Speyer „Ich bin in die Damenumkleide geflüchtet“

Die Tennissaison ist in vollem Gange. Ohne Oberschiedsrichter geht nichts. Hubert Bohlender (61) ist einer von ihnen beim TC Römerberg. Martin Erbacher hat sich mit ihm über seine Tätigkeit unterhalten.

Was zeichnet einen guten Oberschiedsrichter aus?

Ein Oberschiedsrichter sollte seine Entscheidungen in Ruhe, aber überzeugt treffen, die wichtigsten Regeln im Kopf haben und nicht mit den Spielern oder Betreuern diskutieren. Manchmal muss er auch die Zuschauer am Platzrand zur Ordnung rufen. Die Mannschaftsführer müssen schon bei der Begrüßung erkennen, dass der Oberschiedsrichter die nötige Fachkompetenz hat. Wann ist ein Oberschiedsrichter ein schlechter? Eigentlich das Gegenteil von Punkt eins. Tödlich ist es, sich auf eine Diskussion einzulassen, sich von Spielern, Betreuern, Mannschaftsführern oder Zuschauer provozieren zu lassen, oder einen Kollegen um Rat zu fragen. Denn dadurch geht die Autorität verloren. Was ist Ihr positivstes Erlebnis als Oberschiedsrichter? Bei einem Leistungsklassen-Turnier der Jugend beim TCR wurde ich von den Kindern gebeten, die Eltern zu beruhigen und zu entfernen. Denn die Kinder hatten keine Probleme, obwohl es ein enges Match war und im Gegensatz zu den Kindern die Eltern falsch gezählt hatten. Gab es negative Vorkommnisse? Bei einem Oberligaeinsatz in Römerberg gegen eine Mannschaft aus dem Saarland musste ich einen Spieler nach Verwarnung, Punktabzug und Spielabzug wegen unsportlichem Verhalten sogar disqualifizieren. Nur ein schneller Spurt in unser Clubhaus mit Rückzug in die leere Damenumkleide hat mich vor einer Schlägerei und einem blauen Auge bewahrt. Wie sieht ein Tag als Oberschiedsrichter aus? In der Regel bin ich 30 Minuten vor Spielbeginn auf der Anlage und prüfe den Platz auf Bespielbarkeit, messe die Höhe des Netzes nach und passe die Singlestangen ein. Da die Mannschaften sich in der Regel persönlich kennen, tragen diese die Spielpaarungen selbst ein. Ich prüfe nur, ob alle Spieler anwesend sind. In Tennis Online Rheinland-Pfalz kann ich dann ganz schnell die Richtigkeit überprüfen. Bei schönem Wetter ohne Regen und vernünftigen Spielern verläuft der Tag meistens ohne Probleme. Selten muss man als Oberschiedsrichter eingreifen. Bei Regentagen und Spielverschiebungen kann es hektischer werden. Der Tag endet mit der Unterschrift auf dem Spielberichtsbogen gegen Abend. Wie lange möchten Sie diese Tätigkeit noch ausüben? Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Solange es nicht zum Stress ausartet, werde ich schon noch ein paar Jahre dieses Amt ausüben. Wer wird Fußballweltmeister? Diese Frage kann ich nicht beantworten, da sie sich nicht auf Tennis bezieht (lacht). Ich hoffe, dass Deutschlang gewinnt. Aber eine Weltmeisterschaft hat eigene Gesetze, und ich habe schon viele Überraschungen erlebt. Wir werden auch beim TCR gemeinsam Fußball-WM schauen.

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