Kreis Kaiserslautern Die Kelten konnten’s ohne Handy

Auf die Spuren der Römer und Kelten begaben sich 20 Teilnehmer bei der Glühweinwanderung in Enkenbach-Alsenborn. Vom Parkplatz der Polizeischule aus führte Wanderführer Bruno Dech die Gruppe zum Daubenborner Hof und informierte auf und neben der Strecke mit viel Witz über die „Rätselhaften Zeitzeichen“.

Freitagabend, 17.50 Uhr: Auf dem Parkplatz der Polizeischule treffen nach und nach 20 Wanderer ein, um sich bei einer Glühweinwanderung gemeinsam auf die Spuren der Römer und Kelten zu begeben. „Damit geht niemand verloren“, sagt Heike Paul vom Touristikbüro der Verbandsgemeinde und hängt jedem Teilnehmer einen Leuchtstab um den Hals. Auch die wenige Monate alte Neufundländer-Hündin „Sealma“ wird mit einem roten Stäbchen ausgestattet. In der Zwischenzeit hat Wanderführer Bruno Dech sein Druidenkostüm übergezogen und steht nun im Leinengewand und rotem Umhang vor der Wandergruppe: „Ich werde sie in die Dunkelheit hineinführen.“ 18.10 Uhr: Abmarsch. Vom Parkplatz aus geht es in Richtung Weg der Kelten und Römer. „Wir sind aus reiner Neugier mitgekommen. Wandern in der Dunkelheit, Glühwein und rätselhafte Zeitzeichen – das klang alles sehr gut“, erläutern Volker und Monika Dossinger ihre Motivation zur Teilnahme. Das Ehepaar kommt aus Philippsburg und macht gerade Urlaub in Frankenstein. 18.25 Uhr: „Dieses Zeitzeichen ist der Vorgänger vom Handy“, berichtet Druide Dech. Die Gruppe macht einen ersten kurzen Zwischenstopp an einem alten Signalturm. „Mittels Feuerzeichen konnten binnen eines Tages Nachrichten von den Alpen nach Trier übermittelt werden“, ergänzt der Druide aus Sippersfeld. Während die Gruppe den Ausführungen des Wanderführers lauscht, ist Hündin „Sealma“ damit beschäftigt, im Feld zu schnuffeln. „Sie ist noch sehr verspielt, wird aber in einer halben Stunde todmüde sein“, sagt ihr amerikanisches Herrchen lachend. 18.50 Uhr: Nächster Stopp am Donnersbergblick – zwei große Sandsteinblöcke mit ausgeschnittenen Blicklöchern in Richtung Donnersberg. „In einen Stein ist eine Scheibe eingezogen. Dadurch kann man den früheren Ringwall um den Donnersberg erkennen, der erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wieder bewaldet ist“, informiert Dech. Der 64-jährige Wanderführer beschreibt die Aussicht als Fünf-Meeres-Blick: „Blütenmeer, Häusermeer, Wäldermeer, Wolkenmeer und hinter dem Donnersberg ist gar nix mehr.“ 19.07 Uhr: Die Gruppe läuft im Wald immer weiter in die Dunkelheit, dicke Wolken haben sich vor den Mond geschoben. Auf dem Weg zum Daubenborner Hof führt die Strecke über einen stark ausgewaschenen Waldweg. „Das war früher ein Hauptverkehrsweg der Römer“, sagt Dech. „Die hatten auch schon Probleme mit Schlaglöchern“, antwortet ein Teilnehmer. Unter den Nachtwanderern ist auch Simone Schwind mit ihrer siebenjährigen Tochter Lisa-Sophie. „Die Wanderung in der Dunkelheit ist ein großes Abenteuer für sie“, ist sich Schwind sicher. Die Siebenjährige leuchtet mit ihrer Taschenlampe wiederholt tief in den Wald hinein, um vielleicht das eine oder andere Tier zu sehen – leider ohne Erfolg. 19.32 Uhr: Aus der Ferne sind schwedische Fackeln zu sehen. Am Daubenborner Hof haben die Wanderer die Möglichkeit, sich mit Glühwein und die Jüngsten mit Kinderpunsch zu wärmen und zu stärken. „Bisher war es eine schöne Wanderung“, zieht Volker Dossinger ein Zwischenfazit. Einzig Neufundländer „Sealma“ liegt müde im Gras. „Den Rückweg schafft sie wohl nicht mehr. Wir haben ein Auto abgestellt“, erläutert ihr Herrchen. 20.35 Uhr: Die Gruppe macht sich auf den Rückweg. „Der Hinweg war die Abenteuerroute, nun laufen wir die Teerstrecke“, sagt Dech. Mittlerweile haben sich auch die Wolken verzogen und der Mond erhellt den dunklen Wald. „Wir machen noch einen kleinen Umweg zu einem alten Keltengrab. Das ist nur drei Steinwürfe entfernt“, ergänzt der Druide. 20.49 Uhr: Ein Grashügel erhebt sich neben dem Waldweg. Darauf befindet sich eine steinerne Stele: „Die Bestattungen wurden meist an den Verkehrswegen vorgenommen.“ In den Gräbern von Keltenfürsten seien einst Kupferkrüge und Schmuck gefunden worden, weiß Dech. 21.10 Uhr: „Danke, dass ihr mir vertraut habt. Ich hätte euch auch ins Verderben führen können“, witzelt Druide Dech am Ende der Wanderung. Der Wanderführer auf den Spuren von Kelten und Römern wird mit großem Beifall von den Teilnehmern verabschiedet.

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