Eisenberg Wenn das Wunschkind nicht kommen will

Um ungewollte Kinderlosigkeit geht es am heutigen Dienstag, 18 Uhr, bei der Patientenakademie im Personalspeiseraum des Westpfalz-Klinikums Kirchheimbolanden. Referent ist Dr. Robinson Ferrara, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Jutta Glaser-Heuser sprach mit ihm.

Dr. Ferrara, ab wann müssen Paare sich Sorgen machen, wenn sich ihr Kinderwunsch nicht erfüllt?

Wir sprechen von „unerfülltem Kinderwunsch“ dann, wenn sich nach zwölf Monaten trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft einstellt. Was sollten die betroffenen Paare dann tun? In der Regel liegen die Ursachen bei etwa 55 Prozent auf weiblicher Seite und etwa 45 Prozent auf männlicher Seite. Daher sollten Mann und Frau sich immer zusammen gründlich untersuchen lassen. Der Mann sollte durch einen Urologen – auch Andrologen – untersucht werden. Die Frau sollte ihren Gynäkologen aufsuchen und nach entsprechender gynäkologischer Untersuchung, Hormonuntersuchung und Zyklusmonitoring, also die Feststellung eines Eisprungs, ihre Empfängnisbereitschaft einschätzen lassen. Auch die Krankengeschichte beider ist sehr wichtig, da beispielsweise Kinderkrankheiten für die Kinderlosigkeit verantwortlich sein können. Welche Therapien gibt es, und welche davon werden im Westpfalz-Klinikum angeboten? Die Untersuchung des Mannes sollte über die niedergelassenen Urologen durchgeführt werden, mit denen das Westpfalz-Klinikum eng kooperiert. Für die Frauen führt der erste Weg zum Gynäkologen. Dort wird der weitere Weg festgelegt. Gegebenenfalls werden die Patienten zur weiteren Diagnostik und Therapie an uns weitergeleitet. In Frage kommen dabei operative Eingriffe wie Gebärmutterspiegelungen, Eileiterprüfungen, Eileiterwiederherstellungen, die Entfernung von Myomen aus der Gebärmutter und die Entfernung von Verwachsungen. Außerdem bieten wir spezielle Stimulationsprogramme an. Wie ist Ihre Erfahrung, nutzen Paare die Hilfsangebote der Medizin oder gibt es da eine Barriere? Leider ist der Weg oft sehr weit, bis damit angefangen wird. Es wird mit guten Ratschlägen und Vertröstungen oft wertvolle Zeit verloren. Aussagen wie, „das liegt am Stress“ oder „gönnen Sie sich einfach mal einen langen Urlaub, dann klappt das schon“, sind leider wenig hilfreich und verzögern eine Diagnostik – und damit auch die Therapie – oft um Jahre. Hinzu kommen die gesellschaftlichen Voraussetzungen. Erst die Karriere, dann der Traumprinz, dann das Haus und dann folgt erst der Kinderwunsch – so altern beide, und es ist nun einmal so, dass die natürliche Fruchtbarkeit altersbedingt nachlässt. Bis dann die vollständige Diagnostik gemacht und eine Therapie durchgeführt wurde, vergehen schnell erneut Monate bis Jahre.

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