Speyer „Juchhe! Es lebe der Wein!“

„Die Beredsamkeit“: Mozartchor unter Dieter Hauß singt Haydn.
»Die Beredsamkeit«: Mozartchor unter Dieter Hauß singt Haydn.

Der Mozartchor Speyer führt am Sonntag, 16. Juli, um 17 Uhr in der Stadthalle das Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn auf. Das Werk ist in Zeiten der Klimakrise auf seine Art ganz außerordentlich aktuell.

Dass der Mozartchor Speyer Musik von Haydn singt, ist völlig naheliegend. Joseph Haydn war der väterliche Freund des Salzburger Meisters. Er war 24 Jahre älter, lebte aber fast 18 Jahre länger als Mozart. Beide schätzen sich sehr. Und während es für einen weltlichen Chor bei Mozart kein großes Repertoire gibt (Kirchenmusik für Chor haben beide freilich viel komponiert), hat Haydn mit den späten Oratorien „Die Schöpfung“ und die „Jahreszeiten“ zwei der populärsten großen Chorwerke überhaupt geschrieben. Das Vorbild Händel ist dabei ganz offensichtlich. Kein Wunder, der Librettist beider Stücke ist Baron Gottfried van Swieten, der auch Mozart mit Bach und Händel vertraut machte. Mozart bearbeitet für den Baron Händel’sche Oratorien, darunter den „Messias“.

Apropos Baron: Vor wenigen Wochen war fünfte Todestag eines der eindrucksvollsten Interpreten der „Jahreszeiten“ von Haydn. Die Rede ist von Enoch zu Guttenberg. Ich erinnere mich eines Konzerts mit diesem Werk unter seiner Leitung beim Schleswig-Holstein Musik Festival 1988, wo er vor der Musik eine eindringliche, ökologisch gestimmte Rede im Blick auf die Botschaft dieses Werkes hielt. Natürlich entstammt dies einer fernen Welt und ist in der Sprache des Textes antiquiert, manchmal auch ein bisschen drollig.

Musik für alle

Es beschwört aber letztlich eine universelle Harmonie von Mensch und Natur, die erst recht in Zeiten der Klimakrise fatalerweise immer mehr verloren geht. In diesem Sinn sind Haydns „Jahreszeiten“ auch eine Mahnung und in hohem Maße aktuell. Sie sind ein Stück für alle Jahreszeiten und – wie die ganze Musik der Wiener Klassik in einem idealen Sinn – Musik für überall für alle Menschen.

Jetzt im heißen Sommer und in der Pfalz ist es aber besonders gut verortet. Im Sommer-Teil werden ebenso der Glanz des Sonnenlichts besungen wie die Folgen der übermäßigen Hitze vorgestellt. Zum Glück kommt dann ein reinigendes Gewitter – und das ohne große Schäden.

Der für die Pfalz sicher wichtigste Teil des Oratoriums ist natürlich der Herbst. In diesem werden Weinbau und Weingenuss ausgiebig behandelt. Nun liegt ja nördlich von Wien auch das Weinviertel – und die Region um Eisenstadt, wo Haydn lange lebte, ist auch ein Weinanbaugebiet.

„Es lebe der Wein!“

„Es lebe das Land, wo er uns reift!“, also der Wein, wird in den „Jahreszeiten“ gesungen. Geradezu bacchantisch wird die Musik in einem Chor mit den Worten „Heida! Laßt uns fröhlich sein und Juchhe, Juchhe, Juch aus vollem Halse schrei’n! Juchhe, Juchhe! Es lebe der Wein!“

Welche Folgen der Weingenuss hat, behandelt auch der Chorsatz „Die Beredsamkeit“ von Joseph Haydn von 1796 nach einem Text aus Karl Wilhelm Ramlers „Lyrischer Blumenlese“. Der Mozartchor Speyer hat ihn heuer im Januar bei seinem Konzert an Mozarts Geburtstag gesungen. Hier ist vom redselig machenden Rheinwein ausdrücklich die Rede. Der in Speyer „erfundene“ Ruländer aka Grauburgunder ist ja ein Rheinwein.

Mit dem Mozartchor musizieren morgen in der Speyerer Stadthalle Michael Roman als Pächter Simon (Bariton), Hanna Ramminger als dessen Tochter Hanne (Sopran) und Mark Adler als Jungbauer Lukas (Tenor) sowie das Heidelberger Kantatenorchester. Dirigent ist Dieter Hauß.

Info

Karten bei den bekannten Vorverkaufsstellen über Reservix, beim Rheinpfalz-Ticketservice und beim Capella Verlag Speyer.

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