Rheinpfalz „Wufttada, Wufftada“

Wer zur MTV-Show eingeladen werden will, muss prominent sein, als Star, als Sportler oder als Politiker. Hier bekommt jeder Gast
Wer zur MTV-Show eingeladen werden will, muss prominent sein, als Star, als Sportler oder als Politiker. Hier bekommt jeder Gast musikalisch gehörig sein Fett ab. Auch die MTV-Gruppe ist ein fester Bestandteil und Höhepunkt der Neecher-Fasnacht.

„Zuviel geht schief und läuft nicht rund. Die Welt dreht durch, ich kenn’ den Grund: Es fehlt der Spaß im Ernst der Lage. Wir Narren müssen’s richten, keine Frage“, gab Sitzungspräsident Michael Teuscher bei seiner launigen Begrüßung vor, unterstützt von André Flammann. Und die närrischen Merzalwer Neecher richteten es tatsächlich wieder, in diesem Jahr zum 33. Mal – mit 59 närrischen Aktiven auf der Bühne.

Es traten auf: Politikprominenz, Hawaiianer, Gräfenstein-Girls, Urwaldneecher, Putzfrauen, Maya-Amazonen und drei tolle Garden – der Stolz des Faschingsausschusses. Farbenprächtig tummelten sich Piraten, Robin Hoods, Biene Majas, Hexen und Hexer, Matrosen, Kapitäne, Rugbyspieler und Clowns im geschmückten Saal des Fußballclubs. Stimmungsvoll starteten die Jecken traditionell mit dem Musikverein Merzalben in den Abend. Schon stürmte die kleine gemischte Garde mit zwei tanzgewandten Jungs die Bühne. Der einzige auswärtige Teilnehmer, das Männerballett aus Thaleischweiler, zeigte einmal mehr, wie man das Publikum ruckzuck von den Sitzen reißen kann, und das schon bei der zweiten Nummer. Hervorragend seine originelle Umsetzung in „Jürgens Traumland“. Ein akrobatisches Spektakel der Sonderklasse. Als erster in der Bütt: Manfred Kreuter. Er gab private und intime Infos über seine Schönheitsfarm. Da muss an dieser Stelle einmal das – an beiden Abenden – sehr aufmerksame Publikum gelobt werden: einfach klasse, wenn die Beiträge so gewürdigt werden. Bei Manfred „wird jede auf Schönheit getrimmt; die Hauptsach’ ist, die Kasse stimmt!“ Über solche Besuche braucht sich Funkenmariechen Hannah Fink noch keine Gedanken zu machen. Mit mädchenhaftem Charme und tänzerischem Können überzeugte sie alle. Dann fetzten die Gräfensteiner Showgirls über die Bühne. Mit ihren „99 Luftballons“, mit „Ich will Spaß, ich geb’ Gas“, tollen Showtanznummern, ernteten die Teenager begeisterten Applaus. Kontrastprogramm war angesagt: urtümlich, vielfältig, farbenprächtig. Es eroberte „ungewollt“ eine Putzfrauenkolonne die Bühne. Lockenwickler im Haar, Strickstrümpfe, Schlabbe, Besen, Putzeimer und natürlich die Kleiderschürze an. Ein uriges, kurioses Saubermachspektakel, dem das Erscheinen der beiden bildschönen (männlichen) Kammerzofen quasi die Putzkrone aufsetzte. Nach soviel Putztamtam wurde es blitzschnell ruhig, aufmerksam und spannend: Die Neecher-Harmonists (Jochen Haas, Uwe Malvaso, Andre Flammann, Matthias Ernst, Michael Teuscher; es fehlte erkrankt Thomas Ginder), das Flaggschiff der Merzalber Fasnacht, waren angesagt. Was sie gesanglich auftischten, das war schon Musikkost der besonders feinen und auch belustigenden Art. Die begeisterten Fans durften in ein Pfeifkonzert einstimmen und es gab für die klasse aufspielende Band „Three J’s“ einen Extrasong, der die Jecken von den Sitzen holte. Mit dem Lied zu Ehren des anwesenden Verbandsbürgermeisters Wolfgang Denzer – „Der Rodalber Hund, der schmeckt so lecker und ist so gesund“ – brachen alle Dämme. „Wufttada, Wufftada“, alles bellte mit. Leuchtstäbe hoch, stehende Ovationen und Zugaberufe waren der verdiente Lohn. Wer glaubte, dass es in der zweiten Runde etwas ruhiger zugehen würde, irrte gewaltig. Einen topmodernen Gardetanz zur Musik aus „Dirty Dancing“ legte die mittlere Garde hin. Frauenpower war angesagt: Bildhübsche Amazonen zeigten einen ganz außergewöhnlichen Maya-Kriegerinnen-Tanz zu Dschungelklängen. Ideen muss man halt haben. Dann ging es nach Afrika. Ein prächtiger, wild umhertanzender Stammeshäuptling kämpfte mit einem frechen Löwen(menschen), dazwischen gesellten sich Giraffen, Trommler und der Harem. Auch der Fanclub Sexerrat gab alles, die Stimmung kochte hoch. Traditionell ist die MTV-Show ein Aushängeschild der Merzalber Prunksitzung. Moderatorin Sylvia Teuscher kündigte Polit- und Sportprominenz an: Frank Ribery (Markus Fath) mit seinem „vergoldeten Steak“ und, zum zweiten Mal in seiner pfälzischen Heimat, der Präsident der USA, Donald Trump (Michael Teuscher) als „Puppenspieler von Mexiko“. Und Theresa May (Alexander Sefrin) musste wegen des angestrebten Brexits ebenfalls Federn lassen. Eine Stippvisite machte der „berühmteste Knastbruder Bayerns“, Uli Hoeneß (Jörg Eser), der als Retter des FCK in die von ihm ungeliebte Pfalz reiste. Aus seinem skandalreichen Leben berichtete Jan Ullrich (Christopher Eser). Drastischer Szenenwechsel: Bestattungsunternehmer Erhard Gries nahm mit rabenschwarzem Humor seine Gilde ins Visier. Kostproben gefällig? Früher habe er Kohle zu Asche gemacht. Heute mache er Asche zu Kohle. Aha. Er baut Särge für Ikea, was für „ Ich kriege euch alle“ steht. Den Grabstein eines Geisterfahrers ziert: „Er war, das haben wir geschätzt, entgegenkommend bis zuletzt.“ Danach musste die große Garde mächtig powern, um die trüben Gedanken zu verjagen. Sie zeigten ein furioses Feuerwerk an Choreographie und Harmonie bei ihrem Pur-Medley. Barfuß, bauchfrei, unter Hawaiiklängen zog mit dem Männerballett Karibikflair bei den Neechern ein. Alles sang mit, auch die abschließende Merzalber Fasnachts-Hymne.

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