Rheinpfalz Niersbach setzt auf Bodenhaftung

Nürnberg. Keine Überraschung: Der alte DFB-Präsident ist auch der neue: Wolfgang Niersbach (62) wurde gestern beim 41. Ordentlichen DFB-Bundestag in Nürnberg ohne Gegenstimme im Amt bestätigt.

”Ich nehme die Wahl mit großer Dankbarkeit an. Es ist einfach schön, diese Rückendeckung zu spüren”, sagte der Präsident des weltgrößten Sportfachverbandes um 12.25 Uhr. Er ist bereit für die nächsten drei Jahre, sieht sich als Teamspieler, nicht als Machtmensch. Niersbach, beim Sportinformationsdienst als Journalist groß geworden, übernahm den Chefposten im März des vergangenen Jahres von Theo Zwanziger, spürt mehr Lust als Last, mehr Freude als Frust. An die Adresse des Uefa-Präsidenten Michel Platini und die Delegierten bekräftigte Niersbach das Ansinnen des DFB, 2024 die Europameisterschaft zu veranstalten. Michel Platini, der alte Schelm, zog da scherzhaft den Kopfhörer für die Übersetzung von seinem Haupt, vielleicht hat er aber noch verstanden, dass Niersbach sagte: ”Es ist richtig, dass wir jetzt schon den Hut in den Ring werfen, die EM ist ein Fernziel, aber wir sind wirklich entschlossen, das zu schaffen. Das ist kein PR-Gag!”

Der Bundestag stand unter dem Motto ”Fußball ist Zukunft - Vereint. Innovativ. Leistungsstark.” Was bedeutet das? Niersbach unterstrich, dass der Fußball immer am Boden bleiben müsse, mit einer groß angelegten Imagekampagne soll der Amateurfußball gestärkt werden. In Sachen Innovation will der DFB die Fußball-Internet-Seite ”fußball.de” besser machen und noch nutzerorientierter gestalten. Der DFB-Boss legte aber auch ein Bekenntnis zur Elite ab und sagte: ”Wir wollen 2014 Weltmeister werden. Die Sehnsucht nach einem Titel ist groß, 1996 liegt ja schon so lange zurück.”

Den Kampf gegen die Wettmanipulation, den Kampf gegen Doping, den Kampf gegen Rechtsextremismus und den Kampf gegen Gewalt rund um die Stadien nannte er als wichtige Aufgaben.

Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL), ergänzte die Liste um das Thema Homophobie im Fußball. ”Wir sollten uns in diesem Punkt engagieren”, sagte er. Rauball war nicht einverstanden damit, dass die DFL in Sachen Torlinientechnik in eine konservative Ecke gestellt wird, weil die Liga die Einführung von Hilfsmitteln zurückgestellt hat. Dass international die Toleranzschwelle bei strittigen Torszenen von drei Zentimetern um die Hälfte reduziert wird, kommt Rauball zupass, das ”ist immer unsere Position gewesen.”

Das Phantomtor des Leverkuseners Stefan Kießlings in der Partie bei der TSG 1899 Hoffenheim war Gesprächsthema. ”Die Tatsachenentscheidung ist ein hohes Gut”, meinte beispielsweise Heribert Bruchhagen, Vorstandschef der Frankfurter Eintracht. Günter Netzer, im Sitzungssaal brav Seite an Seite mit seinem alten Freund und Konkurrenten Wolfgang Overath, wunderte sich über die zurückhaltende Reaktion der Hoffenheimer. Am Montag ist die Verhandlung, leiten wird sie Hans E. Lorenz, der gestern als Bundesgerichts-Vorsitzender wiedergewählt wurde.

Nach über 40 Jahren in Amt und Würden sagte gestern Horst R. Schmidt auf Wiedersehen. Dem Schatzmeister, neben Franz Beckenbauer der Macher der WM 2006, folgte Reinhard Grindel. 211 Millionen Euro betrugen 2012 die Einnahmen des DFB, die Ausgaben beliefen sich auf 197 Millionen Euro, so Schmidt. Aus Altersgründen ausgeschieden sind zudem die Vize-Präsidenten Rolf Hocke (71), Hermann Korfmacher (70) und Karl Rothmund (70).

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