Lambrecht Wallonenstraße: Jetzt ist Plan B gefragt

Der Plan, hier Wohnungen zu bauen, ist geplatzt.
Der Plan, hier Wohnungen zu bauen, ist geplatzt.

Vor etwa 25 Jahren wurden in der Wallonenstraße in Lambrecht mehrere Häuser abgerissen. Fast ebenso lange sollen auf der freien Fläche Wohnungen gebaut werden. Doch von dieser Vorstellung muss sich der Stadtrat verabschieden.

Nach zahlreichen Diskussionen hatte die Stadt Lambrecht 2022 einen Bauträger gefunden, der bereit war, die Freifläche in der Wallonenstraße zu kaufen und entsprechend der Vorgaben des Stadtrats zu bebauen. Die Freude währte aber nicht lange. Im Juni vergangenen Jahres trat der Investor vom Kaufvertrag zurück, und die Stadt stand wieder wie zuvor da.

Die Wallonenstraße gehört zum Gebiet des zweiten Abschnitts der Lambrechter Stadtkernsanierung. Für Projekte zur Aufwertung der Fläche bekommt die Stadt Städtebaufördermittel, die in der Regel 75 Prozent der Kosten abdecken. Der zweite Abschnitt der Stadtkernsanierung laufe zum Jahresende aus, danach dürfen nur noch die Projekte fertiggestellt werden, die bereits begonnen wurden, erinnerte die für Bau zuständige Beigeordnete Tanja Bundenthal-Beck (FWG) im Stadtrat.

Müller: Platz ein Schandfleck

Trotz zahlreicher Bemühungen der Stadt und des Planungsbüros Deubert, das die Stadtkernsanierung betreut, sei es nicht gelungen, einen anderen Investor zu finden, sagten Bundenthal-Beck und Bürgermeister Karl-Günter Müller (FWG). CDU-Fraktionsvorsitzender Andreas Ohler bezweifelte, dass die Bemühungen um einen Investor intensiv und ausreichend waren. Er kenne einen Investor, der großes Interesse daran habe, auf dem Gelände zu bauen. Auf die Bitte, dessen Namen zu nennen, antwortete Ohler, es sei nicht seine Aufgabe, einen Investor zu suchen. Eine Aussage, auf die mehrere Stadtratsmitglieder mit Empörung reagierten.

Einig war man sich darüber, dass das Gelände, das seit vielen Jahren als Parkplatz genutzt wird, nicht so bleiben kann, wie es ist. „Der Platz ist ein Schandfleck zwischen Zunfthaus und Kirche“, sagte Müller. Und auch Dirk Hedtke (BSW) sagte, der Platz sei in einem furchtbaren Zustand.

Nicht einig war man sich in der Frage, ob Städtebaufördermittel für einen Parkplatz beantragt werden sollen. Seit Jahren wird über einen Parkplatz als Alternative zur Wohnbebauung diskutiert. Julia Clemenz, Mitarbeiterin des Büros Deubert, erinnerte daran, dass eine Stellplatzanalyse, die Teil der Untersuchungen zur Stadtkernsanierung war, ergeben hat, dass im Sanierungsgebiet etwa 200 Parkplätze fehlen. Aufgrund dieses hohen Bedarfs gebe es auch für den Bau eines Parkplatzes Städtebaufördermittel. Derzeit sei das Gelände „kein schöner Fleck“, und es bestehe „hoher Handlungsbedarf“, so Clemenz. „Man kann das Stadtbild auch durch einen Parkplatz verschönern“, betonte die Architektin.

Lichtachse erforderlich

Eine Vorplanung des Büros Deubert sieht vor, dass auf der Nord- und der Ostseite des Geländes auf einer Fläche von etwa 655 Quadratmetern etwa 21 Parkplätze entstehen. Gegenüber dem Zunfthaus soll auf einer Fläche von etwa 356 Quadratmetern „ein freier Quartiersplatz mit Aufenthaltsqualität“ gestaltet werden. Dieser Platz sei die von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion geforderte „Lichtachse“ zwischen Zunfthaus und Klosterkirche“, erläuterte Bundenthal-Beck.

Jens Fadenholz (SPD) erinnerte daran, dass die Mehrheit des städtischen Bauausschusses sich im vergangenen Jahr gegen einen Parkplatz entschieden hat. Es sei nicht in Ordnung, nun ohne weitere Vorberatungen vom Stadtrat zu erwarten, dass dieser sich für einen Parkplatz ausspricht. „Wir haben keine Möglichkeit länger zu warten“, so Bundenthal-Beck. Die Antragsfrist für Städtebaufördermittel laufe bereits in Kürze aus. Wenn für den Platz keine Mittel beantragt würden, dann werde er „sehr, sehr lange so bleiben, wie er ist“, denn die Stadt habe nicht einmal genug Geld, um die Fläche schottern zu lassen.

Nowotny: Parkplätze dringend gebraucht

Wenn das Gelände als Park- und Aufenthaltsplatz genutzt werde, werde weniger Gelände versiegelt, wie das bei einer Bebauung mit Häusern der Fall wäre, gab Müller zu bedenken. Parkplätze seien nicht zukunftsweisend, entgegnete Fadenholz. Hanne Hartmann (SWG) bezeichnete es als einen Skandal, dass der Bau von Parkplätzen mit öffentlichen Mitteln gefördert wird. Sie forderte, dass die Parkplätze vermarktet werden müssen. Nach Angaben von Clemenz hätte das zur Folge, dass die Stadt weniger Städtebaufördermittel bekommt.

In diesem Gebiet würden Parkplätze dringend benötigt, unterstrich Klaus Nowotny (CDU). „Wir haben ein Problem, wir haben die Möglichkeit etwas dagegen zu tun und gleichzeitig zu gestalten“, so Nowotny. Autos würden nicht dadurch abgeschafft, dass der Parkplatz nicht gebaut werde, fügte Bundenthal-Beck hinzu.

Neun Ratsmitglieder sprachen sich für einen Park- und Aufenthaltsplatz aus, in den die Vereinsstraße einbezogen werden soll, sechs votierten dagegen, drei enthielten sich der Stimme. Über die genaue Gestaltung soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.

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