Rhein-Pfalz Kreis Zurückgewiesen

Die Heuschrecken im Landkreis sollen kartiert werden. Für die Grünen sicher ein positiver Aspekt. Allerdings wollen sie noch meh
Die Heuschrecken im Landkreis sollen kartiert werden. Für die Grünen sicher ein positiver Aspekt. Allerdings wollen sie noch mehr für die Artenvielfalt tun und haben entsprechende Anträge formuliert. Jedoch haben sie kein großes Geschick gezeigt, diese durchzusetzen.

«Limburgerhof.»Mehr Blumen, mehr Bienen und generell mehr Gesumm auf den Rhein-Pfalz-Kreis-Wiesen – das klingt nach echten Grünen-Themen. Und in der Tat geht es in vier von sieben Anträgen, welche die Fraktion um Heinz-Peter Schneider herum im Kreistag stellt, um Artenvielfalt oder wie man heute so schön sagt: Biodiversität. Doch dem Landrat sind die Anträge eben nicht ganz grün. Und so platzt Clemens Körner (CDU) schon beim ersten Gesuch der Kragen. Die Grünen wollen, dass die Biotopvernetzung im Kreis aktualisiert und fortgeschrieben wird. Und was sagt der Landrat – und wird dabei ziemlich laut: Die Grünen fordern etwas, was ohnehin gemacht wird. Oder gemacht werden soll – weil im Umweltausschuss so besprochen. Und verkaufen das Ganze als ihre Idee. Großes Palaver im Kreistag. Die Grünen schimpfen. Der Landrat schimpft. Und dann wird der Antrag zurück in den Umweltausschuss verwiesen. Dorthin, wo eben ohnehin schon ausgemacht worden war, dass die Heuschrecken kartiert, die Tagfalterpopulationen untersucht und Kreisbewohner animiert werden, bienenfreundliche Gärten anzulegen. Kurzum dorthin, wo man sich parteiübergreifend um den Erhalt der Artenvielfalt im Kreis kümmert. In dieses Gremium wandert auch Antrag zwei der Grünen, in dem sie vorschlagen, dass der Kreis Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ wird. Dann gibt es eine Antragspause. Haushaltsreden werden gehalten. Erträge und Zinsen statt Blumen und Bienen. Schnöder Mammon statt bunte Vielfalt. Die Anträge drei bis sieben der Grünen-Fraktion werden im Haushaltsblock behandelt, weil dafür Geld aus der Kreiskasse gebraucht wird. Nach den Haushaltsreden sind viele im Saal etwas müde. Doch Walter Altvater hat noch Kraft. Ihm gefällt es nämlich gar nicht, dass es im Kreis keinen Wettbewerb „Gärten für die Artenvielfalt“ geben soll. Der Landrat habe die Idee doch für gut befunden gehabt. Clemens Körner macht ein Gesicht, als hätte er die Wortkombination „Gärten für die Artenvielfalt“ zum ersten Mal gehört. Und Jürgen Creutzmann (FDP) plädierte in seiner Haushaltsrede zuvor bereits dafür, sich doch lieber auf die Digitalisierung der Kreisverwaltung und die Einführung einer elektronischen Akte zu konzentrieren, die den Austausch mit den Bürgern verbessern soll. „Denn meine ,Freunde’ von den Grünen“, sagt Creutzmann, „könnte man mit der Verwaltung online kommunizieren, hätte man vielleicht auch die Zeit, um an einem Wettbewerb ,Garten für Artenvielfalt’ teilnehmen zu können – wenn es diesen je geben sollte“. Bevor bei den nächsten Anträgen ein neues Ping-Pong-Spiel zwischen Landrat und den Grünen-Vertretern beginnt, grätscht erneut FDP-Kollege Creutzmann dazwischen. Denn ihm ist aufgefallen, dass die Grünen Anträge stellen, deren Umsetzung Geld kostet. Sie aber keinen Deckungsvorschlag machen – also nicht sagen, wie ihre Ideen mit dem Kreishaushalt zu finanzieren wären. Äh – und jetzt? Die Lösung: Der Antrag wird zurück in den jeweiligen Fachausschuss verwiesen. Und zwar jeder einzelne. Damit sind die Grünen noch gut bedient, denn der Beschlussvorschlag der Verwaltung lautet jedes Mal: Der Kreistag lehnt den Antrag der Grünen-Fraktion ab. „Die Antworten der Verwaltung auf unsere Anträge überzeugen uns nicht immer“, sagt Heinz-Peter Schneider schon in seiner Haushaltsrede – und koppelt die Zustimmung der Grünen-Fraktion für das Zahlenwerk daran, dass noch mal ernsthaft über ihre Ideen gesprochen wird. Etwa darüber, dass sich die Grünen ein Radverkehrskonzept wünschen. Oder eine zusätzliche Stelle im Referat Planung und Umweltschutz. Denn trotz aller Anstrengungen der vergangenen 30 Jahre habe der Trend zum Artenrückgang im Kreis nicht gebrochen werden können, begründet die Fraktion ihre Idee. Der zusätzliche Mitarbeiter könnte sich gezielt um die Biotopvernetzung kümmern, was den Grünen ja ohnehin ein Anliegen ist. Wie die neue Stelle finanziert werden soll, bleibt offen – der Antrag geht zurück in den Ausschuss. Ähnlich schnell handelt der Landrat den Wunsch der Grünen ab, die Neugestaltung des Schulhofs der Realschule plus im Schifferstadter Schulzentrum zu planen. Der Hof sei derzeit größtenteils versiegelt und biete nur wenige Möglichkeiten zum Spielen oder sich einfach mal in der Pause zurückzuziehen, argumentieren die Grünen. Allerdings habe der Kreis im vergangenen Jahr bereits die Wege zur Aula saniert, hält die Verwaltung entgegen – und zudem sei der Schulhof als Parkplatz für Veranstaltungen vorgesehen. Daher sei eine Umgestaltung nur bedingt möglich. Aber auch über diese Frage soll zunächst noch einmal der zuständige Ausschuss beraten. „Ablehnen“, ruft Creutzmann derweil bei einem weiteren Antrag der Grünen. Darin fordern sie ein Betreuungsangebot für die Kinder der Kreistagsmitglieder während der Sitzungen. Denn angesichts des Zeitaufwands sei es schwierig, Familienleben und politisches Engagement zu vereinbaren. „Der Antrag ist nicht ausgereift“, findet Dieter Weißenmayer (FWG). Dass die Idee nicht abgeschmettert wird, ist letztlich Friederike Ebli (SPD) zu verdanken, die dafür plädiert, im Ausschuss noch einmal über den Gedanken zu beraten. „Wir wollen schließlich die Vereinbarkeit von Politik und Familie.“ Dieses Entgegenkommen reicht den Grünen dann doch, um den 2019er-Haushalt des Rhein-Pfalz-Kreises mitzutragen, selbst wenn sie keinen ihrer Anträge auf Anhieb durchgebracht haben. Denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben, heißt es bekanntlich schon im Volksmund. Dass es tatsächlich so ist, da vertraut Schneider dem Landrat. „Ich hoffe, dass das nun keine Beerdigung dritter Klasse war“, sagt er. Schließlich geht es in vier von sieben Anträgen um das Leben: mehr Blumen, mehr Bienen und generell mehr Gesumm auf den Rhein-Pfalz-Kreis-Wiesen.

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