Politik Hintergrund: Bergung der 150 Opfer des Airbus-Absturzes wird Tage dauern

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Ein Flugzeug des Typs Airbus A320 ist am Dienstagvormittag in Südostfrankreich abgestürzt. An Bord der Germanwings-Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf waren 150 Menschen, darunter 67 Deutsche. Alle Insassen sind offenbar tot. Die Ursache der Katastrophe ist noch unklar.

Laut Germanwings flog die Unglücksmaschine ab 10.45 Uhr nur eine Minute lang in ihrer regulären Reiseflughöhe von 12.000 Metern.  Dann begann der  24  Jahre alte Airbus A 320 einen achtminütigen Sinkflug, bevor  auf etwa 2000 Metern Höhe jeglicher  Kontakt abbrach. Einen Notruf des Piloten habe es nicht gegeben.   Die verschneite Absturzstelle nahe dem Dorf Méolans-Revel am Fuße der französischen Alpen ist  schwer zugänglich. Es handelt sich um das Estrop-Massiv rund 100 Kilometer nordwestlich von Nizza. Die Bergung der Leichen wird daher laut Polizei mehrere Tage dauern. „Das Flugzeug ist regelrecht auseinandergerissen worden, es gibt kein einziges intaktes Stück Tragfläche oder Rumpf“, sagte der zuständige Staatsanwalt Robin, nachdem er die Absturzstelle mit einem Hubschrauber überflogen hatte. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: „Meine Gedanken sind jetzt bei den Menschen, die so jäh ihr Leben verloren haben, unter ihnen viele Landsleute.“ Am Mittwoch will Merkel zur Absturzstelle reisen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach von einem „schwarzen Tag“ für Deutschlands größte Airline. Die Einsatzkräfte werden von zehn  Helikoptern aus abgeseilt. Einsatzkräfte fanden schon am  Dienstagnachmittag einen der Flugschreiber.  Sie stellten bei Dunkelheit am Abend die Bergungsarbeiten ein, sie gingen am Mittwoch bei Sonnenaufgang weiter. Das Flugzeug mit dem Namen „Mannheim“ war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf. Unter den 150 Insassen sollen 67 Deutsche sein.  Mindestens 18 gehörten zu einer Reisegruppe aus dem nordrhein-westfälischen  Haltern: 16 Schüler  eines Spanischkurses der 10. Klasse eines Gymnasiums sowie zwei Lehrerinnen. Geschätzt 45 der Absturzopfer sollen Spanier sein. Schwerstes Unglück für Lufthansa überhaupt Der Absturz ist die  schwerste Flugzeugkatastrophe in Frankreich seit mehr als 30 Jahren. Für die Lufthansa ist es das  Unglück mit den meisten Opfern seit Gründung des Konzerns 1955. Bei acht Abstürzen waren seither insgesamt 150 Menschen umgekommen – genau so viele wie gestern bei dem  Unglück in den Alpen. Zuletzt war 1993 eine Lufthansamaschine beim Anflug auf Warschau verunglückt. Frankreichs Präsident  Hollande sowie Bundeskanzlerin  Merkel und Spaniens Ministerpräsident  Rajoy wollen am Mittwoch gemeinsam  an die Absturzstelle reisen. Bundesaußenminister  Steinmeier  und Verkehrsminister  Dobrindt  waren schon am Dienstag vor Ort. Bundespräsident Gauck brach seine Südamerikareise ab und kehrt nach Deutschland zurück.  „Meine Gedanken sind bei den Familienangehörigen und Freunden der vielen Opfer“, sagte er in Peru. „Ich bin weit weg von Ihnen kilometermäßig und ganz nah bei Ihnen mit meinen Gefühlen und meiner Trauer“, sagte Gauck. Die Bundesregierung und das Luftfahrtbundesamt richteten Krisenstäbe ein.    Deutschen Sicherheitsbehörden zufolge gibt es keinen Hinweis auf einen Terroranschlag. Auch das US-Präsidialamt sah  keinerlei Indizien für ein Attentat. Derzeit werde davon ausgegangen, dass es sich um einen Unfall handele, sagte Lufthansa-Managerin  Birlenbach. Alles andere wäre „Spekulation“. Der Pilot  Wahl, Vorstandsmitglied der Vereinigung Cockpit, erklärte, die Auswertung der Flugschreiber müsse abgewartet werden. „Aber es war kein Absturz, bei dem das Flugzeug wie ein Stein vom Himmel fällt. Nach allem was wir wissen, war es ein kontrollierter Gleitflug“, bevor die Maschine abstürzte. Bereits am Dienstagnachmittag wurde der Flugschreiber gefunden, die Auswertung soll schnellstmöglich beginnen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit setzt  ihre Streiks bei der Lufthansa aus. „Der Arbeitskampf ist für uns aktuell kein Thema mehr“, sagte Cockpit-Sprecher  Handwerg. Flug 4U9525 hätte um 11.55 Uhr in  Düsseldorf landen sollen. Angehörige der Opfer wurden dort und in Barcelona in  geschützte Bereiche gebracht und von Psychologen betreut. Mehrere Germanwingsflüge wurden storniert, weil die Crews sich außerstande sahen, Dienst zu tun. Airbus gehört zu den älteren Maschinen der Flotte Der abgestürzte Airbus war 24 Jahre alt und damit deutlich älter als viele andere Maschinen in der Flotte der Lufthansa. Der letzte Check fand nach Angaben von Germanwings am Montag bei Lufthansa-Technik statt. Im Schnitt sind die Flugzeuge der Lufthansa-Flotte seit 11,5 Jahren im Einsatz. Airbus erklärte, man bemühe sich um eine Aufklärung des Vorfalls. Der abgestürzte A320 habe auf 46.700 Flügen fast 58.300 Flugstunden absolviert. Germanwings sicherte allen Betroffenen rasche Hilfe zu. „Germanwings wird alle Kräfte aufbieten, um allen Betroffenen schnell und unbürokratisch zu helfen und ihnen ihr schweres Schicksal zu erleichtern, so gut es irgend geht“, sagte Geschäftsführer Oliver Wagner. „Das Geschehene tut uns unendlich leid“. Germanwings betonte, das abgestürzte Flugzeug sei mit aktuellster Computertechnik ausgestattet gewesen. Ein Technik-Problem, wie es kürzlich bei einer Lufthansa-Maschine aus derselben Airbus-Familie bekanntgeworden war, sei daher bei dem Unglücksflieger nicht zu erwarten, sagte der Leiter des Flugbetriebs, Stefan-Kenan Scheib. Auswirkungen auf Aktienkurs Für Angehörige gibt es mehrere Telefonhotlines: Beim Auswärtigen Amt unter der Rufnummer 030 5000 3000, bei Germanwings unter der Nummer 00800-11 33 55 77 sowie beim Düsseldorfer Flughafen unter der Nummer 0800-7766350.Die letzten Unfälle bei der Lufthansa liegen lange zurück. 1993 prallte ein A320 auf dem Warschauer Flughafen gegen einen Erdwall, zwei Personen kamen ums Leben. Eines der bislang größten Unglücke in der Lufthansa-Geschichte ereignete sich 1974 in Kenia, als ein Boeing-Jumbojet kurz nach dem Start in Nairobi abstürzte und 60 Insassen starben. Viele Deutsche kamen zuletzt beim Absturz des Überschalljets Concorde im Juli 2000 ums Leben. Alle 109 Menschen an Bord der Air-France-Maschine starben, darunter 97 Deutsche. Der Absturz hatte auch Auswirkungen auf die Aktien von Lufthansa und Airbus: Lufthansa war mit einem Minus von 1,9 Prozent größter Verlierer im Dax. Airbus büßte 1,25 Prozent ein und hatte damit die rote Laterne im MDax. (dpa/rtr/svw) MEHR ZUM THEMA

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