RADTOUR Radeln in Ruhe und Einsamkeit: Spätersommertour durch den Bienwald

Fast meditativ: Radeln auf schnurgeraden Wegen.
Fast meditativ: Radeln auf schnurgeraden Wegen.

Irgendetwas etwas ist anders. Es ist Sonntag, die Sonne scheint – und wir haben den Wald absolut für uns. Während im Pfälzerwald bei diesem Wetter sicher Hochbetrieb herrscht, radeln wir auf schnurgeraden Wegen fast alleine durch den Bienwald.

Holpriger Auftakt in der Bahn

Doch zunächst zurück zum Start am Hauptbahnhof Neustadt. Da die Bahn nach Kandel leider nur ein Radabteil mitführt, gestaltet sich der Auftakt etwas holprig. Viele Räder und Kinderwagen müssen auf viel zu wenig Platz irgendwie gehalten, balanciert und bei jedem Bahnhof neu arrangiert werden. Gut, dass die Fahrt nur eine knappe halbe Stunde dauert. In Kandel angekommen, gelangt man nach den Bahngleisen rechts und direkt wieder rechts an einem Kletterpark und Wiesen vorbei recht schnell auf den Radweg in den Bienwald. Mit seinen 120 Quadratkilometern ist der Bienwald das größte zusammenhängende Waldgebiet der oberrheinischen Tiefebene und steht unter Naturschutz.

Naturschutzprojekt Bienwald

Richtig urtümlich und naturbelassen sieht es aus. Zahlreiche kleine Gräben und Bäche fließen zwischen alten Bäumen. Man radelt auf gut befestigten oder geschotterten Waldwegen im Schutz der hohen Bäume durch absolute Ruhe und Einsamkeit. Die Gedanken nehmen ihren Lauf, man taucht ein in die Magie der Umgebung, keine Ablenkung, einfach nur radeln. Ab und zu durchdringt das Hämmern eines Spechtes die Stille, auf einer Lichtung entdecken wir ein Reh zwischen Bäumen. Wahrlich magisch hier. Wildkatzen, viele Vogelarten, Fledermäuse, Biber und Amphibien sind übrigens auch im Bienwald heimisch, informiert das Bienwald-Naturschutzprojekt. Uralte, riesige Eichen, Buchen und Kiefern wechseln sich ab, dazwischen leuchten immer wieder sattgrüne Farne, es duftet nach Bärlauch, Wildkräutern und feuchtem Moos.

Dann ragt ein Kirchturm auf einem Hügel heraus. Er gehört zu dem kleinen Dorf Büchelberg, das mitten im Wald liegt und sich an diesem Sonntag für das Knoddlerfest richtig rausgeputzt hat. Die Bienwaldkapelle umrahmt das Fest musikalisch. Da das Wort „knoddeln“ für basteln, werkeln und bauen steht, gibt es an den Ständen Produkte, Schmuck, Holzwaren und Dekoartikel aus der Region. Mitten im Geschehen liegt der 1806 erbaute Laurentiushof, der inzwischen als Heimatmuseum die ursprüngliche und einfache Lebensweise der ländlichen Bevölkerung zeigt. Hinter dem Hauptgebäude befindet sich noch ein richtiger Tabakschuppen mit einer Ausstellung alter landwirtschaftlicher Geräte. Es gibt Pfälzer Spezialitäten, Kaffee und selbst gebackenen Kuchen. Das bietet eine überraschende Gelegenheit für eine erste kleine Pause. Frisch gestärkt führt die Tour raus aus dem Dörfchen weiter auf den Radweg Richtung Scheibenhardt und an das Ufer der Lauter.

Artenreiche Flora und Fauna

Das Mosaik von Wald, Wiesen und Feldern macht das Gebiet insgesamt zu einem bundesweit bedeutenden Lebensraum auch für hunderte gefährdeter Pflanzenarten. Der Einfluss von drei Klimazonen sowie ausreichend Niederschläge ermöglichen die artenreiche, an diese Bedingungen angepasste Flora und Fauna. Wer Glück hat, kann auf den sehr feuchten und wenig gedüngten Wiesen auch seltene Orchideenarten entdecken.

Köstliches Mittagessen im Waldgasthof

Passagen auf der freien Landstraße zum Restaurant Bienwaldmühle, unserer Mittagsstation mit großem Biergarten, lassen die Hitze des Tages spüren, kein Vergleich zu der angenehmen Fahrt im Schatten der hohen Bäume. In der Bienwaldmühle haben wir Glück, der Biergarten ist zwar voll besetzt, aber wir bekommen noch einen (letzten) Tisch im schmucken Gastraum und ein wirklich köstliches Mittagessen. Da das gute Essen hier über die Grenze hinaus bekannt ist, ist eine Reservierung im Vorfeld sehr empfehlenswert, spontan ist es fast unmöglich, einen Tisch zu bekommen.

Das nächste Ziel und Endpunkt der Tour ist das elsässische Wissembourg. Direkt hinter der Bienwaldmühle gegenüber der Wehr mit der Fischtreppe zur Durchgängigkeit der Lauter führen zwei Wege dorthin: Ein recht anspruchsvoller Trail, wie uns ein sehr netter ortskundiger Mensch berät, durch den Wald an der Lauter entlang oder eine gemütlichere Variante über die wenig befahrene Landstraße. Wir entscheiden uns für die einfache Version. Nach etwa zwei Kilometern führt ein Schild links Richtung Schweighofen wieder in den schattigen Wald hinein und nach etwa acht Kilometern schließlich in den hübschen Ortskern von Wissembourg. Dazwischen überraschen immer wieder Lichtungen mit wunderbaren Panoramaaussichten über Wiesen und Felder auf die Vogesen.

Süßes Finale

In Wissembourg drehen wir nach dem obligatorischen Café au Lait und köstlichen kleinen Törtchen im Café Au Petit Kougelhopf noch eine kleine Schleife durch den geschichtsträchtigen Ort zum Bahnhof. Die französische Bahn bietet auch ausreichend Platz für alle Räder. Nach etwa 35 Radkilometern genießen wir rundum zufrieden eine entspannte Rückreise im klimatisierten Abteil nach Neustadt.

Wegweiser

Tourdaten

Start mit der Bahn: Neustadt-Kandel Mit dem Rad: Kandel-Büchelberg-Scheibenhardt- Bienwaldmühle-Schweighofen-Wissembourg, Rückweg mit der Bahn: Wissembourg-Neustadt; steigungsfrei auf geschotterten oder gut befestigten Rad- und Waldwegen oder verkehrsarmen Landstraßen, für alle Schwierigkeitsstufen geeignet, 35 Radkilometer, 40 Höhenmeter

Familienabenteuer

Kletterpark Fun Forest in Kandel

Eröffnung im Jahr 2006; 24 Hochseilparcours vom Einsteigerkurs über den Tarzan-Swing bis hin zur Profistrecke. Auf einer Fläche von 7 Hektar sind im Kandeler Bienwald über 200 Bäume mit etwa 17.000 Meter Stahlseil verbunden. Öffnungszeiten: Fr 12-18 Uhr; Sa, So, Feiertage 10-19 Uhr. Klettern nur mit Voranmeldung: 07275 618032, kandel.funforest.de

Besichtigen in Wissembourg:

Klosterkirche St. Peter und Paul

Von der romanischen Abtei blieb nur der viereckige Turm aus dem 11. Jahrhundert übrig. Die jetzige Kirche wurde zum größten Teil Ende des 13. Jahrhunderts unter der Leitung des Abtes Edelin errichtet. An der Nordseite der Kirche befindet sich ein unvollendeter hochgotischer Kreuzgang, der noch vom mittelalterlichen Kloster Wissembourg erhalten ist. Er gilt als schönster Kreuzgang des Oberrheins. Dort befinden sich die Grabsteine der historisch bedeutsamen Äbte.

Circuit des rempards

Spaziergang entlang der Stadtmauer: Eine dreisprachige Beschilderung führt rund um die Altstadt. Der erste Teil verläuft am Fluss La Lauter entlang, der zweite Teil hoch über den Dächern von Wissembourg und der dritte führt zurück in die Altstadt.

Einkehren:

Adamshof Kandel

Hofmarkt, Biergarten im Sommer und Wintergarten, Abenteuerspielplatz und Streichelgehege: Der Adamshof ist ein ideales Ausflugsziel für Familien. Pfälzer Spezialitäten, Fleisch, Fisch und Flammkuchen; Do-So 10-20 Uhr, Rheinzabernerstr. 1, Telefon 0177 5256826, Info: www.adamshof.de

Waldgasthof Bienwaldmühle

Gaststube, Wintergarten und Terrasse, saisonale und regionale Küche, Mi-Fr, Sa, So, Feiertage: 11.30-14.30, ab 17 Uhr; Tischreservierung: 06340 276, www.bienwaldmuehle.de

Lift für die Fische: Wehr an der Bienwaldmühle.
Lift für die Fische: Wehr an der Bienwaldmühle.
Immer wieder dazwischen: Panoramaaussichten auf die Region Pfälzerwald-Nordvogesen.
Immer wieder dazwischen: Panoramaaussichten auf die Region Pfälzerwald-Nordvogesen.
Süßes Finale: Café au lait et Patisserie in Wissembourg.
Süßes Finale: Café au lait et Patisserie in Wissembourg.
Schöner einkaufen: Eier, Fleisch und Nudeln im originellen „Hofladen“ der Hardtmühle im Bienwald.
Schöner einkaufen: Eier, Fleisch und Nudeln im originellen »Hofladen« der Hardtmühle im Bienwald.
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