Speyer Rosa-Luxemburg-Club Speyer erinnert an Hermann und Hugo Steigleiter

Nelken und Gedenktafel.
Nelken und Gedenktafel.

Der Rosa-Luxemburg-Club Speyer erinnert an Hermann und Hugo Steigleiter, die am 6. November 1940 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurden. Er hat am Abend des 6. November im Rahmen einer politischen Kunstaktion eine provisorische Gedenktafel an das Straßenschild „Im Frohsinn“ befestigt.

Außerdem wurden sechs Nelken niedergelegt. Fünf für die

Familie Steigleiter und eine stellvertretend für die mutigen

Menschen im Speyerer Widerstand wie Emma und Jakob Schultheis, Emma und Stanislaus Matuszewski, Heinrich Thiery, Stanislaus Peplinski und weitere mehr.

Das Ehepaar Hugo und Elisabeth Steigleiter lebt mit ihren Söhnen Hermann, Hugo und Heinz (später Henri) „Im Frohsinn“ in Speyer. Die Familie muss nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 nach Lauterburg in Frankreich fliehen, da sich Hugo Steigleiter (sen.) als zweiter Zentralvorsitzender der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) Nordbaden/Pfalz engagiert. Zuvor als Rheinschiffer tätig, ist es für Hugo Steigleiter (sen.) zu gefährlich zurück nach Deutschland zu fahren.

Auf Schiffen verhaftet

Seine Söhne Hermann und Hugo (jun.) sind selbst Rheinschiffer und nutzen ihre Fahrten, um entlang des Rheins die Standorte und Befestigungsanlagen der Wehrmacht für das französische Militär auszuspähen und antifaschistische Magazine und Flugblätter zu schmuggeln. Im Oktober 1938 werden die beiden Brüder unabhängig voneinander in Deutschland auf ihren französischen Schiffen verhaftet und zuerst nach Ludwigshafen und später nach Berlin-Plötzensee gebracht. Die Anklage lautet: „Landesverrat und Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens, Verbreitung von kommunistischen Schriften, Unterstützung der Roten Hilfe und Mitgliedschaft im Kanal- und Rheinschifferverband.“

Beide Brüder werden um 6.10 Uhr am Morgen des 6. November 1940 mit einem Fallbeil hingerichtet. Herman ist zu dem Zeitpunkt 23 Jahre und Hugo 20 Jahre alt.

Erinnern an antifaschistischen Widerstand

Der Rosa Luxemburg-Club Speyer nimmt den 80. Todestag der Brüder zum Anlass nehmen, den antifaschistischen Widerstand zurück in das kollektive Gedächtnis der Stadt Speyer zu bringen. „Der kommunistische Widerstand hat bereits in der jungen BRD kaum Aufmerksamkeit und Würdigung erhalten“, so der Club: „Im Gegenteil: auch nach dem Ende des NS-Regimes mussten sich viele Bürger und Familienangehörige, die sich aktiv gegen die Nationalsozialisten einsetzten, als ,Volksverräter’ diffamieren lassen und wurden stellenweise gesellschaftlich geächtet. Im Gegensatz zu ihren Mördern.“ Der damalige Staatsanwalt und Ankläger am Volksgerichtshof Karl Bruchhaus, der den Prozess gegen die beiden Brüder führte, war in der BRD Oberstaatsanwalt beim Landgericht Wuppertal und wurde 1961 bei vollen Bezügen pensioniert. Ein Strafanzeige der „Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes“ sei 1980 nicht verfolgt worden.

Überfällige Würdigung

Der Rosa-Luxemburg-Club begrüßt den Vorschlag, das Hellinger-Wiesmann-Denkmal auf dem Friedhof mit den Namen antifaschistischer Widerstandskämpfer aus und um Speyer zu ummanteln. Somit würde zukünftig auch in Speyer endlich nicht mehr an die beiden deutschen Faschisten und Hitlerputsch-Teilnehmer Franz Hellinger und Ferdinand Wiesmann erinnert werden.

Eine gebührende und respektvolle Würdigung derer, die in einer Zeit, in der die Menschlichkeit pausierte, ihr Leben für Freiheit und Solidarität riskierten und sich aktiv gegen das NS-Regime stellten, sei auch in dieser Stadt längst überfällig. Noch lebten einige der Weggefährten, noch gebe es in Speyer, im Umland und im Ausland Familienangehörige. „Es sollte unser aller Anliegen sein, ihnen zu danken und ihren Angehörigen zu gedenken.“

Die Brüder Steigleiter.
Die Brüder Steigleiter.
x