Pirmasens Krankenhaus: Warum der Literaturwagen nicht nur Bücher bringt

Versorgen die Krankenhaus-Patienten mit Lesestoff: Gabriele Seufert (links) und Birgit Steffan.
Versorgen die Krankenhaus-Patienten mit Lesestoff: Gabriele Seufert (links) und Birgit Steffan.

In Literatur liegt Abwechslung und Ablenkung vom oft eintönigen Aufenthalt im Krankenhaus. Aus diesem Grund gibt es am Städtischen Krankenhaus seit 34 Jahren eine Patientenbücherei, die auch mobil auf den Stationen unterwegs ist. DIE RHEINPFALZ hat einen Blick in die Bücherregale des Krankenhauses geworfen.

Auf den Stationen über Bücher ins Gespräch zu kommen und den Patienten das Lesen auch ganz praktisch zu ermöglichen, ist eine der Aufgaben der insgesamt fünf ehrenamtlichen Helferinnen der Bücherei am Städtischen Krankenhaus Pirmasens. Gabriele Seufert und Birgit Steffan sind zwei der Helferinnen, die diese Aufgabe seit vielen Jahren übernehmen. Mehrmals wöchentlich – montags, dienstags und donnerstags – gehen sie für jeweils zwei Stunden mit ihrem Literaturwagen über die Stationen und bieten kostenlos einige der insgesamt 1000 Bücher zum Ausleihen an.

Darunter befinden sich sowohl Klassiker als auch Sachbücher und Bildbände, die die Leser in ferne Länder entführen. Nicht allzu blutrünstige Krimis und Thriller gehören ebenfalls dazu. „Kranke Menschen, die vielleicht eine größere Operation hinter sich haben, bevorzugen leichte Kost: Belletristik – leichte Romane oder Erzählungen. Heimatgeschichten werden hier im Haus unheimlich gerne gelesen. Undenkbar wäre, dass wir hier Horror-Literatur anbieten“, sagt Seufert. Auch die Bibel ist in den Bücherregalen der Patientenbücherei zu finden, da sie paritätisch vom Städtischen Krankenhaus Pirmasens und der Krankenhaus-Bücherei der Diözese Speyer betrieben wird.

Eigene Bücherecke für Kinderstation

Festgestellt haben Seufert und Steffan über die Jahre, dass Frauen insgesamt mehr lesen als Männer. Die Jugend wiederum greife lieber zum Smartphone, da es im Krankenhaus auch einen W-Lan-Zugang gibt. Eine eigene Bücherecke, die mit der eigentlichen Bücherei im Haus nichts zu tun hat, gibt es wiederum auf der Kinderstation. Hier sind es Bilderbücher, die für Ablenkung sorgen sollen.

Dass früher die Zeiten für die Damen mit dem Literaturwagen besser waren, berichtet Birgit Steffan: „Wenn wir früher unterwegs waren, sind so um die 40 Bücher pro Station ausgeliehen worden. Davon sind wir heute mit den vielen Smartphones und Tablets weit entfernt – aber auch, weil Patienten heute nicht mehr so lange im Krankenhaus bleiben wie früher.“ Dass ein paar Bücher verschwunden sind, weil ein Patient sie versehentlich mit nach Hause genommen hat, sei schon vorgekommen. In diesem Fall werde einfach nachbestellt. „Das Krankenhaus kauft jedes Jahr 20 neue Bücher. Wenn ein Buch verschmutzt und zerfleddert ist, wird es aussortiert. Des Weiteren haben alle unsere Bücher aus Hygienegründen einen abwaschbaren, transparenten Umschlag“, erklärt Birgit Steffan.

Manche Patienten wollen einfach nur reden

Einige Exemplare der Krankenhaus-Bücherei, die im Untergeschoss des Hauses angesiedelt ist, sind bereits vergilbt, dennoch aber gut lesbar. Auch sie werden nach wie vor ausgeliehen, wenn sich Seufert und Steffan auf den Weg durch die Zimmer machen. „Manche Leute leihen auch gar kein Buch aus, wenn wir kommen, sondern wollen einfach nur ein bisschen sprechen, weil sie sich im Krankenhaus vielleicht einsam fühlen. Genauso wichtig wie unser Literaturwagen ist uns dann der persönliche Kontakt, den die Menschen sehr schätzen“, sagt Seufert, die über Bekannte zu ihrem Ehrenamt im Krankenhaus gekommen ist. Negative Erfahrungen mit genervten oder unfreundlichen Patientinnen und Patienten habe sie nie gemacht.

Derzeit werden am Städtischen Krankenhaus Pirmasens noch weitere ehrenamtliche Helfer für die Bücherei gesucht – auch Menschen, die ihren Dienst vor Ort in der Bücherei zu den Öffnungszeiten von 9 bis 11 Uhr verrichten. Denn manchmal will ein Patient, der gut zu Fuß ist, gerne selbst einen Blick in die Bücherregale werfen oder sein gelesenes Buch selbst abgeben, wie Seufert erklärt. Interessenten sollten volljährig sein und neben der Liebe zum Buch vor allem auch Kontaktfreude und ein gewisses Einfühlungsvermögen im Umgang mit Patientinnen und Patienten mitbringen.

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