CDU Bernhard Vogel zweifelt an der Eignung von Friedrich Merz

Vor gut einem Jahr trafen sie sich bei einer CDU-Feierstunde in Erfurt: Friedrich Merz und Bernhard Vogel.
Vor gut einem Jahr trafen sie sich bei einer CDU-Feierstunde in Erfurt: Friedrich Merz und Bernhard Vogel.

Der frühere Ministerpräsident sieht den aktuellen CDU-Chef nicht unbedingt als Kanzlerkandidaten

Es geschieht nicht allzu oft, dass Bernhard Vogel aus eigenem Antrieb seine Ansichten über aktuelle politische Fragen der Öffentlichkeit darlegt. Wer ihn aber danach fragt, erhält bemerkenswerte Einsichten in die Gedankenwelt des mittlerweile 91-jährigen Christdemokraten. Der in Speyer lebende Politiker, der in Rheinland-Pfalz und Thüringen Ministerpräsident war und als zweifacher Amtsinhaber ein Unikat in der politischen Geschichte der Bundesrepublik darstellt, bekam jüngst Besuch von Journalisten der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“.

Es geht in dem Gespräch über Thüringen, wo im Herbst ein neuer Landtag gewählt wird, und um Vogels einstigen Erfolg, als seine Partei dort 1999 mit 51 Prozent die absolute Mehrheit holte. Den Tag habe er nicht vergessen, erinnert sich Vogel, „ein unvergleichlich schöner Abend“. Das Ergebnis mag ihn dafür entschädigt haben, dass er elf Jahre zuvor von der rheinland-pfälzischen CDU als Vorsitzender abgesägt worden war. Unvergessen seine Abschiedsworte beim Parteitag: „Gott schütze Rheinland-Pfalz!“

„Es gibt einen anderen Kandidaten“

Doch Vogel schaut nicht nur zurück. Er beobachtet den aktuellen CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz und trifft auch gleich eine empfindliche Stelle. Warum Merz es Angela Merkel so lange übel genommen hat, dass sie ihm 2002 den Fraktionsvorsitz wegnahm, versteht Vogel nicht. Denn: „Später hat er als Erstes, nachdem er Parteivorsitzender wurde, den Fraktionsvorsitzenden Ralph Brinkhaus abgelöst. Genau das, was er der Frau Merkel vorgeworfen hat, hat er später selbst getan.“

Auf die Frage, ob Merz einmal Kanzler wird, antwortet Vogel: „Sollte sich die Frage in Kürze stellen, will ich das nicht ausschließen. Sollte sich die Frage erst bei der nächsten Bundestagswahl stellen, würde ich denken, dass es einen anderen Kanzlerkandidaten gibt.“

Andere haben Wahlen gewonnen

Vogel nennt die Regierungschefs von Nordrhein-Westfalen (Hendrik Wüst), Schleswig-Holstein (Daniel Günther) und „eventuell sogar“ den von Hessen (Boris Rhein) als mögliche Kandidaten. Diese seien geeigneter, weil sie Wahlen gewonnen und Regierungserfahrung hätten. „Und das hat Friedrich Merz noch nicht“, liefert Vogel eine kleine Stichelei hinterher. Immerhin attestiert er dem CDU-Chef, dieser sei mit dann 70 Jahren in einem Alter, in dem eine Kandidatur „noch gehen würde“. Kann man Zweifel an der Eignung raffinierter verpacken?

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