Politik Porträtiert: „Allzweckwaffe“ aus Rheinland-Pfalz

Wenn jemand für sich in Anspruch nehmen kann, eine politische Blitzkarriere hinzulegen, dann ist es Katarina Barley. Die SPD-Frau aus Trier, die in einem Monat 50 Jahre alt wird, hat in kürzester Zeit in Berlin Erfahrungen in allein drei Spitzenämtern gesammelt. Nun steht Barley der Wechsel nach Brüssel bevor. Die Juristin ist erst in der vorigen Legislaturperiode in den Bundestag gewählt worden und wurde sogleich Justiziarin der SPD-Fraktion. Vor dem Wahlkampf mit Martin Schulz wurde sie von SPD-Chef Sigmar Gabriel zur Generalsekretärin gemacht. Schon eineinhalb Jahre später verließ Barley die Parteizentrale und wurde Nachfolgerin von Familienministerin Manuela Schwesig. Nach der Bundestagswahl übernahm Barley von Heiko Maas das Justizressort. Als SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl ist sie nun Hoffnungsträgerin einer Partei, in der Glücksmomente rar geworden sind. Rückblickend dürfte Barleys schwierigste Zeit die in der SPD-Zentrale, dem Willy-Brandt-Haus, gewesen sein. Nicht nur, weil sie öffentlich vor allem dadurch auffiel, dass sie SPD-Niederlagen bei Landtagswahlen zu verkünden hatte. Auch das Verhältnis zu Gabriel war angeblich schon nach kürzester Zeit zerrüttet. „Politik ist ein sehr hartes Geschäft, aber es gibt trotzdem viele anständige Menschen – mehr als die meisten glauben“, sagte sie einmal im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Barley bringt ihre Weltläufigkeit von zu Hause mit und ist eine Europäerin durch und durch: Ihr Vater war Brite, ihr Ex-Mann Spanier, ihre Kinder wachsen dreisprachig auf. Sie selbst hat in Paris studiert und lebt heute in Trier. Ihr Lebenspartner ist ein niederländischer Basketballtrainer, der in Amsterdam lebt. Die promovierte Juristin begann ihre Karriere in Mainz, wo sie im wissenschaftlichen Dienst des Landtags und später im Justizministerium arbeitete. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Bundesverfassungsgericht und amtierte als Richterin in Rheinland-Pfalz. Barley ist schlagfertig und kann sich enorm schnell in neue Themen einarbeiten. Mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ist sie freundschaftlich verbunden. Beide pflegen ähnliche Prinzipien: charmant, aber hartnäckig voranzukommen.

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