Kreis Kaiserslautern Eingekreist

Max Joseph I., Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Jülich und Berg, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches und König von Bayern, hat 1818 „allergnädigst bestimmt, daß die Districte der bisherigen Bezirksdirectionen mit gänzlicher Supprimierung dieser Stellen in zwölf Landcommissariate eingetheilt werden sollen“. Das war die Geburtsstunde des Kreises Kaiserslautern, der sich derzeit mit der Zukunft seines maroden Verwaltungsgebäudes herumplagt.

„König Max“, wie man ihn in Süddeutschland bis heute treuherzig nennt, regelte seinerzeit sogar die Personalausstattung der Kreisbehörde. Er ordnete an, dass die Verwaltung aus „einem Landcommisssär, einem Actuar, zwei Schreibern und einem Bothen bestehen“ solle. Fünf Bedienstete also waren ab dem 1. April 1818 in der Lauterer Kreisverwaltung tätig, Landrat Leopold Heusner eingeschlossen.

Das waren Zeiten, als der Bürger noch nicht von einem Verwaltungsbeamten an den anderen verwiesen oder gebeten wurden, doch lieber nächste Woche noch einmal anzurufen oder sich gar mit der Erklärung trollte, seine Angelegenheit sei noch nicht abschließend geprüft, bearbeitet und entschieden!

Aber die Verwaltungsaufgaben sind seit 1818 halt immer komplexer geworden, wiewohl die Stadt Kaiserslautern seit 1919 nicht mehr zum Kreis Kaiserslautern gehört. Gesetzesvorgaben werden in Mainz und Berlin, in Brüssel und in Straßburg geändert. Der Wust an Regelungen, Vorschriften und Ausnahmen ist nicht mehr zu überblicken, alleweil bedarf es der Stellungnahme anderer Behörden − und das liebe Geld fehlt an jeder Ecke. Was Wunder, dass auch die Gewerkschaft der öffentlichen Bediensteten nach einer Anhebung ihrer Bezüge ruft?

Und die Zahl der besagten Verwaltungsmitarbeiter steigt kontinuierlich an. Aus den fünfen von 1818 waren 1934 schon 16 geworden, zwei Jahre nach Kriegsende 54 und anno 1953 schließlich 97. Als 1960 das jetzige Kreisverwaltungsgebäude bezogen wurde, arbeiteten hier 150 Menschen. Obwohl es noch immer dasselbe Haus ist, beträgt die Belegschaft derzeit 380 Köpfe auf 320 Stellen. Inzwischen werden die Räume sogar schon bei längeren Krankheits- und Erziehungszeiten fremdbelegt.

Auch eine Verwaltungsaufgabe.

Eine schwere, bisweilen anstrengende und mitunter nicht ungefährliche Aufgabe ist die unserer Polizei. Erschwerend kommt hinzu, dass die uniformierten Freunde und Helfer ebenso wie ihre Beamtenkollegen in der Verwaltung unter ständigen Personal- und Mittelkürzungen zu leiden haben, obwohl das Hüten von Recht und Ordnung ohnehin kein Zuckerschlecken ist. Das sei ohne jegliche Ironie unterstrichen.

Aber wenn die Polizei der Ansicht ist, dass sie etwas besonders gut gemacht hat, wird diese Arbeit von der Pressestelle des Lauterer Präsidiums sogleich ins rechte Licht gerückt.

Wo sonst allzu penetrante Journalistenfragen unter Hinweis auf laufende Ermittlungen unbeantwortet bleiben, lesen sich die Verlautbarungen dann spannend wie ein Krimi. Oder ein Abenteuerroman von Jack London, der so anschaulich wie fesselnd die Erlebnisse kühner Haudegen im ewigen Eis schilderte.

Am vergangenen Sonntagabend etwa hatte sich eine fünfköpfige Wandergruppe samt vier Hunden im Pfälzerwald bei Waldleiningen verlaufen, konnte aber von Polizeibeamten gerettet werden. „Angesichts der sinkenden Temperaturen war“, wie es dramatisch im Polizeibericht heißt, „höchste Eile geboten“. Gottlob „bestand ein ständiger telefonischer Kontakt, während zwei Streifenwagen die Wanderer suchten. Bei der Suche wurden die Streifenteams permanent von der Einsatzzentrale durch den Wald gelotst“. So kam es, dass „die Suchaktion für alle Beteiligten ein glückliches Ende“ nahm.

Selbst bei der Lektüre dieses Rettungsberichts bemächtigt sich des Lesers ein Gefühl extremer Anspannung. Wie erleichtert las er dann zwei Tage später, dass ein mutmaßlicher Dealer „durch taktisch geschicktes Vorgehen ohne Gefährdung der Einsatzkräfte festgenommen werden“ konnte.

Ich sag’s ja: Freunde und Helfer mit Geschick, Wagemut und Umsicht.

Geschickt war die Obrigkeit auch schon immer, wenn es darum ging, fehlendes Geld durch Orden, Ehrungen und Titel aufzuwerten. So konnten sich selbst Straßenbahnkontrolleurs- und Donaudampfschifffahrtskapitänswitwen noch mit der Amtsbezeichnung ihrer Gatten schmücken.

Heute verleiht die Administration Urkunden über Premiumwanderwege, würdigt gastliche Häuser und forschende Jugendliche, überreicht Wappenschilde und Ehrenkreuze. Die Interessenverbände ernennen derweil Schwalbenfreunde und Kavaliere der Landstraße.

Auch die Verteilung diverser Zertifizierungen und Klassifizierungen soll in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Ein einflussreicher Zusammenschluss mit dem schönen Namen Zweckverband Schienen-Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd etwa teilte diese Woche mit, dass der Zughaltepunkt Olsbrücken das Prädikat „Wanderbahnhof“ erhält. Damit würdigt der Zweckverband Schienen-Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd − ich muss den Namen einfach nochmals hinschreiben − nach eigener Aussage „Bahnhöfe und Haltepunkte, an denen die Belange der Wanderer besonders berücksichtigt werden“. Die Station in Olsbrücken − die übrigens früher einmal Olsbrücken-Frankelbach hieß, weil sie sich auf der Gemarkung des Nachbardorfs befindet − erhält die Plakette am 11. April.

Prädikat: besonders wertvoll. Den Termin müssen Sie sich allerdings nicht vormerken, denn der Zweckverband Schienen-Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd und die Verbandsgemeinde Otterbach laden schriftlich ein.

À propos besonders wertvoll: US-Präsident Barack Obama ließ die Amerikaner dieser Tage im Radio wissen, er „sehe grundsätzlich sehr scharf in Jeans aus“.

Aha! Ich würde gern mal von den Herren Landrat und Bürgermeistern, von der Frau Kreisbeigeordneten und Verbandsbürgermeisterin sowie Gleichstellungsbeauftragten wissen, in welcher Gewandung sie sich „sehr scharf“ finden. Rückmeldung bitte an

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