Kreis Germersheim Neues Gymnasium: Was für Rheinzabern spricht

Überlaufen: Das Europa-Gymnasium Wörth.
Überlaufen: Das Europa-Gymnasium Wörth.

Wo soll das dritte Gymnasium im Landkreis gebaut werden? Es liegen mehrere Vorschläge auf dem Tisch. Die Schulplanerin hat die Standorte verglichen. Aus ihrer Sicht ist das Ergebnis eindeutig. Auch Daimler meldet sich zu Wort.

Alarmstufe Rot herrscht in der Kreisverwaltung vor allem wegen des Europa-Gymnasiums (EGW). Immer mehr Kinder wollen die Wörther Schule besuchen. In den nächsten Jahren werden jeweils acht bis zehn Eingangsklassen erwartet. Allerdings ist das Gymnasium nur auf sechs Züge ausgelegt und platzt jetzt schon aus allen Nähten. Die Entwicklung am Germersheimer Goethe-Gymnasium soll laut Prognose zwar weniger dramatisch sein, aber auch diese Schule ist an der Belastungsgrenze. Der Handlungsbedarf sei „akut und dringend“, sagt Anja Reinermann-Matatko. Sie arbeitet für die Kreisverwaltung am Schulentwicklungsplan. Laut Schulgesetz dürften überzählige Kinder nur an ein anderes Gymnasium „umgelenkt“ werden. Sprich: Andere Schulformen können diese nicht auffangen.

Vergangene Woche hat die Verwaltung einen mit der Schulaufsichtsbehörde ADD abgestimmten Plan vorgestellt, der die Probleme lösen soll: ein drittes Gymnasium am IGS-Standort Rheinzabern. Die Gesamtschule besuchen weniger Kinder als sie aufnehmen könnte. Es sind Räume frei, so dass ab dem Schuljahr 2025/26 Schüler des neuen Gymnasiums dort unterrichtet werden könnten. Es wäre eine Interimslösung, bis ein Neubau auf dem Schulcampus fertig ist. Rund 25 Millionen Euro soll das Projekt kosten.

Ein Gymnasium mitten im Landkreis

Die Idee stieß nicht bei allen politisch Verantwortlichen im Kreis auf Gegenliebe. Es gab andere Vorschläge: Volker Poß, SPD-Verbandsbürgermeister in Kandel, brachte eine Fläche gegenüber der Bienwaldhalle für ein neues Gymnasium ins Spiel. Gerald Job, Verbandsbürgermeister von Bellheim (FWG), sieht „Potenzial“ an der dortigen Realschule plus. Die Schulen hatte in der Vergangenheit mit rückläufigen Anmeldezahlen zu kämpfen. Räume stehen leer oder werden anders genutzt. Dennis Nitsche, Bürgermeister von Wörth (SPD), schlug vor, die Berufsbildende Schule nach Rheinzabern zu verlagern. Das frei werdende Gebäude böte dann Platz für weitere Wörther Gymnasiasten und IGS-Schüler. Die IGS Wörth ist nämlich ebenfalls beliebt und muss seit mehreren Jahren Fünftklässler ablehnen.

Am Dienstag hat Anja Reinermann-Matatko im Schulträgerausschuss einen Standortvergleich präsentiert. „Aus unserer Sicht haben wir ein klares Ergebnis“, so die Schulplanerin: Pro Rheinzabern. Ein Gymnasium dort würde das EGW demnach deutlich mehr entlasten als in Bellheim oder Kandel. Denn das Europa-Gymnasium besuchen – neben Kindern aus Wörth und Hagenbach – viele Jugendliche aus den Verbandsgemeinden Jockgrim, Kandel und einige aus Rülzheim. Sie hätten weiterhin kurze Wege. Aus der VG Bellheim melden sich fast keine Kinder am EGW an. Rheinzabern liegt beinahe exakt in der Mitte zwischen den beiden Gymnasien, die es schon gibt und mitten Landkreis.

Berufsschule: Nähe zu Daimler wichtig

Dann ist da die Platzfrage: In Bellheim seien Räume nicht ganz so schnell frei, weil sie noch von Abteilungen der Kreisverwaltung belegt sind. „In Kandel sehen wir keine freien Räume“, so die Fachfrau. Zumindest bis der Neubau stünde. Bei diesem Punkt hakt es wiederum in Bellheim: Die Fläche für ein neues Gebäude sei schlicht zu klein. Auch an die Kooperation mit einer anderen gymnasialen Oberstufe wird bereits gedacht: Die wäre sowohl in Kandel als auch in Rheinzabern möglich.

Die Alternative, die Berufsbildende Schule (BBS) Wörth nach Rheinzabern auszulagern, war in der Standortanalyse außen vor. Denn Einwände gegen diese Idee führten sowohl die BBS-Schulleitung selbst als auch die Daimler Truck AG ins Feld. „Der größte duale Ausbildungspartner würde die Verlagerung der BBS nicht gutheißen“, fasst Schuldezernent Christoph Buttweiler (CDU) die Stellungnahme des Unternehmens zusammen, die bei der Kreisverwaltung einging. Auch die BBS will die Nähe zum Lkw-Werk nicht aufgeben. Die Schulleitung verweist zudem auf Funktionsräume, die in Rheinzabern nicht vorhanden seien. Außerdem sei die Sanierung des Standortes Wörth in vollem Gange, eine neue Werkstatt fast fertig und bereits Fördergelder in Millionenhöhe bewilligt. Die BBS-Standorte in Wörth und Germersheim lägen an den Rändern des Kreises schulstrategisch gut.

Schulleiter froh über die Pläne

Die Schulleiter des Goethe- und Europagymnasiums unterstützen die Pläne, ein drittes – wohl dreizügiges – Gymnasium im Landkreis einzurichten, berichtet Buttweiler auf RHEINFALZ-Nachfrage. Auch die Leitung der IGS Rheinzabern, die in die Beratungen im Vorfeld eingebunden war, spräche sich für einen gemeinsamen Schulcampus aus. Der müsse, so der Schuldezernent schnell kommen, denn „die Kinder stehen quasi schon vor der Tür“. Unterricht im Container sollte so kurz wie möglich ausfallen.

Das Votum der Ausschussmitglieder war am Dienstag recht eindeutig: Für ein drittes Gymnasium im Kreis Germersheim stimmten alle Anwesenden. Beim Standort wollten sich nur acht von zwölf auf Rheinzabern festlegen. Entschieden ist damit noch nichts. Der Schulträgerausschuss spricht eine Empfehlung aus. Das letzte Wort hat am 18. März der Kreistag.

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