Schönborn Am Samstag rollt ein Weihnachtsmarkt durchs Dorf

Auch vor dem Bergdorf macht der Klimawandel nicht Halt: Mit diesem Motivwagen haben die Schönborner – auf dem Foto Holger Müller
Auch vor dem Bergdorf macht der Klimawandel nicht Halt: Mit diesem Motivwagen haben die Schönborner – auf dem Foto Holger Müller als Weihnachtsmann sowie (von links) Phillip de Schutter, Silvia Walther und Lennard de Schutter – am Herbstfestumzug in Rockenhausen teilgenommen. Am Samstag fährt der Anhänger nun als rollender Weihnachtsmarkt durch die heimischen Gassen.

Normalerweise findet ein Weihnachtsmarkt an einem festen Platz statt – und dort gehen die Menschen dann hin. In Schönborn ist es am Samstag, 3. Dezember, allerdings umgekehrt: Denn da kommt der Weihnachtsmarkt zu den Menschen. Es ist nicht der einzige Beleg dafür, dass in der 110-Seelen-Gemeinde momentan so manches in Bewegung ist.

„Es ist mein Wunsch, die Menschen im Ort wieder mehr zusammenzubringen und die Kommunikation zu fördern.“ Oder: „Wir wohnen in einem paradiesischen Dorf – ich möchte, dass auch die Stimmung wieder paradiesisch wird.“ Sätze, die Nadja Müller Anfang des Jahres gesagt hat, als sie sich für die Nachfolge des wegen Umzugs zurückgetretenen Ortsbürgermeisters Dirk Braun beworben hat. Denn der Kontakt der Bürger untereinander sei – auch, aber nicht nur wegen Corona – in den vergangenen Jahren zusehends verloren gegangen, sagte die einzige Kandidatin der Urwahl, in der sie Anfang März mit 85 Prozent der Stimmen zum neuen Dorfoberhaupt gekürt wurde.

„Erst mal Schreck bekommen“

Rund neun Monate später macht die 43-Jährige im RHEINPFALZ-Gespräch keinen Hehl daraus, dass der ehrenamtliche Job für die berufstätige Mutter von vier Kindern fordernd und zeitaufwändig ist. Wichtiger ist ihr aber zu betonen, „dass sich unsere Anstrengungen in der Gemeinde lohnen, dass sich etwas getan hat“. Aus der gebürtigen Rockenhausenerin, die vor fünf Jahren mit ihrem Ehemann Holger, den Kindern sowie einer ganzen Menge Tiere nach Schönborn gezogen ist, sprudelt es bei der Frage nach positiven Veränderungen förmlich heraus: „Es fing schon an mit einem Arbeitseinsatz im Frühjahr, bei dem fast 20 Leute dabei waren.“ Zu einem Beisammensein an der Linde seien so viele Bürger gekommen, „dass ich erst mal einen Schreck gekriegt habe, als ich den Berg hochgekommen bin“.

Des weiteren gab es „ein wunderbares Maibaumfest – und ein weiteres Fest, als wir den Maibaum an den Ponyverein versteigert haben“, erzählt die Ortschefin. Ins Leben gerufen habe man ferner einen Hunde-Treff und ein Seniorencafé, zu dem sie künftig viermal im Jahr einladen will. „Die Teilnehmer waren total froh, wir sogar haben diejenigen, die schlecht zu Fuß sind oder im Rollstuhl sitzen, zu Hause abgeholt.“ Nicht zuletzt findet im Dezember eine Weihnachtsfeier mit Tombola, Musik- und Theaterbeiträgen von Groß und Klein statt.

Herbstfestumzug: Doppel-Zweiter bei Prämierung

Besonders gefallen – und hier beginnt die Geschichte des Weihnachtsmarkts – hat Müller die Mitwirkung der Schönborner am Herbstfestumzug in Rockenhausen. Und das nicht nur, weil bei der Prämierung der schönsten Nummern sowohl die Gemeinde bei den Motivwagen als auch der Ponyverein bei den Fußgruppen Platz zwei belegte. „Es war mir ein Anliegen, dass wir uns auch außerhalb des Ortes mal wieder präsentieren.“ Die rund 15 Helfer seien bereits im Vorfeld mit Feuereifer bei der Sache gewesen. „Wir haben uns einmal pro Woche bei Familie Walther getroffen, in ihrer Halle am Wagen gebastelt, zusammengesessen und viel gelacht.“

Gelacht haben auch die Zuschauer über das Ergebnis der Zusammenkünfte: Denn thematisiert hat Truppe, dass – soweit der ernste Hintergrund – der Klimawandel auch vor dem 420 Meter hoch gelegenen Schönborn nicht Halt mache. Mit der Folge, dass dort Heiligabend nun bei brennender Sonne in Flip-Flops gefeiert werde – im Beisein von Weihnachtsmann, Christkind und Elfen sowie unterlegt von Hits wie „Last Christmas“. Mit dem gleichen Motiv habe man auch am Katzenbacher Kerweumzug teilgenommen, berichtet Müller. „Das alles hat uns so viel Spaß gemacht, dass die Idee für den rollenden Weihnachtsmarkt entstand.“ Zumal sie schon länger den Gedanken an „ein kleines Event in der Adventszeit“ hatte.

Um 17 Uhr beginnt der mobile Markt

Am Samstag ist es nun soweit: Ab 14 Uhr wird wie gehabt bei Walthers der Anhänger geschmückt, dieser dann ab 17 Uhr von einem Traktor durch die Schönborner Straßen gezogen. „Wir werden alle paar Meter halten, bei den Bürgern klingeln und sie auf die Straße holen“, so die Bürgermeisterin. Und wer nicht zu Hause ist, wird (mindestens) eine zweite Chance erhalten: „Voraussichtlich drei, vier Runden“ wird das Gespann durch den Ort drehen, ehe bei ihr zu Hause im Hof der Abschluss stattfinden wird. Klar, dass auch Neugierige aus umliegenden Gemeinden willkommen sind.

Die Protagonisten auf dem Wagen werden die gleichen sein, nur die Ausstattung wird erweitert: „Es gibt Bratwürste, Waffeln, Glühwein und Kinderpunsch. Die Bewirtung übernimmt der Dorfförderverein gegen ein kleines Entgelt.“ Bleibt etwas hängen, kommt der Erlös Projekten im Ort zugute. Aber darum gehe es nicht vorrangig, so Müller: „Es ist ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg, die Menschen wieder mehr zusammenzubringen.“ Das zu Ende gehende Jahr habe gezeigt, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Der frische Wind, der ohnehin meist auf den Schönborner Höhen weht, bringt einiges in Bewegung. Sogar einen Weihnachtsmarkt.

Seit März 2022 Ortsbürgermeisterin von Schönborn: Nadja Müller.
Seit März 2022 Ortsbürgermeisterin von Schönborn: Nadja Müller.
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