Politik Sturmgewehre fallen durch

«Berlin.» Die Beschaffung eines neuen Standard-Gewehrs der Bundeswehr als Ablösung für das bisherige Modell G36 verzögert sich einem Medienbericht zufolge. Bei ersten Tests habe keines der von verschiedenen Herstellern angebotenen Sturmgewehre die Anforderungen erfüllt, berichtete die „Welt am Sonntag“.

Die Zeitung berief sich auf ein vertrauliches Schreiben des Beschaffungsamtes der Bundeswehr. Den Unternehmen sei nun eine Frist bis zum 15. Februar 2019 gesetzt worden, um die Probleme zu beseitigen. Anschließend müssten die Waffen erneut getestet werden. Dadurch verzögere sich das Projekt um etwa acht Monate. Nach bisheriger Planung soll die Bundeswehr ab 2020 120.000 neue Sturmgewehre erhalten. Die neue Waffe wird das seit den 90er Jahren genutzte G36 des deutschen Herstellers Heckler & Koch ablösen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte im August 2015 entschieden, das G36 auszumustern und durch ein neues Standardgewehr zu ersetzen. Das Verteidigungsministerium war unzufrieden mit dem Gewehr und beanstandete Präzisionsmängel bei Dauerfeuer und Hitze. Eine Klage gegen Heckler & Koch endete mit einer Niederlage vor Gericht für das Ministerium – laut Urteil hatte die Firma das geliefert, was bestellt worden war. Wie ein Ministeriumssprecher gestern mitteilte, ist bis zum Abschluss des Vergabeverfahrens „die Einsatzfähigkeit des Sturmgewehrs G36 uneingeschränkt sichergestellt“. Das liege daran, dass die Soldaten verschiedene Waffen mit in den Einsatz nähmen, unter anderem das alte G3. Diese würden gemeinsam eingesetzt, um Defizite auszugleichen Die „Welt am Sonntag“ berichtete allerdings auch, dass der Bundesrechnungshof bezweifle, dass die in der Ausschreibung für die G36-Nachfolgewaffe geforderte Durchschlagskraft der Gewehre den Anforderungen der Armee genügt. Die Prüfer beriefen sich auf eine Studie des Heeres und Forderungen der Streitkräftebasis. Die Unternehmen hätten ausschließlich Angebote für Gewehre mit dem Kaliber 5,56 Millimeter vorgelegt. Einige Teilstreitkräfte forderten dagegen eine zumindest teilweise Ausstattung mit dem größeren Kaliber 7,62 Millimeter. Dem Rechnungshof sei zugesichert worden, „mittels gesonderter Untersuchungen die Durchschlagsleistung zu verifizieren“, um die Bedenken auszuräumen. Die Ergebnisse sollten dann durch das Planungsamt der Bundeswehr bewertet werden. Bei einer negativen Bewertung „wäre das Vergabeverfahren abzubrechen“. Käme es soweit, müsste die Bundeswehr dem Zeitungsbericht zufolge noch viele Jahre auf ein neues Sturmgewehr warten. Kommentar

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