Hagenbach Heiligenfiguren vor Partykeller gerettet

Neben Faschingskostümen gab es auch Dekoartikel und Bücher zu erwerben.
Neben Faschingskostümen gab es auch Dekoartikel und Bücher zu erwerben.

Der ganz große Kundenansturm ist beim „kirchlichen Flohmarkt“ ausgeblieben. Eine über 40-jährige kfd-Geschichte nimmt so ein trauriges Ende. Über den Erlös darf sich eine Gruppe freuen.

„Diese Größe könnte meinem Vater passen“, überlegt Petra Wagner und streicht lächelnd über ein buntes Clownskostüm, damit wird er in Zukunft an Fasching gut gekleidet sein. „Alles Qualität, unsere Kostüme, die Stoffe haben wir oft sogar privat bezahlt“, versichern die Frauen beim „kirchlichen Flohmarkt“ im Hagenbacher Pfarrheim St. Michael samt Bücherei, das wegen Verkauf ausgeräumt werden muss. Phantasievolle Kleidung jeder Art, aufwändige Kostüme, passende riesige Hüte oder flotte Kappen, venezianische Masken und Roben bis hin zu einer Gondola sind rundum im Pfarrheim dekoriert.

„Mexikanerhüte, Zigeunerröcke oder Baströcke für afrikanische Tänze werden wohl keine Käufer mehr finden“, witzeln die Verkäuferinnen in Anspielung auf diverse Diskussionen um kulturelle Aneignungen. Aber man könnte sich in eine Primadonna, ja sogar in eine Schwarzwälder Kirschtorte verwandeln. Auch Giraffe und Tiger sind im Angebot. „In die Zirkustiere schlüpfte unser unvergessener Pfarrer Stefan Braun“, erzählt Gisela Buchlaub, die zusammen mit Hannelore Meyer die Kostüme „in Nachtarbeit“ fertiggestellt hatte. Der ganz große Kundenansturm ist leider ausgeblieben, noch sind gegen Abend jede Menge Dekoartikel, Vasen und Kaffeegeschirr und in der katholischen Bücherei daneben noch Bücher und Regale zu haben.

Rettung in letzter Sekunde

Im Angebot waren auch eine Weihnachtskrippe, Kruzifixe fürs Eigenheim und einige größere Heiligenfiguren, „die einen würdigen Platz haben sollten“.Doch nachdem am Morgen ein „etwas dubioser Kunde“ Interesse zeigte, hat Myriam Barner-Tropf (Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates) sich umgehend zum Kauf der beiden Heiligen Antonius und Aloysius entschieden „sie finden einen passenden Platz in meinem Haus“. Man hatte befürchtet, die Heiligenfiguren landen in falschen Händen oder in Partykellern. Und umgehend „rettete“ deshalb ihre Freundin auch noch die heilige Rita und den heiligen Thaddeus.

Kirchlicher Flohmarkt der kfd in Hagenbach.
Kirchlicher Flohmarkt der kfd in Hagenbach.

Dieser Verkauf ist für die kfd-Frauen der letzte traurige Akt in einer über 40-jährigen aktiven, fröhlichen und fruchtbaren kfd-Gemeinschaft, die letztes Jahr mangels Vorsitzender ihr Ende fand. „Und jetzt gibt“s auch kein Pfarrheim mehr, wir sind wütend, ärgerlich, traurig, denn da steckt Herzblut drin“, erzählen Buchlaub und Meyer. Das Pfarrheim wurde in Eigenregie bestens renoviert, die Frauen waren für die Kirche St. Michael im Einsatz und es gab unzählige schöne Veranstaltungen. Die guten Einnahmen der legendären Faschingsabende wurden für Messdiener und Behinderte, für soziale Projekte in Deutschland, Afrika und Indien gespendet. Und „als letztes Kapitel“ wird der Erlös dieses Flohmarktes ebenfalls wieder den Messdienern übergeben.

Geblieben ist jetzt noch ein „Singkreis“ in dem man sich regelmäßig zum Musizieren trifft, auch um damit Gottesdienste zu bereichern. Zu diesem Zweck können die Frauen weiterhin zusammen mit dem Kirchenchor und der Messdiener-Gemeinschaft für die nächsten fünf Jahre einen Kellerraum des Pfarrheimes nutzen.

x