Politik Porträtiert: Bernhard Vogel wird 85 Jahre alt

Ruhestand? Bernhard Vogel beim CDU-Bundesparteitag in Essen vor einem Jahr.
Ruhestand? Bernhard Vogel beim CDU-Bundesparteitag in Essen vor einem Jahr.

Manchmal ist es ein einziger Satz, mit dem sich einer ins kollektive Gedächtnis einschreibt und vielleicht sogar in die Geschichtsbücher.

Das „Gott schütze Rheinland-Pfalz!“, mit dem Bernhard Vogel 1988 nach einer verlorenen Kampfabstimmung um den CDU-Landesvorsitz sein Amt als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident niederlegte, gehört zu diesen Sätzen. Das Land stürzte zwar nicht in den Abgrund, aber der CDU bekam das abrupte Ende der Ära Kohl/Vogel nicht gut. 1991 kam die SPD ans Ruder – und sitzt bis heute in der Mainzer Staatskanzlei. Bernhard Vogels Weg in der Politik ist eng mit dem Namen Helmut Kohl verknüpft. Beide kannten sich aus ihrer Studentenzeit in Heidelberg, wo Vogel als Stadtrat auch seine ersten politischen Schritte tat. Für den Wahlkreis Neustadt/Speyer zog Vogel 1965 in den Bundestag. Zwei Jahre später trat er als Kultusminister in die rheinland-pfälzische Landesregierung ein. Er blieb es, als Kohl 1969 Ministerpräsident wurde, übernahm 1974 den CDU-Landesvorsitz von Kohl und rückte ins Amt des Ministerpräsidenten auf, als Kohl 1976 als Oppositionsführer in den Bundestag zog.

Beliebter Landesvater

Dass Vogel während der zwölf Jahren, in denen er die rheinland-pfälzische Landesregierung führte, rasch in die Rolle eines beliebten Landesvaters hineinwuchs, wäre kaum erklärlich ohne seine freundliche, humorvolle, auf Ausgleich bedachte Art. Bezeichnend ist, wie der Jubilar begründet, dass er heute, an seinem 85. Geburtstag, nicht in Speyer weilt, seiner Heimat seit gut einem halben Jahrhundert: Er wolle seinen Bekannten ersparen, wieder ein Fest für ihn auszurichten, sagte Vogel der Speyerer Lokalausgabe der RHEINPFALZ.

Ministerpräsident in zwei Bundesländern

Freundlichkeit und politischer Erfolg müssen keine Gegensätze sein, das lässt sich an Bernhard Vogels Weg ablesen. Manch anderer Politiker hätte nach einer bitteren Niederlage wie der von 1988 seine Karriere als beendet angesehen. Vogel hingegen gelang nicht nur ein Comeback, sondern auch das bisher einmalige Kunststück, ein weiteres Bundesland als Ministerpräsident zu führen. 1992, in den besonders für den Osten turbulenten Nachwendejahren, kam wieder ein Anruf von Helmut Kohl – und Vogel zögerte nicht, nach Thüringen zu gehen. Er regierte mit der SPD, mit der FDP und schließlich mit absoluter Mehrheit. Diesmal trat er aus Altersgründen zurück und regelte seine Nachfolge selbst. 70 Jahre war er da, hatte noch einmal elf Jahre die Regierungsgeschäfte eines Landes geleitet. Zu einem wirklichen Ruhestand aber ist er bis heute nicht gekommen. In diesen Wochen der Suche nach einer neuen Bundesregierung wird Vogel des Öfteren nach seiner Meinung gefragt. Erst das Land, dann die Partei, dann die Person – so lautet meistens seine Antwort. Klingt schlicht, ist aber oft gar nicht so leicht umzusetzen.

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