Speyer Friederike Walter ist seit zehn Jahren Dom-Managerin

Bekommt pro Tag mindestens eine Anfrage zum Dom: Friederike Walter.
Bekommt pro Tag mindestens eine Anfrage zum Dom: Friederike Walter.

Sie will den Menschen das Unesco-Welterbe Kaiserdom nahebringen: Friederike Walter leitet das Kulturmanagement des Domkapitels im Bistum Speyer. Dem wachsenden Unwissen über Kirche und Christentum begegnet sie mit neuen Ideen.

Sie hätte es sich nicht träumen lassen, dass sie einmal „Dom-Managerin“ werden würde. „Ich bewarb mich, rechnete mir als Protestantin aber keine Chancen aus“, erinnert sich Friederike Walter lachend. Seit zehn Jahren leitet die im saarländischen Neunkirchen geborene 46-jährige Kunsthistorikerin das Kulturmanagement des Speyerer Doms. Mit ihrem kleinen Team ist sie dafür zuständig, die größte erhaltene romanische Kathedrale der Welt zu „vermarkten“, die vor bald 1000 Jahren am Rhein errichtet wurde.

Walters Abteilung im Domkapitel des katholischen Bistums Speyer ist wohl bundesweit einzigartig: Mit speziellen Domführungen, etwa im Dunkeln, dem Verkauf von Domkaffee, Büchern, Kerzen sowie Tickets für Konzerte in einer eigenen Dom-Info will das Management den Menschen den Kaiserdom näherbringen. Der mächtige, 1061 geweihte romanische Kirchenbau ist als Grablege deutscher Könige, Bischöfe und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs nicht nur ein Unesco-Weltkulturerbe. Er ist bis heute als Bischofs- und Pfarrkirche der Dompfarrei sowie als Wallfahrtskirche ein lebendiger Gottesdienstraum, macht Walter deutlich.

Viele Anfragen, Lob und Tadel

Für die nach Schätzungen des Domkapitels rund eine Million Menschen aus aller Welt, die sich jährlich von der besonderen Aura des Speyerer Doms verzaubern lassen, ist Friederike Walter, die in Germersheim zur Schule ging, die erste Ansprechpartnerin. Sie weiß zu erzählen von der theologischen, kunst- und kulturgeschichtlichen sowie architektonischen Bedeutung des Bauwerks, dessen Grundstein der Salierkaiser Konrad II. um 1030 legte. Schlicht und ohne den Prunk anderer Dombauten präsentiert sich heute das Gotteshaus, das im 17. und 18. Jahrhundert kriegsbedingt große Teile seiner Ausstattung verlor.

Mindestens eine Anfrage pro Tag erhält die Dom-Managerin, die auch für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, per Telefon oder E-Mail: „Wie komme ich an Karten für ein Konzert im Dom? Kann ich mit meiner Musikgruppe dort auftreten? Ist im Dom eine Taufe möglich?“, zählt sie auf.

Auch Lob und Beschwerden nehmen Walter und ihre Mitarbeitenden entgegen. „Es ist so kalt im Dom“, klagte ein Besucher. Ein weiterer vermisste erläuternde Beschriftungen im Gotteshaus. „Immer weniger Kirchenbesucher gehören einer Kirche an“, weiß Walter. Manche, etwa aus asiatischen oder arabischen Ländern, hätten einen anderen kulturellen und religiösen Hintergrund. Diesen müsse man oft erst einmal erklären, was eine christliche Kirche ausmache.

1500 Domführungen im Jahr

Eine zentrale Aufgabe sei es, den Speyerer Dom als Kirche und geistlichen Ort zu vermitteln, erläutert Walter. Dabei organisiert das Kulturmanagement jährlich rund 1500 Führungen, die von etwa 30 Domführern geleitet werden. Dabei muss ihre Abteilung kostendeckend arbeiten und mit dem erwirtschafteten Überschuss zum Erhalt des Bauwerks beitragen.

Die meisten Besucher seien sehr an Zahlen, Daten und Fakten zum Dom interessiert und verhielten sich respektvoll, sagt Walter. Mehr als 300.000 Opferkerzen würden in der Kathedrale jährlich entzündet. Diese dokumentierten auch, dass der Dom vielen Menschen als „ein Ort des Glaubens“ für ein stilles Gebet wichtig sei.

„Wer ist der Mann am Kreuz?“, sei eine Frage, die Domführern schon gestellt worden sei, erzählt Friederike Walter. Und ein kleines Mädchen habe auf ein Taufbecken gezeigt und ausgerufen: „Was ist das?“ Deshalb denkt die Dom-Managerin über neue Führungen durch die Großkirche nach – gerade auch für Atheisten.

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