1. FC Kaiserslautern Zeit, dass sich was dreht
Der FCK begegnet seinen Gegnern in der Zweiten Bundesliga auf Augenhöhe – aber er gewinnt keine Spiele. Gegen Holstein verliert die Mannschaft 1:2.
«Kiel.» Wär’s warm gewesen am Samstag im Holstein-Stadion zu Kiel, es wäre Fritz-Walter-Wetter gewesen. So war’s lange nur ein ekliger Regentag, die Sonne lachte erst nach dem Siegtreffer der Kieler: Manuel Janzer traf in letzter Sekunde der 270 Sekunden währenden Nachspielzeit zum glücklichen 2:1 (1:0) für Holstein Kiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Wo ein Anfang, da ein Ende. Ein ganz bitteres ... – für Lautern! „Wir fragen uns schon, ob wir irgendetwas verbrochen haben“, haderte FCK-Trainer Norbert Meier nach der dritten Niederlage im fünften Saisonspiel. Eine von Stipe Vucur unglücklich abgefälschte Flanke besiegelte die Niederlage. Zwei Punkte, 3:9 Tore: Die Ausbeute ist sehr dürftig, der FCK besetzt Rang 17 – ein Abstiegsplatz.
Marcus Anfangs Meisterschüler
Der Zweitliga-Neuling jubelte, die Spieler des mal wieder im Umbruch stehenden FCK waren konsterniert. „Eine extreme Situation“ nannte Sebastian Andersson seine Befindlichkeit nach dem Debüt im FCK-Dress. Er ackerte, er schuftete, er traf zum 1:1 (62.), er war aber auch der Auslöser des 0:1. Ein schludriger Ballverlust, anstatt klar zu passen – und Markus Anfangs Schüler zeigten, dass sie Musterschüler sind. Balleroberung durch Dominick Drexler, extreme Tempoverschärfung durch Steven Lewerenz – Benjamin Kessel und Stipe Vucur gaben vergebens Fersengeld – 1:0 (44. Minute)!
Nach starken 44 Minuten eine Chance auf den Weg gebracht
Bis dahin war der FCK besser, hatte der FCK ein Chancenplus. Doch Sekunden nach dem 0:1 gab Marvin Ducksch die Vorentscheidung vom Fuß (45.), die wendete Torhüter Marius Müller grandios gegen Ducksch und Lewerenz ab (51., 54.). Müller und Manfred Osei Kwadwo waren ausschlaggebend dafür, dass der FCK im Spiel blieb. „Manni“ hat gelernt, den Rückwärtsgang einzulegen, vermochte mit seinen Dribblings, seinen Finten, Akzente im Vorwärtsgang zu setzen. Und doch: Nach starken 44 Minuten brachte der FCK nach der Pause nur eine Chance auf den Weg, die nutzte Andersson nach Eingabe des beherzten Bälle-Ergrätschers Kessel zum 1:1 (62.). „Er bringt die körperliche Präsenz ein, die uns ein bisschen gefehlt hat. Es freut mich für ihn, dass er das Tor gemacht hat, gerade nach seinem unglücklichen Ballverlust vor dem 0:1“, brach Daniel Halfar eine Lanze für den Schweden-Import, der sich engagierte, den Ball oft festzumachen wusste, weite Wege ging. Und dann knipste. Das Licht auf der Kellertreppe der Zweiten Liga knipsten die Lauterer mit einem Bock der Kategorie „Selbst dran schuld“ in der Schlussminute aber dann auch wieder aus. „Wir haben den Ball kurz vor Schluss vertändelt, dann fälscht Stipe den Ball unglücklich ab ...“, beschrieb Patrick Ziegler das Malheur, das in Brandon Borrello seinen Ausgangspunkt hatte.
Osawe gibt den Bumerang-Stürmer
Hoffnung macht Sebastian Andersson, ein Typ unkaputtbar, kein Roland Sandberg, eher ein Benny Wendt. „Er hat ein extremes Wechselbad seiner Gefühlswelt erlebt“, sagte Norbert Meier, der mahnte, den neuen Stürmer nicht als „alleinigen Heilsbringer“ unter Druck zu setzen. Die Hoffnung mag der Trainer nicht aufgeben. „Die Moral ist intakt“, beteuerte Meier, der Lukas Spalvis aus dem Kader feuerte, weil der litauische Nationalstürmer am Vormittag fünf Minuten zu spät zur Mannschaftssitzung kam. Konsequent? Gewiss! Aber hätten dem Coach und dem FCK 1000 Euro Strafe pro Minute für den 23-Jährigen nicht mehr genutzt? Spalvis wäre eine Option für eine frühere Ablösung Osayamen Osawes gewesen. Der bewegte sich einmal mehr zwischen Genie und Unsinn. Osawe gab den Bumerang-Stürmer, hatte viele Ballverluste, weil er immer wieder mit dem Kopf durch die Abwehrwand wollte, und legte statt des Rückwärtsgangs auch schon mal den Leerlauf ein.
"Wir müssen endlich punkten"
„Wir waren definitiv nicht die schlechtere Mannschaft“, befand Kapitän Halfar. Er mahnte, sich nun „ja nicht die Köpfe einzuschlagen“ und appellierte, „die Ruhe zu bewahren“. „Es ist nicht alles schlecht“, sagte Boris Notzon, der Sportdirektor. Aber er verdeutlichte auch: „Wir können nicht immer wieder nur erzählen, was alles gut gewesen ist. Wir müssen auch endlich punkten!“ Am Samstag (13 Uhr) wartet der SV Sandhausen. Am Hardtwald hat der FCK noch nie gewonnen. Zeit, dass sich was dreht.