Kreis Germersheim Neues Gymnasium startet im nächsten Jahr

Zunächst werden die Gymnasiasten an Räumen an der Gesamtschule in Rheinzabern unterrichtet.
Zunächst werden die Gymnasiasten an Räumen an der Gesamtschule in Rheinzabern unterrichtet.

In Rheinzabern wird ein neues Gymnasium gebaut. Der Bellheimer Realschule könnte in der weiteren Schulentwicklung eine Schlüsselrolle zukommen. Bedenken wegen des Gymnasiums kommen aus dem Landkreis nebenan.

Schon im Schuljahr 2025/26 sollen Schüler an dem neuen Gymnasium unterrichtet werden, zunächst in Räumen der Integrierten Gesamtschule (IGS). Die sind frei, weil sich weniger Kinder dort anmelden als die Schule aufnehmen kann. Zwei Jahrgänge des neuen Gymnasiums könnten mindestens untergebracht werden, sagte Schuldezernent Christoph Buttweiler (CDU) am Montagabend vor den Kreistagsmitgliedern. Dann gebe es eine Übergangszeit mit Unterricht in Containern. 2030 soll ein Neubau für das dreizügige Gymnasium auf dem Schulcampus stehen. Geschätzte Kosten: 25 Millionen. Der Kreistag, entscheidendes Gremium für die weiterführenden Schulen, hat die Pläne bei zwei Gegenstimmen beschlossen.

Die neue Schule soll hauptsächlich das Europa-Gymnasium in Wörth (EGW) entlasten. Denn dort „brennt“ es: Die Anmeldezahlen sind schon hoch und sollen in den nächsten Jahren drastisch steigen. So die Prognose von Anja Reinermann-Matatko. Die Fachfrau arbeitet im Auftrag der Kreisverwaltung am Schulentwicklungsplan. Alle drei Jahre werden die Zahlen aktualisiert. Diesmal seien sie im Gymnasialbereich so alarmierend gewesen, dass „schnell eine dauerhaft sinnvolle Lösung“ für den südlichen Landkreis hermusste. Die Idee für das Gymnasium in Rheinzabern hatte die Verwaltung mit der Schulaufsicht ADD und dem Bildungsministerium abgestimmt und vor knapp drei Wochen den anderen politischen Verantwortlichen im Kreis vorgestellt.

K.o.-Kriterium für Bellheim

„Wir fühlen uns nicht wohl innerhalb kurzer Zeit so eine weitreichende Entscheidung treffen zu müssen“, sagte SPD-Fraktionschef Dennis Nitsche. Es gehe um viel Geld. „Am Ende sind es vielleicht 35 Millionen – was in Ordnung ist, wenn wir die Schule wirklich brauchen.“ Der Wörther Bürgermeister hatte einen Gegenvorschlag in die Debatte der letzten Wochen eingebracht. Amtskollegen in Kandel und Bellheim schlugen zudem ihre Kommunen als Standort für ein neues Gymnasium vor. Im Standortvergleich der Schulplanerin schnitt Rheinzabern am besten ab. Dort sei die Entlastungwirkung für das Europa-Gymnasium, das viele Kinder aus der Verbandsgemeinde Jockgrim besuchen, am größten. Mit Rheinzabern sollen sie eine Alternative, ohne weitere Wege, bekommen. Ein Gymnasium in Bellheim hätte hingegen kaum Auswirkungen auf das EGW: „Das ist das K.o.-Kriterium“, sagte Reinermann-Matatko am Montag.

Alte Wunden reißen auf

In der Bellheimer Realschule stehen Räume leer oder werden von der Kreisverwaltung anders genutzt. Der Schulstandort emotionalisiert: „Da sind alte Wunden aufgerissen worden“, sagte Anette Kloos, Sprecherin der FWG-Fraktion. Bellheim hatte sich schon vor fast 20 Jahren Chancen auf eine IGS eingeräumt. Sie zerplatzten. Mit Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen insgesamt, insbesondere im nördlichen Landkreis, könnte der Standort doch noch eine Schlüsselposition bekommen: Die Verwaltung soll prüfen, ob das Gebäude als Zweigstelle für Gesamt- und Realschulen mit Engpässen genutzt werden kann. Auch weil damit gerechnet werden muss, dass Schulen in Speyer, Landau und Südliche Weinstraße Jugendliche aus dem Kreis Germersheim wegen Platzmangels künftig abweisen, soll Bellheim nicht aus dem Fokus geraten. Dem Antrag der Koalition aus CDU, FWG und Grünen stimmte der Kreistag geschlossen zu. Der Schulentwicklungsplan soll schon nach der nächsten Anmeldephase aktualisiert werden.

Auf dem Schulcampus der IGS Rheinzabern wird im nächsten Schuljahr ein Gymnasium starten.
Auf dem Schulcampus der IGS Rheinzabern wird im nächsten Schuljahr ein Gymnasium starten.

Während laut Buttweiler Landau und Speyer das neue Gymnasium in Rheinzabern begrüßen, habe SÜW Bedenken, dass dem Pamina-Schulzentrum in Herxheim Fünftklässler verloren gehen. Die Schule bilde in der Regel zwei oder drei Züge mit Fünftklässlern aus dem Kreis Germersheim. „Die Bedenken teilt unsere Gutachterin nicht“, so der Dezernent. Im Plan sei eingerechnet, dass 13 Prozent aller Jugendlichen zu Schulen außerhalb des Heimatkreises pendeln und etwa 50 Kinder pro Jahrgang an die Südliche Weinstraße. Niemand wolle „Gymnasien, die sich gegenseitig kannibalisieren“, sagte Dennis Nitsche mit Blick auf die Nähe zwischen Rheinzabern und Herxheim. Die SPD-Fraktion forderte deshalb eine enge Abstimmung mit den Schulplänen in SÜW.

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