Rheinland-Pfalz Blickpunkt: Der Rheinland-Pfalz-Tag in Annweiler
„Like ice in the sunshine I am melting away on this sunny day.“ Ich schmelze dahin wie Eis an einem Sommertag. Das spielen die Jukebox Heroes beim großen Festumzug. Wie wahr! Aber Durchhalten lohnt sich, es gibt viel zu sehen und zu hören aus dem ganzen Bundesland.
Den Gästen auf der Ehrentribüne am Hohenstaufensaal läuft der Schweiß in Strömen und Neid macht sich breit auf die Zuschauer auf der anderen Straßenseite: Die haben sich Liegestühle in den Schatten gerückt. Aber sie halten durch, die Minister, EU-, Bundes- und Landtagsabgeordneten, Landräte, Oberbürgermeister und alles, was Rang und Namen hat in Rheinland-Pfalz. Was bleibt ihnen auch anderes übrig: Ministerpräsidentin Malu Dreyer macht vor, was Durchhaltevermögen ist. Mit Strohhut und Fächer erwehrt sie sich der Hitze. Beim Sunshine Reggae oder dem Jäger aus Kurpfalz, gespielt vom Landespolizeiorchester, klatscht und swingt sie mit.
Biergläser mit Wasser gefüllt
12.25: Trommelschläge und schmetterndes Blech kündigen das Fanfarencorps Worms als erste der knapp 70 Zugnummern an. Die Rheinhessen waren Gastgeber des Landesfestes im vergangen Jahr. Die Nibelungenstadt hat einen Motivwagen mit einem schrecklichen Drachen entsandt. Ihm folgen das Stadt- und Burgvolk Annweiler sowie die Trifelsherolde als Repräsentanten des diesjährigen Gastgebers. Respekt vor allen Teilnehmern in ihren dicken samtenen Wämsern und den nimmermüden Fahnenschwenkern. Der Festumzug hat etwas früher begonnen, und allen Teilnehmern ist angesichts der Hitze eingeschärft worden, auf die Tube zu drücken und die Zwischenstopps vor der Tribüne knapp zu halten. So beschränkt sich der Lindwurm der Fußgruppen, Spielmannszüge und Festwagen auf etwa zweieinviertel Stunden. Der Wind und die Hoffnung auf Abkühlung, die kurz vor Beginn aufgekommen sind, haben sich schnell wieder gelegt. Ganz mutige Gäste nehmen anfangs noch ein Wein- oder Pilsglas von den Servicekräften in den schwarzen Westen, aber schon bei der zweiten Runde ist Sprudel in den Biergläsern. Später werden nur noch ganze Flaschen Wasser und Apfelsaftschorle durch die Reihen gereicht. Gegenüber der Tribüne hat sich der Südwestrundfunk eingerichtet: Er überträgt den Umzug. Eine Kamera am langen Schwenkarm schwebt über der Straßenmitte und hat das Geschehen voll im Blick. Das ist ein Querschnitt durchs Land, von Vulkaneifel und Westerwald bis runter in die Pfalz, die naturgemäß besonders stark vertreten ist. Da sind die Birkweilerer in Biedermeier-Kostümen und mit alten Kinderwagen, halt: hier heißt es Wägen. Oder die Ramberger Bürstenbinder mit allem, was Borsten hat. Auch eine ganze Pfälzerwald-Hütte rollt mit, gezimmert aus rohen Brettern und geschmückt mit Hirschgeweih und Wildschweinkopf.