Eisenberg „Am Ende blieb ich 46 Tage“

GÖLLHEIM. Der 28-jährige Christopher Lober fährt mit dem Fahrrad von Göllheim nach Neuseeland. Unterwegs teilt er der RHEINPFALZ per E-Mail mit, was er so alles erlebt hat. Inzwischen ist er über Istanbul in Izmir angekommen. Am 18. August flog er weiter nach Vietnam.

Nach rund 3700 Kilometern bin ich in Istanbul angekommen, meinem letzten Stopp auf europäischem Boden, bevor mein Flug nach Vietnam startet. Mein voriger Bericht endete in Bari in Süditalien. Einige Tage später fuhr ich mit der Fähre Richtung Griechenland auf die Insel Korfu. Zehn Tage lang blieb ich dort, länger als ursprünglich geplant. So hatte ich Zeit, einen Teil der Insel zu erkunden, bevor ich weiter Richtung Athen aufbrach. Griechenland sollte der bis jetzt härteste Abschnitt meiner Reise werden: Die Topographie des Landes macht es einem schwer, ein Fahrrad mit knapp 35 Kilogramm Gepäck vorwärts zu bewegen. Zugleich war es aber auch meine schönste Zeit bisher. Auf dem Festland angekommen, fuhr ich von Igoumenitsa in Richtung Patras und Korinth, bis ich nach knapp 500 Kilometern in Athen ankam. Der Küstenabschnitt war traumhaft, die Buchten menschenleer, lediglich ein paar Segelboote standen vor der Küste. Einige Male schlief ich direkt am Strand, ohne Zelt, nur der Sternenhimmel, das Wellenrauschen und ich. Anders als in Italien versuchte ich diesmal, privat zu zelten. Kurz vor Anbruch der Dämmerung versuchte ich mein Glück, indem ich willkürlich Personen ansprach, ob es möglich sei, bei ihnen zu schlafen. Nicht in der Wohnung selbst, sondern im Garten. Nicht einmal wurde ich enttäuscht, mehrmals durfte ich sogar im Gästezimmer schlafen und wurde zu einem herrlichen Abendessen eingeladen. Die Gastfreundschaft der Griechen ist überwältigend. Anfangs wollte ich lediglich zwei bis drei Wochen in Griechenland bleiben, am Ende waren es 46 Tage. Vier Tage blieb ich in Athen, bevor ich in Richtung Thessaloniki aufbrach. Acht Tage war ich auf dieser Strecke unterwegs. Nette spontane Bekanntschaften machte ich meist, während ich pausierte. Alexander aus Larisa lud mich zwei Tage zu sich und seiner Familie ein, ebenso Klaus und Renate, ein deutsches Auswandererpaar, das seit 15 Jahren in Leptokarya lebt. Kurz vor der Ankunft in Leptokarya hatte ich meinen ersten platten Reifen, nach knapp 2800 Kilometern wohl ein gutes Fazit. Ich hatte Glück, dass ich nur noch anderthalb Kilometer bis zu Renate und Klaus hatte, so schob ich das Fahrrad bis zur Ankunft. Es war lediglich ein winziges Loch, das schnell geflickt war. Mein letzter Abschnitt zwischen Thessaloniki und Istanbul verlangte noch mal alles von mir ab. Das Gelände war zwar zum Großteil flach, allerdings kämpfte ich mit starkem Gegenwind an fünf der insgesamt sieben Tage. Griechenland verabschiedete mich von seiner schönsten Seite: In Alexandroupoli angekommen, der letzten größeren Stadt vor dem Grenzübergang in die Türkei, wurde ich von einem 60-jährigen Griechen namens Nik eingeladen, bei ihm zu übernachten. Noch schnell überzog er sein Bett neu, bevor er sich selbst auf die Bettcouch legte. Ich wollte ihm keine Mühe machen und signalisierte, dass ich auf der Bettcouch schlafen könnte. Es war nichts zu machen, er bestand darauf. In Istanbul bin ich eine Woche lang geblieben. Im Anschluss habe ich mir einen Roller gemietet und bin 14 Tage lang durch die Türkei gefahren. Ich freue mich sehr, nun nach Asien zu kommen und dort neuen Herausforderungen gegenüberzutreten.

x