Baltikum Kreml fahndet nach Estlands Regierungschefin

Kaja Kallas (46) ist seit Januar 2021 Premierministerin von Estland.
Kaja Kallas (46) ist seit Januar 2021 Premierministerin von Estland.

Russland hat Estlands Regierungschefin Kaja Kallas und andere hochrangige baltische Politiker offiziellen Angaben nach zur Fahndung ausgeschrieben.

„Das sind die Leute, die feindliche Handlungen gegenüber dem historischen Andenken und unserem Land unternommen haben“, begründete Kremlsprecher Dmitri Peskow den Schritt am Dienstag. Konkret werfen die russischen Behörden den Balten den Abriss sowjetischer Kriegsdenkmäler in ihren Ländern vor. Neben Kallas stehen auch der estnische Staatssekretär Taimar Peterkop und Litauens Kulturminister Simonas Kairys auf der Fahndungsliste. Da angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine keiner von ihnen eine Reise nach Russland plant, dürfte der Schritt vor allem symbolischer Natur sein.

„Geschichtsfälschung“ in Russland Straftat

Die Beziehungen zwischen den Ex-Sowjetrepubliken Estland, Litauen und Lettland zu Moskau sind seit der Unabhängigkeit der Baltenstaaten angespannt. Sie sehen ihre Geschichte so, dass sie in Sowjetzeiten besetzt waren. Dagegen sieht sich Moskau als damaliger „Befreier“ dieser Staaten und bezeichnet jede andere Sichtweise als „Geschichtsfälschung“, was in Russland eine Straftat ist.

Baltikum gehört seit 2004 zur Nato

Durch den russischen Einmarsch in der Ukraine vor zwei Jahren wurden diese Spannungen nochmals verstärkt. Im Baltikum leben viele ethnische Russen. Alle drei Länder befürchten, dass Moskau diese Bevölkerungsgruppe durch Desinformationskampagnen und Propaganda aufwiegeln könnte. Dann, so die Theorie, könnte Russland dort einmarschieren und diesen Angriff damit rechtfertigen, die dort lebende ethnisch-russische Bevölkerung zu schützen. Bislang wurde diese Gefahr von westlichen Beobachtern als eher gering eingeschätzt, da das Baltikum seit 2004 zur Nato gehört.

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