Politik Kalender: Der Symboltag für das Ende der Apartheid

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Vor 30 Jahren kommt der Schwarzenführer Nelson Mandela in Südafrika endlich frei

Nelson Mandela hat nur wenige Stunden geschlafen. Um halb fünf am Morgen wacht er auf, macht – wie er sich das über Jahrzehnte in Haft angewöhnt hat – einige Übungen, wäscht sich, frühstückt. Danach setzt er sich an die Arbeit. Eine Rede muss noch geschrieben werden, der Gefängnisarzt schaut für eine letzte Untersuchung vorbei.

Es ist der 11. Februar 1990. Der Tag, an dem Mandela aus dem Gefängnis entlassen wird. Insgesamt 27,5 Jahre war der Schwarzenführer eingesperrt, weil er gegen das Apartheid-System in Südafrika kämpfte. Weltweit wurde Nelson Mandela damit zu einer Symbolfigur des Widerstands.

Als das System der Rassentrennung Ende der 80er Jahre nicht mehr zu halten war, entschied das Regime, Mandela freizulassen und das Verbot seiner Bewegung, des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), aufzuheben. Mandelas Freilassung gilt als Symbol für das Ende der Apartheid.

Die schwarze Bevölkerung feierte damals ausgelassen; die Menschen schöpften Hoffnung auf Freiheit und gleiche Chancen für alle. Manche Erwartungen erfüllten sich. Doch die damalige Euphorie ist mittlerweile bei vielen Frust gewichen. Auch, weil der ANC, immer noch Regierungspartei, viele korrupte Führer und Funktionäre in seinen Reihen hat(te).

 

Erste Nacht beim Bischof

Im Februar 1990 indes führte Mandelas Beliebtheit dazu, dass auch einige sehr praktische Fragen zu lösen waren: Wo konnte er zu seinen vielen Anhängern sprechen, die so lange auf ihn gewartet hatten? Und vor allem: Wo sollte er die erste Nacht in Freiheit verbringen? Mandela selbst hätte aus Solidarität mit der Bevölkerung am liebsten im Schwarzenviertel der Cape Flats übernachtet. Dies schrieb Mandela in seiner Autobiografie „Ein langer Weg zur Freiheit“. Seine Frau Winnie und seine Kollegen, darunter der heutige Präsident Cyril Ramaphosa, überzeugten ihn jedoch, in der Residenz des schwarzen Erzbischofs Desmond Tutu zu übernachten.

1964 war Mandela zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er hatte als ANC-Anführer Proteste und Sabotageakte gegen das Apartheid-Regime organisiert. 18 Jahre verbrachte er im berüchtigten Gefängnis auf der Atlantikinsel Robben Island vor Kapstadt – in einer kleinen Zelle mit einem Metalleimer als Toilette, den er selbst leeren musste. Die Gefangenen verrichteten Zwangsarbeit. Mehrmals wurde Mandela verlegt, zuletzt in das Victor-Verster-Gefängnis in Kapstadt. Von hier kam er in die Freiheit.

1993 erhielt Mandela den Friedensnobelpreis; 1994 wurde er zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt. Rache an seinen früheren Peinigern nahm er nicht.

Nelson Mandela nach der Freilassung bei einer „Willkommen Zuhause“-Demonstration.
Nelson Mandela nach der Freilassung bei einer »Willkommen Zuhause«-Demonstration.
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