Kreis Südwestpfalz Flughafen Berlin lässt grüßen

2019 soll es im Kaiserslauterer Eisenbahnviadukt weitergehen, 2022 könnten die Arbeiten beendet sein.
2019 soll es im Kaiserslauterer Eisenbahnviadukt weitergehen, 2022 könnten die Arbeiten beendet sein.

Immer teurer, Bauzeit immer länger, Fertigstellung vielleicht im Jahr 2022. Der Neubau des Eisenbahnviadukts in der Kaiserslauterer Pfaffenbergstraße ist eine unendliche Geschichte und ein einziges Dilemma. Im Bauausschuss wurde jetzt sogar der Vergleich mit dem Flughafen Berlin-Brandenburg bemüht.

Der Kaiserslauterer Ausschuss befasste sich am Montag mit dem Thema Viadukt. Dirk Krumpietz, Projektleiter der DB-Netz AG für die Unterführung, informierte über den Stand der Dinge – und sorgte dafür, dass ein Raunen durch den Ratssaal ging. Denn aus den ursprünglich angenommenen Kosten von 11,8 Millionen Euro sind inzwischen 27 Millionen Euro geworden. Und der Anteil, den die Stadt Kaiserslautern tragen muss, ist entsprechend von knapp zwei auf knapp fünf Millionen Euro gestiegen. Eigentlich müsste das Viadukt bereits fertig sein – und zwar seit zwei Jahren. Für das Jahr 2015 war der Fertigstellungstermin ins Auge gefasst. Im Jahr 2010 schlossen die Bahn und die Stadt eine Vereinbarung, nach der die Bahn alle Arbeiten an dem Viadukt vergeben sollte. Dann wurde dem beauftragten Unternehmen 2016 jedoch gekündigt, neue Ausschreibungen führten zu keinem Erfolg, weil die Angebote immens hoch waren. Die Bahn bereitet nun die vierte Ausschreibung vor. Krumpietz führte im Ausschuss aus, dass derzeit geprüft werde, ob dabei von einer öffentlichen Vergabe abgewichen werden könne. Den aktuellen Baustand beschrieb Krumpietz so, dass die alte Unterführung, die auf 21,60 Meter verbreitert wird und die zwei Fahrspuren Richtung Pfaffenberg und eine in Richtung Karcherstraße erhalten soll, befahren werden kann. Außerdem sei eine der beiden eigenständigen Röhren angelegt, welche die Fuß- und Radwege aufnehmen werden. Auf der Unterführung seien bereits Richtung Westen Hilfsbrücken für die Gleise fertig. Bis die Bauarbeiten am Viadukt weitergehen, will die Bahn die Zeit nutzen und Arbeiten, die nicht direkt mit der Unterführung zusammenhängen, vorziehen. Zunächst werde der sogenannte Fangedamm, die Erdaufschüttung in der Trippstadter Straße, abgetragen und durch eine Bohrpfahlwand ersetzt. Der Damm verhindere, dass die dahinter liegende Böschung abstürzt, eine Bohrpfahlwand erfülle den gleichen Zweck und sei dort ohnehin vorgesehen. Die Arbeiten am Damm sollten Anfang nächsten Jahres anfangen und bis September 2018 dauern. Die Abtragung des Dammes sei wichtig, dann könnten die Busse wieder über die Trippstadter Straße fahren, betonte Krumpietz. Ein Projekt, dass die Bahn ebenfalls vorzieht, ist ein Medientunnel. Leitungen – wie etwa die der Telekom – sollen in diesen Tunnel gelegt werden, der vom heutigen Fangedamm unter den Gleisen hindurch bis zum Parkplatz des Aldi-Marktes in der Zollamtstraße führen wird. Der Tunnel wird einen Durchmesser von insgesamt 1,40 Metern haben. Baubeginn soll im Sommer kommenden Jahres sein, im März 2019 soll er fertig sein. In der Trippstadter Straße wird mit den Bohrungen begonnen, danach muss die Telekom die Leitungen verbinden, was nach den Worten von Krumpietz nicht einfach ist, denn jede Ader müsse einzeln umgeklemmt werden. Der Projektleiter sprach von 1000 bis 1500 Adern. Ebenso will die Bahn am Bahndamm in der Trippstadter Straße einen Treppenaufgang für Zugführer bauen. Diese könnten so sicher zu den dort abgestellten Triebwagen gelangen, sagte Krumpietz. Weiter seien das Ausbessern von Straßenbelägen und Schaltungen an den Oberleitungen Arbeiten, die vorgezogen würden. Im März 2019 könnten dann die eigentlichen Arbeiten am Viadukt beginnen, die voraussichtlich bis 2022 dauern, erklärte der Bahn-Projektleiter weiter. Anschließend müsse die Stadt die Anbindungen der Straßen in der Pfaffenbergstraße und Ecke Trippstadter und Karcherstraße, wo ein Verkehrskreisel geplant ist, in die Wege leiten. Diese Arbeiten dauerten mindestens ein Jahr, so dass frühestens 2023 mit einem Ende aller Bauarbeiten zu rechnen sei. Diese Arbeiten gingen zu Lasten der Stadt, die dafür Zuschüsse erhält, informierte Kaiserslauterns Baudezernent Peter Kiefer. In einer der kommenden Sitzungen des Bauausschusses würden die Kosten aktualisiert, das Gremium müsse dann auch über die Mehrkosen beim Bau des Viadukts befinden, sagte Kiefer. Der Baudezernent betonte ferner, dass es zu dem Neubau keine Alternative gebe. Er sei wichtig für die Tangentenlösung, er sei zudem wichtig im Hinblick auf den Rad- und Fußgängerverkehr in der Unterführung. Baudezernent Kiefer riet der Stadt Kaiserslautern daher dringend davon ab, sich aus dem Projekt zurückzuziehen. Ursache für die Kostensteigerungen seien keine Fehlplanungen, vielmehr seien die Preise für die Bauarbeiten enorm in die Höhe gegangen. „So bitter wie das ist, wir können nicht mehr zurück“, sagte Kiefer.

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