Flemlingen Eiserne Hochzeit: „Wir gehen noch nicht am Stock!“

Agnes und Otmar Wadle vereint auch ihr Glaube zu Gott.
Agnes und Otmar Wadle vereint auch ihr Glaube zu Gott.

Anlässlich ihrer Diamantenen Hochzeit vor fünf Jahren sagten Agnes und Otmar Wadle gegenüber der RHEINPFALZ: „Wir hoffen auf Urenkel. Es wäre schön, wenn wir das noch erleben dürften“. Ob sich dieser Wunsch erfüllt hat?

Ja, der Wunsch, die nächste Wadle-Generation in den Armen zu halten, erfüllte sich vor vier Jahren zum ersten und vor eineinhalb Jahren zum zweiten Mal. „Offenbar haben unsere Töchter unsere Hoffnung damals in der Zeitung gelesen“, lächelt Agnes Wadle. Nun feiern die beiden Urenkelinnen am heutigen Tag mit. Vor 65 Jahren gaben sich Agnes Herbst aus Roschbach und Otmar Wadle aus Flemlingen in der katholischen Kirche in Roschbach das Ja-Wort. Sechseinhalb Jahrzehnte später bilden die beiden immer noch ein überaus harmonisches Duo, das einen sehr zufriedenen und glücklichen Eindruck vermittelt. „Wir haben in all den Jahren immer alles gemeinsam gemacht und wichtige Entscheidungen zusammen getroffen“, stellt der 86-jährige Otmar Wadle fest.

Ein Bild vom ersten Hochzeitstag.
Ein Bild vom ersten Hochzeitstag.

„Daran hat sich nichts geändert. Selbst wenn es um einfache Dinge geht, wie beispielsweise Laub oder Baumschnitt zur Deponie nach Roschbach zu fahren, bin ich immer an der Seite meines Mannes“, sagt Agnes Wadle. „Die Wadles gibt es nur im Doppelpack“, stellte unlängst erst wieder eine Dame aus Flemlingen fest. Auch ihr schmuckes Eigenheim in der Bachgasse haben sie mehr oder weniger alleine gebaut und halten es bis heute gemeinsam in Schuss. „Zunächst hatten wir nur ein Zimmer in meinem Elternhaus. Wir lebten damals wie heute recht bescheiden, aber wir waren in all den Jahren stets zufrieden“, blicken beide zurück. „Wir haben uns nie böse Worte an den Kopf geworfen und uns nie angeschrien. Auch das ist für uns bis heute wichtig“, nennt die 83-Jährige einen der Gründe für ihr glückliches Eheleben.

Die Wadle-Elf

Zum ersten Mal trafen sie und ihr Otmar im Juni 1956 auf dem Flemlinger Sportplatz aufeinander. Ein doch sehr zufälliges Treffen, denn im Gegensatz zu ihrem Otmar konnte sich Agnes für den Fußball nicht wirklich begeistern. Eine Freundin hatte sie aber überredet, doch mal mit zum sonntäglichen Pokalturnier zu gehen, schließlich sei dort immer was los. „Wenn ich heute zurückblicke, hatte sie damit ja auch wirklich recht“, stellt die ehemalige Lebensmittelverkäuferin lächelnd fest. Otmar eroberte Agnes Herz dann vom Platz aus im Sturm, stand er doch in der ersten Elf des SV Flemlingen. Dabei jagte er nur heimlich dem runden Leder nach, denn seine Eltern waren stets dagegen, dass er Fußball spielte. „Ich hatte aber Glück, da meine Eltern nie auf den Fußballplatz gingen. Vor den Spielen habe ich mich immer bei meinem Onkel umgezogen, damit Vater und Mutter nichts merkten.“ Von der Familie seiner künftigen Frau wurde er von Beginn an sehr herzlich aufgenommen. „Er hatte sofort ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern“, blickt Agens Wadle erfreut zurück.

Da alles im Duett so wunderbar harmonisch verlief, passte es bestens, dass Tochter Beate dieses zum Trio erweiterte. Sohn Heribert und die zweite Tochter Birgit folgten ein und zwei Jahre später. Sechs Enkel machten die „Wadle-Elf“ dann komplett und mit den zwei Urenkelinnen ist nun ja auch die „Ersatzbank“ bestückt. Otmar Wadle ist von Beruf Hufschmied und Schlosser, obwohl er eigentlich Autoschlosser werden wollte. Dafür hätte er aber sechs monatelang warten müssen, um die Lehre zu beginnen. Dagegen legte der Vater sein Veto ein, denn ein halbes Jahr faulenzen, das kam unter keinen Umständen in Frage. Später war er bei der Firma Gillet in Edenkoben, heute Tenneco, ohne Unterbrechung 39 Jahre lang tätig und brachte es dort zum Gruppenleiter. Als Seniorenwart organisierte er viele Jahre in der Ortsgruppe Böchingen des Pfälzerwaldvereins große Wanderungen. Solche können er und seine Frau leider schon seit einigen Jahren nicht mehr unternehmen, da die Knie nicht mehr mitspielen. Kleine gemeinsame Spaziergänge lassen sie sich aber nicht nehmen.

Die Kerze brennt beim Gottesdienst

Bis vor wenigen Jahren genoss Otmar Wadle gerne eine Silvaner-Schorle, während seine Gattin ein Gläschen Weißherbst bevorzugte. Dann aber machte Corona den bescheidenen Genüssen einen Strich durch die Rechnung. „Wir wurden beide je zwei Mal infiziert und seitdem trinken wir gar keinen Alkohol mehr“, erklärt Agnes Wadle. „Nach der Fastenzeit will ich vielleicht mal wieder ein Glas probieren, aber dann nur in sehr geringem Maß“, sagt Otmar Wadle. Beide essen gerne etwas Gutes, das muss aber beileibe nicht immer Fleisch sein. „Dampfknepp un Grumbeersupp sin doch ach ebbes Gures“, stellt Agens Wadle fest. Stets ihr Leben begleitet hat sie ihr Glaube an Gott. „Ich habe schon als Kind viel von Gott geholfen bekommen, dafür bin ich dem Herrn dankbar. Er gab mir immer einen kleinen Stupser von oben herab. Er sitzt sozusagen immer neben mir“, spricht Otmar Wadle voll göttlicher Überzeugung. „Viele wollen heutzutage ja nichts mehr von Gott wissen, aber wenn es ihnen dreckig geht, sind das doch die ersten, die Gott um Hilfe bitten. Und die Hilfe soll dann natürlich sofort kommen“, erklärt Agens Wadle.

Zu den Höhepunkten ihres Lebens gehörte der Besuch beim Heiligen Vater in Rom im Sommer 2014. Bei einer Audienz auf dem Petersplatz durften sie Papst Franziskus kennenlernen und erhielten von ihm seinen persönlichen Segen. „Heute geht der Papst ja am Stock, den brauchen wir ja zum Glück noch nicht“, streut Agnes verschmitzt ein. Aus Anlass ihres Ehrentages findet am Sonntag, 3. März, 9 Uhr, ein Hochamt in der katholischen Kirche in Flemlingen statt. Dann wird auch wieder die schöne Kerze entzündet, die sie vor 15 Jahren zu ihrer Goldenen Hochzeit geschenkt bekamen.

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