Politik Giftattentat: UN-Sicherheitsrat soll tagen

Im Hauptgebäude der OPCW in Den Haag wird seit gestern über den Konflikt um die Nervengift-Attacke verhandelt.
Im Hauptgebäude der OPCW in Den Haag wird seit gestern über den Konflikt um die Nervengift-Attacke verhandelt.

«Den Haag/New York.» Die Auseinandersetzung um das Giftattentat auf den Ex-Spion Skripal zieht immer weitere Kreise. Russland beantragte gestern erneut eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats, scheiterte jedoch bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen mit einem Antrag, an den Ermittlungen beteiligt zu werden.

Russlands Botschafter am Sitz der Vereinten Nationen (UN) in New York forderte für heute eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates. Anlass seien die Vorwürfe der britischen Premierministerin Theresa May, die Moskau für den Giftanschlag auf den ehemaligen Doppelagenten verantwortlich macht. Russland weist jede Verantwortung für das Attentat zurück. Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März im englischen Salisbury vergiftet worden. Der Fall hat zu der schwersten diplomatischen Krise zwischen Russland und Großbritannien sowie zahlreichen weiteren westlichen Staaten seit dem Kalten Krieg geführt. In Den Haag kam gestern auf Bitten Russlands kurzfristig der Exekutivrat der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) zusammen, um über den Giftanschlag zu beraten. Die internationale Organisation überwacht die Einhaltung der Chemiewaffen-Konvention von 1997. Die britische Regierung hat die OPCW-Chemiewaffenexperten gebeten zu ermitteln. Diese untersuchen Blutproben von Sergei und Julia Skripal. Ein Ergebnis soll nächste Woche vorliegen. Die russische Delegation in Den Haag scheiterte jedoch am Abend mit ihrem Antrag, an den Untersuchungen beteiligt zu werden. Bei der Abstimmung im Exekutivrat stimmten 15 Länder gegen den russischen Antrag. China, Iran, Aserbaidschan, Algerien und Sudan votierten mit Russland dafür. 17 Staaten enthielten sich. Der britische Außenminister Boris Johnson äußerte sich über das Ergebnis erfreut. Russland wolle die Wahrheit verzerren und die Öffentlichkeit verwirren. Die internationale Gemeinschaft habe „diese Taktik erneut durchschaut“. Der Chemielabor-Leiter des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Ribaltschenko, bezeichnete in Den Haag die britischen Vorwürfe als „falsch und absurd“. Jedes moderne Labor könne die bei dem Anschlag verwendeten Substanzen herstellen. „Es gibt keinen einzigartigen Marker, der es erlaubt, ein Land als Hersteller der Substanz zu bestimmen.“ Seite 2

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