Nachklapp 70er-Jahre-Chic und Besuch von Fritz Walter

fundstücke hamster

Warum die alten Hänge-Ordner den Umzug der Lokalredaktion überleben müssen.

Er war lange angekündigt und kam dann doch irgendwie überraschend schnell, der Tag X. „Morgen kommt die Umzugsfirma“, hieß es in der Redaktion am Mittwoch. Huch, schon morgen? Jetzt aber schnell an die Regale. Einpacken, vorher aussortieren. Brauchen wir das wirklich noch, das Handbuch für Lokaljournalismus von 1975? Unsere jüngste Kollegin ist Jahrgang 1995. Weg mit dem Ding.

Jetzt die Hängeordner. Heute hat ja jeder alles, was er braucht, im Laptop oder im Handy. Wir Älteren brauchten (oder brauchen?) noch ganze Wände, vollgepackt mit Papier. Schön geordnet, nach Orten und Themen. So zumindest die Theorie. Doch einige Stichproben zeigen, dass innerhalb dieser Hänge-Mappen die Ordnung deutlich zu wünschen übrig lässt. Ob beispielsweise unter dem Stichwort Schwimmbad ausgeschnitte Artikel aus den 1970er-Jahren oder Planentwürfe aus den 1990er-Jahren zu finden sind, weiß keiner. Also weg mit dem Zeug?

Weitere Stichproben ergeben, dass einige Mappen auch Fotos enthalten. Eine Entdeckung, die das ganze Thema Aussortieren/Einpacken enorm verzögert. „Guck mal da, kennst du den? Und den? Ach Gott, wie klasse!“ Die Begeisterung meines (älteren) Kollegen – ein Ur-Neustadter – kennt keine Grenzen. Ein jugendlicher Karl Schäfer bei seiner Vereidigung als Verbandsbürgermeister 1983. Helmut Kohl bei seinem Besuch in St. Martin 1997, begleitet vom damaligen Ortsbürgermeister Erich Ziegler. Und dann taucht auch noch ein Briefumschlag mit Fotos von der Einweihung unserer bisherigen Redaktionsräumen in der Kellereistraße auf. Oktober 1979. Mit Stolz wurden da Bildschirme präsentiert, die eine Tiefe von etwa einem halben Meter hatten. Die jüngeren Männer trugen alle halblange 70er-Jahre-Frisuren. Fritz Walter und Gregor Braun gaben Autogramme. Musik und Unterhaltung wurden natürlich auch geboten, unter anderem traten die Weinkehlchen auf – und RHEINPFALZ-Chefredakteur Fritz Schlossareck hatte ganz offensichtlich viel Freude daran.

Spätestens jetzt steht fest: Egal was die Digital Natives denken: Die Mappen dürfen nicht entsorgt werden. Wer weiß, welche Schätze da noch drin schlummern.

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