Rheinpfalz „Singen ist mein Leben“

Kantorin Irene Schehl nimmt Abschied von Erlenbach.
Kantorin Irene Schehl nimmt Abschied von Erlenbach.

«ERLENBACH.» Es sind schon ein paar Jährchen, in denen Irene Schehl aus Erlenbach in der Aegidius-Kirche unterm Berwartstein den Ton angibt. Bereis seit 34 Jahren ist sie im Kirchendienst tätig.

Angefangen hatte alles, als sie darauf angesprochen wurde, bei einer Hochzeit zu singen. Sie sagte spontan zu und gestaltete die Hochzeit in Erlenbach mit. „Die Begeisterung war so groß gewesen, dass sich daraufhin im Dorf eine Singgruppe bildete“, erinnert sich Irene Schehl. „Wir waren schließlich 20 Personen. Männer kamen dann hinzu und wir konnten nun mehrstimmig singen.“ In den folgenden Jahren wurde die Gruppe immer öfter für festliche Anlässe, kirchliche Feiern wie Fronleichnam, Weltgebetstage, Erntedank, Weihnachtsgottesdienste und Beerdigungen gebucht. „Alle Programme für die Feierlichkeiten habe ich selbst erstellt. Dabei hatte ich immer Bedenken, ob die Sänger auch meine Planungen mitmachen.“ Doch es funktionierte, und zum Gesang kamen Flöten und Gitarren hinzu. „Waren meine Bedenken zu groß, bat ich die Sänger des Singkreises am Berwartstein mitzuwirken.“ Nicht nur in Erlenbach war die Singgruppe aktiv, sondern sie wirkte auch in Niederschlettenbach bei großen Festen wie dem Annatag, der Christmette, der Osternachtsfeier oder den Kommunionjubiläen mit. Hier hatte sie mit Trudel Schneider-Dubbernell eine ideale Partnerin. „Wir waren ein gutes Team sowohl im Gesang als auch beim Gitarrenspiel.“ Irgendwann jedoch begann die Singgruppe alters- und krankheitsbedingt zu schwächeln. Wegen fehlender Sänger konnte die von Schehl erwartete Qualität nicht mehr geboten werden. Ihr Motto lautet: „Wenn ich was mache, dann mache ich es richtig. Nachwuchs gab es leider nicht. Deshalb gab ich die Singgruppe auf. Ich habe mich aber bereiterklärt, meine Möglichkeiten weiter der Kirche zur Verfügung zu stellen.“ In Zusammenarbeit mit Organist Philipp Baron war sie dann als Kantorin tätig. Dazu gehörte es, bei allen Gottesdiensten und Beerdigungen als Vorsängerin dabei zu sein. „Mein Mann und ich mussten manchmal auf Konzertbesuche verzichten, weil der Gottesdienst eben vorging.“ Natürlich war auch manches vorzubereiten. Der Liedplan wurde oft erst in der Sakristei erstellt, weil die Zeit zu knapp war. Irene Schehl kam vor 56 Jahren nach der Hochzeit mit Kurt von Gleiszellen nach Erlenbach. „Ich wohnte noch nicht in Erlenbach, da habe ich schon beim Singkreis am Berwartstein unter Werner Kuhn mitgesungen. Mit ihm waren wir befreundet.“ Als es bei ihm gesundheitlich nicht mehr ging, baten die Sänger sie, die Chorleitung zu übernehmen. „Ich hatte damals keine Ahnung, habe mich dann aber relativ gut eingearbeitet.“ Beim Singkreis organisiert sie alles ehrenamtlich, vom Erstellen der Programme über das Verpflichten von Solisten bis zum Dirigieren. „Wenn ich aber das Gefühl habe, dass wir schwächeln, hör ich lieber auf“, sagt die immer akkurat arbeitende Sängerin. Das war der Fall gewesen, als einige Männer erkrankten. Stimmen fehlten und das Niveau sank, weshalb sie beim Singkreis aufhörte. Ganz banal ist es, wie sie zum Singen gekommen war: Ihr Lehrer hatte sie in der Schule angesprochen, und fortan sang sie im Kirchenchor in Gleiszellen. „Singen ist mein Leben“, sagt sie noch heute begeistert. Ein solches Ehrenamt zu bekleiden, ist nur möglich, wenn auch der Partner mitspielt. Kennengelernt hat sie ihren Kurt im Bekleidungsgeschäft Bossert in Bergzabern, wo sie beschäftigt war. „Erlenbacher sind oft zu mir ins Geschäft gekommen, haben viel anprobiert und mich in Gespräche verwickelt. Gekauft hat aber keiner was“, sagt sie lachend. Ihr Kurt war die ganzen Jahre sehr einfühlsam. Er sang dann selbst im Chor und in der Singgruppe bis zuletzt mit. Die Frau, die nie einen Chorleiter-Lehrgang besuchte, hat dann selbst Konzerte gegeben und dem Chor immer wieder Ziele gesteckt. So ist sie mit ihren Sängern in der ganzen Südpfalz aufgetreten. „Ich singe leidenschaftlich gerne, das macht mich zufrieden und ausgeglichen“, bekennt sie. Nun beginnt das Paar jedoch einen neuen Lebensabschnitt. Irene und Kurt Schehl brechen die Zelte in Erlenbach ab und ziehen nach Landau, wo auch ihre beiden Kinder wohnen. Im Sonntagsgottesdienst wurden sie feierlich verabschiedet. Barbara Zickgraf bedankte sie bei der Kantorin im Namen der Pfarrei Heiliger Petrus mit einem Präsent. Gemeindeausschuss-Vorsitzender Wilhelm Kullick würdigte ihre Verdienste in der Gemeinde. Trudel Dubbernell-Schneider blickte auf ihre Tätigkeit in Niederschlettenbach zurück. Etwas wehmütig bedankte sich die Geehrte bei den „guten Geistern“ und den Organisatoren der Feier. „Ihr habt mir eine riesige Freude bereitet“, sagte die sichtlich gerührte Irene Schehl, die bereits mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet ist.

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