Politik Gutachter: Konjunktur mit Reformen stützen

Vor allem in der Baubranche befürchten Experten eine Abkühlung der Konjunktur.
Vor allem in der Baubranche befürchten Experten eine Abkühlung der Konjunktur.

«Berlin.» Die deutsche Wirtschaft befindet sich den führenden Forschungsinstituten zufolge weiterhin in starker Verfassung. In ihrem gestern vorgestellten Herbstgutachten hoben die Forscher ihre Wachstumsprognose für 2017 deutlich an: von 1,5 Prozent auf 1,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Anzahl der Arbeitslosen soll 2018 im Jahresdurchschnitt erstmals seit der Wiedervereinigung unter 2,5 Millionen sinken und 2019 weiter zurückgehen. Die Anzahl der Erwerbstätigen dürfte sich demnach bis 2019 auf 45,2 Millionen erhöhen. Das wären rund anderthalb Millionen mehr als 2016. Beteiligt an dem Gutachten sind unter anderem das Münchner Ifo-Institut, das Berliner DIW, das Essener RWI, das Kieler IfW und das IWH Halle. Die Analyse dient der Bundesregierung als Basis für ihre eigenen Prognosen. Diese wird das Wirtschaftsministerium voraussichtlich am 11. Oktober vorlegen. Ihrem 84 Seiten langen Gutachten haben die Volkswirte den Titel „Aufschwung weiter kräftig – Anspannungen nehmen zu“ gegeben. Insbesondere in der Baubranche gebe es wegen der kräftigen Konjunktur einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften, so die Studie. Angesichts zuletzt sprudelnder Steuereinnahmen und mit Blick auf den Bevölkerungswandel – der Anteil der Rentner an der Gesamtbevölkerung nimmt zu – mahnen die Forscher an, rechtzeitig „ökonomische Rahmenbedingungen“ zu verbessern. Sie raten, die Sozialabgaben zu senken und so vor allem Bezieher niedriger Einkommen zu entlasten – etwa durch geringere Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Das Thema der Abgabenlast verschärft sich nach Ansicht von Wirtschaftsvertreter n wegen der angekündigten Steuerreform in den USA. „Damit erhöht sich der Druck auf die nächste Bundesregierung, auch bei uns eine Reform der Unternehmensbesteuerung anzupacken“, sagte gestern DIHK-Präsident Eric Schweitzer. US-Präsident Donald Trump verschärfe mit der Ankündigung, die Firmensteuern von 35 Prozent auf 20 Prozent zu senken, den internationalen Steuerwettbewerb, sagte auch BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Deutsche Unternehmensteuern sind bisher noch niedriger, weshalb Trump eigentlich auf 15 Prozent gehen will. Allerdings sind andere Abgaben – vornehmlich für die Sozialkassen – hierzulande deutlich höher als in den USA. Die Körperschaftsteuer beträgt aktuell in den Industriestaaten im Schnitt 22,5 Prozent. Die Bundesregierung teilte mit, sie beobachte die weitere Entwicklung in Amerika aufmerksam. Seite 2, Wirtschaft

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