Kaiserslautern Der Sperrige

Kann sein, dass seine große Zeit längst vorüber war. Dennoch: Seit Gérard Mortier in den 1980er Jahren die Brüsseler Oper einer Radikalkur unterzog und an die Weltspitze führte, galt der Musikmanager und bekennende Puccini-Hasser als Wunderwaffe gegen verstaubtes Musiktheater, ob in Brüssel, Salzburg, Paris oder Madrid. Jetzt hat ihn die Krankheit besiegt.

Zoff gab es eigentlich immer, wo der streitbare Flame auftauchte, zuletzt in Madrid, wo das spanische Kulturministerium dem bereits vom Krebs Gezeichneten drei Jahre vor Ablauf seines Vertrages einen Nachfolger vor die Nase setzte. Man arrangierte sich dann: Mortier sollte dem Opernhaus, das er seit 2010 leitete, in den kommenden Jahren als Berater zur Verfügung stehen.

Darüber, ob er an der New York City Opera auf ähnliche Widerstände gestoßen wäre wie zuletzt in Spanien, kann weiter spekuliert werden. Die Planungen liefen auf Hochtouren, als der designierte Generalmanager Mortier dem zweiten New Yorker Haus 2009 absagte, weil die zugesagten Mittel mit einem Mal nicht mehr zur Verfügung standen: das einzige Mal, dass der Kampfeslustige von sich aus den Rückzug antrat. Dass er - gemeinsam mit Wagner-Urenkelin Nike - 2008 mit der Kandidatur zu Leitung der Bayreuther Festspiele scheiterte, ist selbstverständlich seinem Ruf als radikaler Neuerer geschuldet.

Das Überwinden von Widerständen schien dem 1943 als Sohn eines Bäckers in Gent geborenen, promovierten Juristen eher Vergnügen zu bereiten. Zuerst in Brüssel, wo er, damals schon mit dem Dirigenten Sylvain Cambreling als Verbündetem, ein neues Opernverständnis entwickelte und der Moderne die Bühne öffnete - sowohl, was die Spielpläne selbst, als auch, was deren Realisierung anging. Damals schon und erst recht, als Mortier 1991 die Leitung der Salzburger Festspiele übernahm, entwickelte sich so etwas wie eine

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