Wirtschaft Streit um erste Klasse bei der Bahn

Bernd Riexinger, Chef der Partei „Die Linke“, will die erste Klasse in Regionalzügen abschaffen. Foto: dpa
Bernd Riexinger, Chef der Partei »Die Linke«, will die erste Klasse in Regionalzügen abschaffen.

Linke-Bundesvorsitzender Bernd Riexinger fordert eine Abschaffung der ersten Klasse in Nahverkehrszügen. „In Bussen kommen wir schon heute problemlos ohne Klassen aus. Die erste Klasse im Nahverkehr gehört abgeschafft“, sagte Riexinger. Es sei nicht einsehbar, dass sich bei einem Verkehrsmittel, das günstige Mobilität für alle bereitstellen soll, die „Besserverdienenden auf Kosten der allgemeinen Nutzbarkeit absondern“ dürften. „Bus und Bahn müssen gut für alle werden, statt überfüllt für die einen und fast leer für die anderen“, so Riexinger.

Widerspruch kam von CDU- und FDP-Politikern. „Sozialistische Gleichmacherei“, sieht der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann (CDU). „Gerade für Berufspendler über längere Strecken wird die Bahn damit nicht attraktiver, sondern deutlich unattraktiver“, sagte FDP-Verkehrsexperte Torsten Herbst. Die Forderung nach Abschaffung der 1. Klasse in Regionalzügen sei „eine Schnapsidee“. Der Fahrgastverband Pro Bahn nannte die Forderung Riexingers „groben Unfug“. Pro-Bahn-Ehrenvorsitzender Karl-Peter Naumann sagte: „Das Problem der überfüllten Züge ist nicht unbedingt die erste Klasse.“ Diese werde zwar nicht überall gebraucht, wohl aber im Berufsverkehr oder bei längeren Regional-Express-Fahrten, etwa auf Strecken wie Hamburg-Rostock und Berlin-Cottbus. Fahrgäste schätzten die Aussicht auf freie Sitzplätze und ruhiges Arbeiten im Zug. „Wenn ich mehr Platz schaffen will, brauche ich längere Züge“, sagte Naumann.

Auch die Deutsche Bahn (DB) sieht weiterhin Bedarf für eine erste Klasse in Regionalzügen. „Der Anteil der Erster-Klasse-Kapazitäten ist über die Jahre zurückgegangen, allerdings wird dieses Angebot weiterhin in vielen Regionen nachgefragt“, teilte ein DB-Sprecher mit. Die Konzernsparte DB Regio fahre im Auftrag der Besteller von Ländern und Kommunen und richte sich nach ihren Ausstattungswünschen. „Die Umwandlung aller Erster-Klasse- in Zweiter-Klasse-Bereiche würde die Sitzplatzkapazität nur sehr geringfügig erhöhen“, hieß es bei der DB. „Gerade auf längeren und touristisch geprägten Distanzen wird der Komfort der ersten Klasse von zahlreichen Fahrgästen geschätzt, die dafür auch bereit sind, einen entsprechenden Aufpreis zu bezahlen.“ In der ersten Klasse ihrer Regionalzüge gibt es laut DB 64.802 Plätze, in der zweiten Klasse sind es 931.934. In den Triebwagen der S-Bahn Rhein-Neckar mit rund 200 Sitzplätzen gibt es inzwischen nur noch zwölf statt anfangs 24 Erster-Klasse-Plätze.

Kommentar: Kein klassenloser Regional-Express

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