Kaiserslautern Kaiserslautern: Gärtnern wieder beliebter

Gärtnern mit Begeisterung: Gerlinde und Gerhard Scheler in ihrem Kleingarten am Baalborner Weg.
Gärtnern mit Begeisterung: Gerlinde und Gerhard Scheler in ihrem Kleingarten am Baalborner Weg.

Ein Fleckchen Natur am Rande der Stadt. Nicht unberührt, das wär’ ja noch schöner. Ein Besuch in einem Kleingarten im Osten Kaiserslauterns.

Ein Fleckchen Natur am Rande der Stadt. Nein, nicht etwa unberührt, das wär’ ja noch schöner – ist nicht gewünscht und auch reizlos. Es ist vielmehr ein kultiviertes Stückchen Grund und Boden, auf dem sich Gerlinde und Gerhard Scheler so wohlfühlen. Das Ehepaar hegt einen Kleingarten im Osten der Stadt. Findet dort Freude, Ruhe und Erholung, schöpft Kraft aus einem Zeitvertreib, den Schelers mit Hunderten Kleingärtnern in Lautern teilen. Um die 800 Pächter sind in einem Verband organisiert. Und Gerhard Scheler, der steht an ihrer Spitze. Na, wer hat denn nun den grüneren Daumen? „Ich bin der Bauer“, sagt Gerlinde Scheler schmunzelnd. „Und mein Mann der Pfleger.“ Gerhard Scheler hegt seine Blumen liebevoll. „Meist ist es ja umgekehrt.“ Doch wozu sollten die Rollen klar verteilt sein? Unnötig: Die Eheleute werkeln mit Verve gemeinsam im rund 300 Quadratmeter großen Garten am Baalborner Weg. Ihr Areal zählt zur 55 Gärten umfassenden Kleingartenanlage. Von denen gibt’s so einige in Kaiserslautern. Wie viele genau? Eine Frage der Definition, da einige noch unterteilt sind. Als Einheiten verwaltet werden jedenfalls deren elf.

Hochbeete für den Rücken

Selbst auferlegte Arbeit an der frischen Luft hält offenbar fit und jung. Kleines Zugeständnis aber an die Tatsache, dass auch der Jungbrunnen Kleingarten die Uhr nicht stoppen kann: „Wir haben inzwischen drei Hochbeete angelegt“, sagt die Hobbygärtnerin. Das erspart häufiges Bücken. Im Garten Nummer acht wachsen Bohnen, Rote Rüben; Wein rankt am Häuschen, Trauben gedeihen. Seine Laube dient übrigens lediglich als Geräteschuppen. Es gibt in den Anlagen auch nicht wenige Häuschen, in denen man (fast) wohnen könnte. So aber soll’s gar nicht sein: Strom und Wasseranschluss? Gibt’s nur im Vereinshaus. Ein stattliches Gebäude ist das übrigens, das die Kleingärtner mit vereinten Kräften hochgezogen haben. Schelers waren beide berufstätig; Sie im Einzelhandel, zudem als Betriebsrätin in der Pflicht; er hat die Wahldienststelle im Rathaus geleitet. Als langjähriger Mitarbeiter in der Stadtverwaltung verfügt Scheler über das Wissen, das ihn für sein 1988 übernommenes Ehrenamt als Vorsitzender des Stadtverbands der Kleingärtner Kaiserslautern e.V. prädestiniert: Denn es bedarf durchaus einiger Kenntnisse. Scheler zitiert aus dem Bundeskleingartengesetz, dass das Leben in den sozialen Einrichtungen – und um solche handelt es sich – genau regelt. Der Verwaltungsfachmann – seit 2006 auch Stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands – vermag da Hintergründe und Zusammenhänge erläutern.

Genaue Vorgaben

Etwa, dass die Stadt die Kleingartenanlagen nicht aus Lust und Laune bereitgestellt hat, sondern dass die Erholungsstätten am Stadtrand ein wesentliches Element der Daseinsvorsorge seien. Sie sollen einen Ausgleich bieten für jene Menschen, die in einer kleinen (der Stadt gehörenden) Wohnung ohne grüne Ecke leben. Mit dem sogenannten Geschosswohnungsbau in öffentlicher Regie gehe eine indirekte Verpflichtung einher, solche Freizeitanlagen vorzuhalten. Familien mit Kindern und behinderte Personen haben denn auch bei der Vergabe einen Vorteil. Wenn’s darum geht, frei gewordene Gärten neu zu vergeben, muss der Vorstand des jeweiligen Vereins auch nach sozialen Gesichtspunkten entscheiden. „Früher waren viele Kinder hier. So langsam kommen wieder junge Familien – was uns sehr freut“, sagt Scheler. Wer einen Garten pachtet, geht eine Verpflichtung ein: Er muss bewirtschaftet werden. Faustregel: Ein Drittel Nutz-, ein Drittel Ziergarten und ein Drittel Laube plus Nebenanlagen.

Vorzüge des Gärtnerns

Der 70-Jährige stammt aus Fischbach bei Hochspeyer. Als Kind vom Dorf natürlich in jeder freien Minute draußen im Wald und auf dem Feld unterwegs, hat Scheler bereits früh sein Faible für Natur entdeckt. Als er zu seiner Gerlinde nach Kaiserslautern zog, „hab’ ich schon bald meinen Garten vermisst“. Als die Stadt 1980 die Gärten am Baalborner Weg anlegte, hatte sich Scheler bereits auf eine Warteliste eintragen lassen. Gerlinde Scheler hat nur zu gern mitgemacht. „Ich bin e Attche“, sagt sie, schelmisch grinsend. „Mich hätte aus Lautern keiner weggekriegt, auch er nicht.“ Allerdings hat sie am damals noch recht ländlich geprägten Stadtrand im Norden, später im Grübentälchen, ebenfalls Vorzüge des Gärtnerns kennengelernt. In Schelers Kleingarten waren die Kinder eine Weile immer mit dabei, „Und unsere Enkel haben hier im Matsch getobt“, erinnern sich die Großeltern. Seit einigen Jahren im Ruhestand, frönt das Ehepaar der Lust am Reisen. „Wir haben fast ganz Europa bereist, waren in den USA“, sagt Scheler. Da warten noch einige unentdeckte Ziele. In ihren Garten aber zieht es sie regelmäßig immer und immer wieder.

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