts Kirche“ vor über 800 Jahren gegründet wurde. Die Burg ist jeden Sommer Sitz des Landschaftskunstprojekts „Kunst im Grünen“ und zentraler Punkt des Skulpturenrundwegs „Galerie im Grünen“, der an die europäische „Straße des Friedens“ angebunden ist. Trubel ist trotz dieser Freiluftkultur ein Fremdwort. „Hier herrscht himmlische Ruhe“, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Schultz. „Bei uns lebt es sich wirklich abseits vom Lärm und Getriebe der Zeit.“ Schon 1949 sah Franz Kafitz das ähnlich. Er pries in einem Heimatgedicht die reizende versteckte Lage seines Heimatdorfs und die „echte Treuherzigkeit“ der Menschen und schloss: „Das Dörflein hat so was Leises.“ Sich für Reipoltskirchen als Wohnort zu entscheiden, sei eine Frage der Einstellung, glaubt Schultz. „Wir haben Zuzüge aus dem Raum Ludwigshafen und dem Saarland. Die Menschen kommen wegen der Ruhe und der im Vergleich zu Ballungszentren günstigen Preise für Wohneigentum und nehmen vor dem Hintergrund die Fahrtwege in Kauf. Die Häuser hier haben noch Gärten, das ist doch gerade für Kinder paradiesisch.“ Bauplätze sind nur von privat zu haben. Das Neubaugebiet der Gemeinde ist bebaut, ein weiteres kann die Kommune finanziell nicht stemmen. „Aber es stehen einige Altbauten zum Verkauf“, sagt die Bürgermeisterin. „Ich stelle gern Kontakte her.“ Grundschule und Kindergarten befinden sich in Nachbardörfern, ein Jugendraum ist in Planung, der Bolzplatz liegt im Schatten der Burg. Es gibt einen Grillplatz und eine Veranstaltungs- und Sporthalle, die nach dem Tiermaler Johann Heinrich Roos benannt ist, der 1631 in Reipoltskirchen getauft wurde. Abwechslung ins Dorfleben bringen acht Vereine. „Ohne deren Beitrag wären beispielsweise die Kerwe und der Mittelaltermarkt an der Burg nicht zu stemmen“ , freut sich Schultz. Das Dorf selbst bietet wenig Arbeitsplätze. Die kleineren Zentren Lauterecken und Meisenheim sowie Rockenhausen und Kaiserslautern sind per Ruftaxi, Bus oder Bahn zu erreichen. Schultz: „Tatsächlich pendeln etliche unserer Bürger mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeitsstelle. So lässt sich die Fahrtzeit natürlich besser nutzen als im Pkw.“ Ein Auto sei dennoch von Vorteil für ein Leben abseits von Hauptverkehrsadern und Autobahnen. Im 19. Jahrhundert brachte die Lage der Gegend um Reipoltskirchen den Spitznamen „die alte Welt“ ein. Heute ist die Bezeichnung längst nicht mehr so negativ besetzt wie damals. In der hektischen modernen Zeit biete Reipoltskirchen den Menschen angenehm altmodische Werte, sagt Schultz. „Nestwärme, Heimat, Stille. Das ist doch, was heute oft fehlt.“ Die Serie Im Pfalz-Plan stellen wir wöchentlich in loser Reihenfolge Städte und Gemeinden aus der Pfalz vor. Zwei Fragen - Zwei Antworten Elisabeth Schultz (64)  ist  seit elf Jahren Bürgermeisterin in ihrem Heimatort Reipoltskirchen. Wo ist Ihr Lieblingsplatz im Dorf? In meinem Wohnzimmer am Frühstückstisch. Von dort fällt mein Blick auf die Burg und den wunderschönen Garten von Frau Habermann. Das ist ein Bild, das mich jeden Tag aufbaut und das ich nirgendwo sonst bekommen kann. Warum sollte man herziehen? Bei uns finden Sie in dieser hektischen Zeit Ruhe und Entspannung und eine familiäre Atmosphäre. Nicht zu vergessen die herrliche Lage unseres Dorfs. (kgi)

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